Review
von Leimbacher-Mario
Rodans Stuntdouble
„The Giant Claw“ ist einer der trashigsten und unterhaltsamsten Monsterfilme seines (von dieser Art schon nicht armen) Jahrzehnts. Über die Jahre ist er gar zu einem echten Kultvehikel gereift, mit enormer Fangemeinde und vielen Bewunderern. Mich kann man ab sofort dazuzählen, da mich dieser riesige Monstervogel aus dem Weltraum vollkommen umgehauen hat. Genauso wie seine ersten Zuschauer damals, die ihn wohl erbarmungslos ausgelacht haben, nicht immer aus den richtigen, beabsichtigten Gründen, aber Spaß und Begeisterung sind eben Spaß und Begeisterung, egal woher sie kommen. Und „The Giant Claw“ hat das Kind in mir mit dem Trashfan in mir derart geschickt verschmolzen, dass ich hier durchaus schon von Liebe auf den ersten Blick sprechen kann. Doch eins nach dem anderen...
Um „The Giant Claw“ ranken sich viele nette Legende. Er beruhe auf einer Verschwörungstheorie, nach der die US-Regierung tatsächlich mal auf ein solch massives Wesen getroffen sei und es zur Strecke gebracht hat, dies seitdem erfolgreich vertuschen konnte. Ahja... Kommen wir zu wahrscheinlicheren Theorien und Mythen. Herr Harryhausen sollte eigentlich das Monster entwerfen, wurde dann aber zu teuer und musste grobschlächtigen mexikanischen FX-„Zauberern“ weichen. Das stimmt, das sieht man. Zum Glück, muss man fast sagen. Außerdem sollen die Darsteller das gefiederte „UFO“ erst bei der Premiere auf der Leinwand das erste Mal gesehen haben, nur um sich dann unter tosendem Gelächter aus dem Kino zu schleichen. Das ist auch nicht unwahrscheinlich, war diese Art von Filmfreude damals doch noch arges Neuland. Und was sicher und zum Glück stimmt: die heiße Frau Corday war ein Playmate.
Jetzt aber genug mit den erheiternden Gerüchten und Geschichten - was kann dieser Trash-Vorreiter, bei dem das Publikum damals so mit das erste Mal wirklich gemerkt hat, dass auch ein Film toll sein kann, über den man an vielen falschen Stellen lacht? Eine Menge! „The Giant Claw“ ist eigentlich ein nicht komplett unkompetenter Monstermovie, ernst und typisch heruntergekurbelt. Von dem selben Studio, dass zu der Zeit „Lawrence of Arabia“ oder „Die Brücke am Kwai“ im Petto hatte. Kein Witz. Er hätte damals sicher zumindest Kindern und unerfahrenen Zuschauern etwas Angst und Ehrfurcht einflößen können. Aber dann kommt eben das Monster und Herzstück des Films - und zack, es fällt alles in sich zusammen und wird gleichzeitig aber auch auf ein komplett neues Level gehoben. So groß wie ein „Battleship“, was oft genug im Film wiederholt wird, so witzig wie damals noch kein „furchterregendes“ Monster zuvor. Und das nur wenige Monate bevor Rodan dem westlichen Publikum vorgestellt wurde. What a time to were alive! „The Giant Claw“ ist ein einziger großer Kalauer. Er vergeudet kaum Munition und Zeit, hatte keine Ahnung, was für ein ikonisches Plastikmonster er da auf die sich beömmelnde Welt losgelassen hat und aus heutiger Sichtweise muss man ihm eine enorme Bedeutung zugestehen. Eine gewinnende Unschuld und Unwissenheit erst recht. Wenn ihm selbst der neue, gigantische „Godzilla: King of Monsters“ aus diesem Jahr Ehre und Hommage erweist...
Fazit: Angry Bird from Trashmanien. Einer der bizarrsten und (unfreiwillig) lustigsten Monstermovies of all time. One ugly lookin' motherfu**er! Herrlich schön. Vogelfrei und voll daneben. Das waren noch Zeiten. Ein außerirdischer Truthahn (?!?), groß wie ein Panzerkreuzer und schnell wie der Schall, gefräßig wie sieben Tage Fasten und hässlich wie drei offene Knochenbrüche. Mit Ziehharmonika-Hals und Elvis-Tolle, Brunftschrei und Silberblick. „The Giant Claw“ ist Pflichtprogramm, genauso wie manch ein Ed Wood. Als Tupfen auf dem i der Sprecher der Twilight Zone obendrauf. Schade, dass es nie zu einem Godzilla-Crossover kam...