Seit einigen Jahren engagiert sich Hollywood-Star George Clooney mit seinen Filmen zusehends stärker für politisch brisante Themen. Ob in "Syriana" oder "The Ides of March", bei dem er auch Regie führte - immer wieder behandeln seine Rollen aktuelle politische und wirtschaftliche Missstände.
So auch der Wirtschafts-Thriller "Michael Clayton", in dem Clooney einen Mitarbeiter einer riesigen Anwaltsfirma spielt, dessen Freund und Kollege durchdreht, als er einen Farm-Konzern gegen eine Sammelklage vertreten soll. Zwischen allen Fronten gefangen, weiß Clayton nicht, wie er am besten vorgehen soll - und landet am Ende auf der Abschussliste des Konzerns, der seine dunklen Machenschaften mit allen Mitteln vertuschen will.
In eleganten, klug komponierten Bildern erzählt der Film seine brisante Story von kapitalistischer Gewinnsucht und längst verloren gegangener Moral. Dabei wirken die Szenen oft symbolhaft: Wenn am Anfang Claytons Navi den Geist aufgibt (aus einem Grund, der dank einer sehr gelungenen Rückblendenkonstruktion, durch die viele anfängliche Szenen später ganz anders interpretiert werden können, erst gegen Ende bekannt wird), nimmt dieses Bild seine stetig zunehmende Verlorenheit zwischen den Parteien vorweg. Schon die Einstiegssequenz nimmt den Zuschauer sofort gefangen: Da fährt die Kamera ruhig, aber von leiser treibender Musik unterlegt, durch die Räume eines riesigen Bürokomplexes, während aus dem Off die Stimme eines offensichtlich manisch-paranoiden Mannes zu hören ist, der über den Schmutz seines Geschäfts sinniert. Danach werden direkt hintereinander alle wichtigen Figuren vorgestellt - es braucht ein paar Minuten, sie alle richtig einzuordnen in diesem komplexen Netz, aber man ist nie ernsthaft gefährdet, die Orientierung zu verlieren, was der cleveren Inszenierung zu verdanken ist.
Darüber hinaus begeistern vor allem Clooney als immer stärker zweifelnder Mann für die Drecksarbeit und Tilda Swinton als ebenso gewissenlose wie labile Konzernchefin mit ihrer ungeheuer intensiven Darstellung. Clayton ist ein sehr komplexer Charakter: Gefangen zwischen seinem Beruf, der zerbröckelnden Freundschaft zu dem Anwalt, der alles erst in Gang setzt (und dem er wegen seiner Schulden nicht nur aus freundschaftlichen Gründen helfen will), und dem Sohn, den er vernachlässigt, kämpft er an mehreren Fronten gleichzeitig - und schafft es irgendwie, zumindest an einigen zu gewinnen. Seine moralische Läuterung erfolgt still und ohne aufgesetzte Emotionen, was der ganzen Situation umso mehr Glaubwürdigkeit verleiht. Und Tilda Swinton beweist einmal mehr ihre schauspielerische Genialität, indem sie ihre Figur als zerrissene Frau gibt, die emotional und psychisch längst an ihrer Arbeit zugrunde gegangen ist, aber trotzdem immer weiter macht. Nur in wenigen Szenen scheinen diese emotionalen Abgründe unter ihrer eiskalten Fassade hindurch, das aber so intensiv, dass sie den ganzen Film über eine Aura von Gehetztheit umgibt.
Dank der souveränen Kameraführung, komplexen und deshalb glaubwürdigen Figuren und großartiger Darsteller gelingt "Michael Clayton" das Kunststück, eine brisante Story mit gesellschaftskritischen Untertönen als spannenden und dramatischen Unterhaltungsfilm zu inszenieren, der im Gegensatz zu einigen Genre-Kollegen sogar ein positives Ende bietet (auch wenn solche Lösungen wohl in der Realität weiterhin Utopie bleiben werden). Ansehen unbedingt empfehlenswert!