Review

"Ich bin Shiva, der Gott des Todes"

Michael Clayton arbeitet bei einer New Yorker Anwaltskanzlei und löst dort einige Aufgaben hinter den Kulissen (Er selbst bezeichnet sich als "Müllmann"). Aufgrund seiner finanziellen Probleme ist er auf diese Arbeit angewiesen, obwohl er sie hasst. Als der brilliante und psychisch labile Anwalt Arthur Edans in einem wichtigen Fall durchzudrehen und die Seiten zu wechseln scheint, versucht Clayton ihn umzustimmen, muss aber schnell feststellen, dass sein Kollege tatsächlich etwas über den Klienten, den Hersteller eines tödlichen Unkrautvernichters der Hand hat und, dass dieser für den Tod von über 400 Menschen verantwortlich ist. Dann wird Edans auch noch ermordet und die Jagd auf Clayton wird eröffnet.

Die Story ist sicherlich nicht neu. Es gab schon einige Justiz-Thriller dieser Art und mit ähnlicher Handlung. Michael Clayton kann leider nichts Neues liefern. Aber an Originalität mangelt es dennoch kaum, da Autor und Regisseur Tony Gilroy einige Nebenhandlungen einfließen lässt und die zentralen Figuren und Ereignisse gut miteinander verschachtelt. Darüber hinaus gibt er sich viel Mühe mit der Konstruktion seiner Hauptfigur Michael Clayton. Sein Charakter gewinnt schnell an Tiefe, wodurch der ganze Film auf einer relativ emotionalen Ebene ablaufen kann. Auch der Gewissenskonflikt von Clayton wird hervorragend dargestellt und rückt schnell in den Mittelpunkt des Films. Nur beim Ende hätte sich Gilroy mehr Mühe geben können, da es leider ziemlich vorhersehbar ist und nach einem stereotypen Muster verläuft. Alles in allem ist die Story nicht sonderlich innovativ, dafür aber solide und mit Tiefe, vor allem da das zentrale Thema um Ethik, Loyalität und Pflicht sehr gut behandelt wird.

Der Film läuft langsam an, zumal erst einmal Ereignisse zu sehen sind, die erst im Mittelteil der Handlung geschehen. Nachdem der Zuschauer also unvorbereitet in die Handlung geworfen wurde, beginnt der Film dann endlich mit dem Anfang der Handlung und zeigt, wie es zum bereits Gesehenen gekommen ist. Der Film braucht durch diese Umsetzung natürlich relativ lang um endlich einen soliden Unterhaltungswert zu entwickeln, doch dann nimmt er schnell an Fahrt auf und kann sich kontinuierlich steigern. Zum Ende hin ist der Film dann richtig spannend und wenn dann die am Anfang gezeigten Szenen noch einmal aus einem anderen Blickwinkel erzählt werden, ist der Film perfekt. Das anschließende Finale ist dann leider sehr absehbar und wenig ideenreich. Alles in allem ist der Unterhaltungswert aber ordentlich.

Die Musik ist größtenteils leise und melancholisch, sie tritt nur selten in den Vordergrund, weshalb sie sehr gut zum langsamen Erzähltempo passt. Die Kulisse ist gut gemacht, einige Stadtaufnahmen von New York können gut eingefangen werden. Alles in allem wirkt der Film sehr düster und bedrohlich. "Michael Clayton" gehört definitiv zu den Filmen, die auf Atmosphäre, statt auf Hollywood-Effekte setzen. Tony Gilroy leistet in seinem Regiedebüt also hervorragende Arbeit. Nachdem er bereits die Drehbücher zu Blockbustern wie "Im Auftrag des Teufels", "Armageddon" oder "Die Bourne Identität" schrieb, kann er erstmals sein Talent als Regisseur unter Beweis stellen und wurde sowohl als Autor, als auch als Regisseur für den Oscar nominiert.

George Clooney (Michael Clayton) spielt einmal mehr hervorragend. Nach seiner Zeit bei "Emergency Room" hat er sich enorm weiterentwickelt. Nach seinem Oscar für "Syriana" und seiner hervorragenden Arbeit in "Good Night and Good Luck" zeigt er sich einmal mehr von seiner stärksten Seite und verkörpert den Drahtzieher hinter den Kulissen einer Anwaltskanzlei hervorragend. Clooney beweist, und das gefällt mir, dass er tatsächlich daran interessiert ist, sich weiter zu entwickeln, denn seine Gage war nicht sonderlich hoch, die Oscar-Nominierung ist gerechtfertigt. Tom Wilkinson (Arthur Edens) spielt den depressiven, aber genialen Anwalt hervorragend und wirkt sehr glaubwürdig, sodass seine Oscar-Nominierung ebenfalls gerechtfertigt ist. Nachdem Clooney und Wilkinson bei den Oscars leer ausgegangen waren, wurde Tilda Swinton als Vertreterin das Pharmaunternehmens dann schließlich prämiert. Ich persönlich kann dies nicht nachvollziehen, da sie zwar gut spielt, ihr Part aber sehr kurz ausfällt. Alles in allem ist der gesamte Cast, zu dem übrigens noch Sydney Pollack gehört, wirklich hervorragend.

Fazit:
Michael Clayton ist guter Thriller. Die Handlung hat Tiefe und die einzelnen Wendungen sind gut ineinander verwoben, auch wenn der Film wenig innovativ ist und kaum neue Ideen liefert. Der Unterhaltungswert ist ordentlich, auch wenn er stellenweise in den Keller rutscht. Tony Gilroy kann in seinem Regie-Debüt wirklich hervorragende Arbeit leisten, genauso, wie die 3 Oscar-Nominierten und prämierten Darsteller, ohne die der Film nicht möglich gewesen wäre. Das zentrale Thema um Ethik und Loyalität wird hervorragend behandelt. Der Film ist somit sehr empfehlenswert, wer jedoch einen lustigen Justiz-Thriller mit einem charmanten Clooney wie in "Oceans eleven" erwartet, der wird bitter enttäuscht werden. Der Film ist mehr Drama als Thriller.

Details
Ähnliche Filme