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Kein Schauspieler sieht so gut in einem Anzug aus wie George Clooney. Deshalb ist es auch gut, dass er wieder mal einen Anwalt spielt und nicht einen seltsamen vollbärtigen Geheimagenten (Syriana).

Sonderlich spannend oder revolutionär ist Michael Clayton allerdings nicht. Im Prinzip ist es ein ziemlich konventioneller Wirtschaftskrimi.

In den ersten 30 Sekunden denkt man noch: Hoppla, was kommt denn jetzt für eine komplizierte Geschichte, aber dann folgt doch ein sehr gewöhnlicher Anwaltskrimi, der kaum aneckt und viel schwächer ist, als vergleichbare Produktionen. Noch nicht mal das Ende ist sonderlich überzeugend.
Es geht um eine Anwaltskanzlei, die einen großen Chemiekonzern gegen die Sammelklage von Bauern vertritt. Hauptfigur ist jedoch nicht der prozessierende Anwalt, sondern dessen Kumpel, der den (kurzfristig durchgeknallten) Anwalt wieder aufbauen soll.

Wofür die vielen Oscarnominierungen erfolgt sind, kann man sich nach dem Sehen des Films überhaupt nicht erklären. Auch der gewonnene Nebenrollenoscar für Tilda Swinton kommt überraschend – nicht etwa, weil sie schlecht spielt, (das tut sie nicht) aber ihre Rolle ist eindimensional und erfordert keine Zwischentöne.
Swinton spielt eine Figur ohne Geschichte und ohne Entwicklung. Große Schauspielkunst kann man da weder zeigen noch erkennen.
Clooney hingegen ist natürlich der Hingucker des Films. Er ist die meiste Zeit über Ernst, guckt häufig grimmig – aber sonderlich glaubwürdig ist seine Figur nicht. Angeblich spielt er einen „Ausputzer“ einen Anwalt, der bei schwierigen Fällen eingreift und entweder den Anwalt oder die Mandanten beruhigt – ohne vor Gericht tätig zu sein.
Aber selbst wenn es solche Typen in großen Kanzleien wirklich gibt, stört an der Rolle, dass Clooney die Figur komplett ohne Ecken spielt.
In jeder Szene ist er ein Gutmensch, hilft allen, hat Vertrauen und weiß trotzdem, wie Dinge anzugehen sind. Irgendwann würde man auch gerne mal sein Scheitern oder die dunkle Seite seines Charakters sehen, doch das gibt es nicht. Der Film bleibt dadurch, wie gesagt ein sehr konventioneller Thriller ohne Tiefgang.
Auch das Auftreten von Altstar Sydney Pollack (Clooneys Chef in der Kanzlei) ändert daran nichts.
Schlecht ist der Film zwar nicht. Teilweise ist er sogar ganz spannend. Aber im Prinzip nichts Besonderes. Solide Unterhaltung mit einem gutaussehenden Clooney. Aber für Männer fehlt ein attraktiver weibliche Part.

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