Maximal sieben Oscars könnte Tony Gilroy, der hier erstmals den Regiestuhl betritt, aber bereits mehrere ausgezeichnete Drehbücher verfasste, in diesem Jahr einheimsen.
Mit dem Thriller-Drama, dass die Richtung von „Erin Brockovich“ einschlägt und in leisen Tönen einen George Clooney als Spielball zwischen juristische Instanzen in den Mittelpunkt stellt. Keine leichte Aufgabe, denn trotz mangelnder Originalität der Prämisse wird dem Betrachter eine Menge an Geduld und Konzentration abverlangt.
Clooney mimt Clayton, den resignierten „Ausputzer“ einer großen New Yorker Anwaltskanzlei, dem im Leben nicht nur Schulden, familiäre Sorgen und sein undankbarer Job plagen, denn just steht sein Auto in Schutt und Asche, weil eine Autobombe darin explodierte. Er geriet ins Fadenkreuz, nachdem er sich mit den Untersuchungen seines psychisch angeschlagenen Kollegen Edens (Tom Wilkinson) vertraut machte, der die Millionenklage eines Chemiekonzerns abwenden sollte, aber zum Saboteur wurde.
Nun steht Clayton unter der Beobachtung von Crowders (Tilda Swinton) nicht gerade zimperlich vorgehenden Organen.
Auf eine wahre Geduldsprobe sollte sich der Zuseher von Beginn an einstellen, denn die überaus ruhige Erzählweise macht einem den Zugang nicht sonderlich leicht.
Zunächst ist kaum ein roter Faden erkennbar, auch wenn der Plot ein wesentliches Element schon recht früh verrät, um es später aus verschiedenen Sichtweisen in Parallelmontage zu wiederholen, - Hauptfigur Clayton ist über weite Strecken kein sonderlich interessanter Charakter der Sympathie aufkommen lässt, seine Emotionen kommen dank eines herausragenden Clooney nur vereinzelt zum Ausdruck, doch Einfluss auf das Gesamtgeschehen übt er lange Zeit nicht aus und überlässt anderen, teilweise etwas zu vielen Nebenfiguren, das Feld zwischen Korruption, Macht und überhaupt nicht vorhandener Moral zu bestreiten.
Erst im Verlauf bilden scheinbare Nebensächlichkeiten wie das Fantasy-Spiel von Claytons Sohn, sein Bruder, dessen finanzielle Schulden er auf seine Kappe nimmt und die Vorbereitungen auf ein TV-Interview Licht ins verwinkelt erzählte, oft etwas zu dialoglastige Treiben. Dabei begeht man gegen Ende jedoch den Fehler, ein wenig zu arg konstruierte Gegebenheiten einzuflechten und Unwahrscheinlichkeiten unterzubringen, die lediglich der moralischen Zufriedenheit des Publikums dienen sollen, genauer betrachtet aber hanebüchen erscheinen.
Nicht zuletzt fragt man sich, warum der mitten in der Einöde aussteigt, auf eine Anhöhe latscht, nur um sich drei Pferde anzusehen.
Auf den Punkt kommt jedoch das Zusammenspiel der mächtigen Instanzen, denn es geht um Milliarden, ein geheimes Memorandum und eine Klientin, die wie Saboteur Edens unter ständiger Beobachtung der Mittelsleute steht.
Stellvertretend hierfür stehen die drei Oscarnominierten Clooney, Swinton und Wilkinson, wobei der Letztgenannte den mit Abstand interessantesten und dramaturgisch effektivsten Charakter performt und mit seinem kryptischen Wortschwall zu Beginn bereits Punkte sammelt.
Dass der Spielball aus Macht und Moral, einer Durchgeschwitzten auf der Damentoilette, einem manisch Depressiven, der sich über noch warmes Brot freut und jemanden, der Familienfeste nicht genießen kann so glatt und geschmeidig rollt, ist primär den wesentlichen Darstellern zu verdanken.
Auf der Habenseite geht also das Konzept, einen Justiz-Thriller nicht mit Actionszenen und hohem Tempo zu bestreiten recht gut auf, der atmosphärische Score von James Newton Howard tut sein Übriges, die versierte und konzentrierte Arbeit von Regisseur und Autor Gilroy ebenfalls.
Aber der wirklich überzeugende Wurf ist es nicht, dafür mangelt es an überraschenden Momenten, ergreifenden Emotionen und einem ausgeklügeltem Finale.
Zumindest jedoch wird den Großen und Mächtigen mindestens ans Bein gepinkelt, eine Tatsache, die in Zeiten von Steuerhinterziehung in Liechtenstein irgendwie auch gut tut.
7 von 10