Was war das für ein Film??? Vom Cover her müsste ich den ultimativen Actionfilm gesehen haben, aber auf Coverangaben gebe ich eh nicht viel. Auch laut diversen Internetreviews sollten mich "grandiose Actionszenen", "ein rekordverdächtiger Bodycount" und "spektakuläre Autostunts" erwarten. Andere Reviews schrieben zwar, dass der Film ziemlich billig sei, aber die Action und Schauspieler für das mangelnde Budget entschädigen würden. Ich habe nach all den Lobenshymnen ja nicht all zu viel erwartet, aber was dann über den Bildschirm lief war so ziemlich das Übelste was mir seit Langem in den Player gehuscht ist. Aber fangen wir mal von Vorne an:
Zuerst fällt Simon Yam auf, der erschreckend emotionslos und gleichgültig agiert. Zu keiner Zeit schafft er es Sympathie für ihn und seine Figur dem Zuschauer zu vermitteln, obwohl ich ihn eigentlich in all seinen bisherigen Filmen, die ich sah, sehr gern sah. Ob's am Drehbuch, an der Regie oder am Drehort lag, wissen wohl nur die Beteiligten.
Bleiben wir bei den Schauspielern: Joey Wong, die eine Studentin spielt, fällt ebenfalls durch. Selten habe ich eine Studentin gesehen, die derart ziel- und planlos durch eine Stadt, in der sie immerhin studiert, rennt - und ich kenne einige Studentinnen - auch aus China und keine rennt derart durch Heidelberg. Vielmehr wirken sie und ihre Freundin wie zwei Touristen unter 15, die von ihren Eltern getrennt wurden. Auch die emotionale Beziehung zwischen ihr und Simon, ein zentrales Thema des Films, kann weder sie noch er überzeugend rüberbringen. So lässt dieser Handlungsstrang den Zuschauer ziemlich kalt.
Kann denn der Rest der Story überzeugen? Eher nicht. Das Rachethema wurde schon zum zigsten Mal aufgewärmt und das meistens besser als bei Killer's Romance. Auch die Gangstergeschichte um Verrat und Intrigen wirkt arg gekünstelt, wirr und wenig spannend. Schnell hat man anhand der vielen Clans, der verschachtelten Erzählweise, neuer Handlungssträngen und den teils unsinnigen Aktionen bestimmter Personen den Faden verloren. Nichtsdestotrotz hat man den Drahtzieher der Verschwörung, der nicht origineller hätte sein können (schön wär's) schnell enttarnt. Trotzdem wird der Clanbrei weiter versalzen.
Inszenatorisch geht auch so einiges schief: Zum einen kann die emotionale Beziehung zwischen Simon und Joey nie richtig an den Zuschauer herangebracht werden, was hauptsächlich daran liegt, dass alle entsprechenden Szenen derart lieb- und emotionslos gefilmt wurden (keine Dramatik bei Joeys Verletzung, eher unfreiwillig komische Reitszene oder der "Spieleabend"). Kameraführung und Schnitt sind zwar grüßtenteils solide, wirken stellenweise aber recht amateurhaft. Zum anderen an Teils haarstreubenden Szenen von total dösigen Polizisten, nur im Weg stehenden Statisten oder von irgendwelchen Typen, die was totalhirnrissiges machen. Dabei nehmen sich alle Darsteller derart ernst, dass man dem ganzen nicht mal unfreiwillige Komik abgewinnen kann, sondern sich einfach nur fragend an den Kopf fasst. Auch haben die Gangster allesamt keinen Stil. Weiterhin wird in einigen Szenen ziemlich selbstzweckhaft Gewalt gegen Frauen dargestellt, was auf so plumpe und unabschreckende Art geschieht, dass es schonmal vorweg Abzug in der B-Note gibt.
Kommen wir zur Ausstattung. Normalerweise wäre sie keiner Erwähnung wert, wenn sie im Genremittel angesiedelt wäre, aber gerade bei diesem Film sticht sie besonders hervor - im negativen Sinne: warum musste man den Film in "London" bzw. Londonersatz drehen? Denn die Lokation London spielt keine Rolle, bis auf zwei, drei Aufnhamen von irgendwelchen Touristensehenswürdigkeiten. Abgesehen davon hätte der Film genausogut in Hongkong, Shanghai oder Bielefeld spielen können. Da man anscheinend für Drehgenehmigungen, Studiomiete und Hotel zu viel Kohle ausgegeben hat, mussten halt Setdesign, Kostüme und die übrige Ausstattung etwas schmaler ausfallen: Die Übungshalle des Gangsterhauptquartiers wirkt wie ein Biedermeierwohnzimmer, an dessen Wand man zwei Katana aufgehongen hat. Die zehn Statisten haben kaum genug Platz zum auf dem Boden Knien. Der Verhandlungsraum der Clanbosse glänzt durch die Abwesenheit sämtlicher Einrichtungsgegenstände, mal abgesehen von Tisch und Stühlen und Yos Landhaus hat man in unzähligen Rosamunde-Pilcher-Filmen schon viel besser gesehen.
Die Kostüme sind bis auf einige modische Ausfälle ganz OK. OK heißt: Schwarze Anzüge, einfarbige Pullover, Trainingskleidung, wahrscheinlich hat jeder Statist und Nebendarsteller geguckt was er gerade im Kleiderschrank hatte und das dann ans Set gebracht. Die Ausfälle werden von Simon Yam und Joey Wong getragen. Simon darf die meiste Zeit in irgendwelchen Pennerklamotten (graue Fetzenjacke,...) vor sich hin brabbeln oder eine schicke Tigerfellweste (wahrscheinlich ein Ex-requisit aus The Heroic Ones) zur Schau tragen. Joey hat eine Auswahl an Wollpullovern deren Farbzusammenstellung oft mehr als gewagt ist. Highlight ist aber Simons Pistole mit Gewehrkolben, die es wohl nur in diesem Film gibt und eigentlich voll unpraktisch ist.
Nachdem Schauspieler, Emotionen, Story, Inszenierung und Ausstattung eher unklassiges Niveau haben fragt man sich ob denn dann die Action überzeugen kann. Kann sie nicht. Alles hat man irgendwo schon besser, fesselnder und spektakulärer gesehen.
In den ersten 20 Minuten gibt's außer einem kleinen Übungskampf und einem Mordanschlag (Yo springt, schießt, Opfer am Boden - mieß gefilmt und geschnitten) nix außer belangloses Gesülze. Dann gibt's eine kleine Schießerei, die ganz OK ist, mit einer anschließenden Verfolgungsjagd, die wohl eher als Versuch einer solchen abgehackt werden sollte: bisschen rumgefahre, dann ein kleiner Stunt.
Die Autostunts sind unglaublich billig und schlecht geschnitten (Verfolgungsjagd auf normaler Straße, Auto kommt von der Straße ab, "Stunt" findet auf einem großen Parkplatz mit geparkten Autos statt, anderes Auto wieder auf der Straße).
Dann wird wieder viel wirres Zeug geredet und schon sind wir beim ersten Finale, dass zwar einige blutige Einschüsse bietet, aber nicht mit entsprechenden Szenen anderer Hongkong- (auch B-) Filme mithalten kann, weil sie doch recht kurz, unspektakulär und wenig dramatisch ausfallen.
Der abschließende Schwertkampf ist dann auch wenig aufregend inszeniert worden und am Ende fragt man sich enttäuscht, was man an diesem grimmigen Film eigentlich loben kann.
Es gibt hunderte anderer HK-Filme die besser oder zumindest lockerer gemacht sind.
Schaut man sich den Film dann auch noch mit der spektakuläreren und emotionaleren Verfilmung "Crying Freeman" im Hinterkopf an, fragt man sich welche Daseinsberechtigung eine deutsche Veröffentlichung dieses Films (Killer's Romance) hat, wenn es doch so viele andere, gute, in Deutschland unveröffentlichte HK-Filme gibt...
2/10