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Als Regisseur und Drehbuchautor legte Adam Rifkin eine vielleicht nicht überragende, aber mehr als solide Karriere hin, während derer er unter anderem „Detroit Rock City“ und „The Chase – Highway Heat“ fabrizierte. Seinen Start im Geschäft hatte er 1988 mit der Low-Budget-Komödie „Das Highway-Trio“.
Rifkins Debüt nutzt – ähnlich Rob Reiners kongenialer, einige Jahre zuvor entstandener „Der Volltreffer“ – das Klischee aus, dass es in Kalifornien nur bildhübsche Frauen geben soll. Das zeigen schon die Off-Kommentare der beiden besten Kumpels Eddie (Peter Berg) und Matt (Andy Lauer), mit denen körnige Beach-Aufnahmen aus Los Angeles unterlegt sind. Die beiden jungen Erwachsenen sind im Herzen noch kleine Spritzer, haben ihr Hab und Gut in einem postpubertären Anfall ins Auto gepackt und schraddeln nun nach Kalifornien, um dort ihr Glück und allerlei williges Weibsvolk zu finden, so zumindest der Plan der beiden notgeilen Jungs.
Als sie sich jedoch im Auto käbbeln und nicht auf die Straße achten, rauschen sie auf dem Highway mitten in der Wüste in die Karre von Tuesday (Claudia Christian), die gerade aus Kalifornien kommt und nach New York will. Damit ist das Trio im Nirgendwo gestrandet und muss ausharren…

„Das Highway-Trio“ ist wie ein Road Movie auf der Stelle – es gibt die Straße, das weite Land, die Konzentration auf die Reisenden, nur dass diese eben an einem menschenleeren Ort festhängen, was natürlich auch ordentlich Kohle für Statisten, Locations und dergleichen spart (nicht umsonst drehte Rifkin teilweise auf billig erstandenem Film-Restmaterial). So sind die näheren Verwandten des Films dann auch eher kammerspielartige Dramedys wie Kevin Smiths später entstandenes Regiedebüt „Clerks“ oder der Teenie-Klassiker „Breakfast Club“, den „Das Highway-Trio“ an einer Stelle namentlich zitiert. Schließlich ist es auch hier eine Zweckgemeinschaft wider Willen, die sich anfangs gar nicht gut riechen kann. Wobei man Tuesday angesichts des nicht verschuldeten Unfalls und der plumpen Anmachversuche durch die beiden Möchtegern-Hengste irgendwie schon verstehen kann.
Blöderweise hat „Das Highway-Trio“ in quälend langen knapp 90 Minuten so gut wie gar nichts über seine drei Hauptfiguren zu erzählen. Tuesday kommt kaum über die Attribute California Girl, Lesbe und Fotographin hinaus, dient aber in erster Linie als Projektionsfläche für die (erotischen) Wünsche der anderen Figuren. Doch bei Eddie und Matt sieht es nicht besser aus: Ersterer ist der Westentasche-Macho, der das Maul aufreißt und die Haare schön hat, letzterer eine leicht neurotische Brillenschlange, die irgendwann eine erwartungsmäßige Panikattacke angesichts der Gesamtsituation bekommt. Mehr erfährt man nicht und mit großartiger Charakterentwicklung ist auch nicht viel los. Die kleinen Spritzer lernen, dass Frauen im realen Leben ticken als in erlogenen und erstunkenen Bummsi-Bummsi-Geschichten aus Männermagazinen, was nun wahrlich keine bahnbrechende Erkenntnis ist. Und dann gibt es im letzten Drittel noch eine Enthüllung über eine der drei Hauptfiguren, die aber dermaßen abgegriffen ist, dass man sie beinahe schon erwartet.
Das Teuerste an dem Film dürften wohl die ganzen Gaststars gewesen sein, die man für zahlreiche Cameo-Rollen einfliegen ließ. In der Regel haben sie keinen Namen, sondern sind nur nach Berufen oder Eigenheiten benannt. Aber immerhin haben die Gäste gute Laune, wenn sie als eindimensional-freakige Typen dem Affen ordentlich Zucker geben dürfen. Nicolas Cage spielt einen Sportwagenfahrer mit Fistelstimme und gigantischer Raubvogel-Nase. Charlie Sheen darf sein Bad-Boy-Image als Straßenräuber ausleben. Judd Nelson gibt einen Highway-Cop mit Waffenfetisch, Emilio Estevez und Cary Elwes zwei minderbemittelte Abschleppwagenfahrer. Comedian Gilbert Gottfried hat den längsten Auftritt als Vertreter für eine absurde 4-in-1-Bürste. Dass mit Nelson und Estevez gleich zwei Mitglieder des „Breakfast Club“ darunter sind, darf man wohl als weitere Hommage an den John-Hughes-Klassiker verstehen.

Dass „Das Highway-Trio“ aber genau in diesen Momenten am meisten zum Leben erwacht, ist leider nicht nur eine gute Sache. Denn so vergnüglich viele dieser Cameos sind, so sind sie doch in erster Linie Gimmicks. Die eigentliche Handlung um die drei Gestrandeten will zwar auch witzig sein, wirkt aber in erster Linie bemüht. Die meisten Gags drehen sich eh darum, dass die beiden Jungs bei Tuesday landen wollen, von der smarten Fotographin aber immer wieder abgebürstet werden. Das hindert sie freilich nicht an imaginierten Sexabenteuern mit der Blondine (ein Kniff, den sich Rifkin auch aus dem bereits erwähnten „Der Volltreffer“ abgeschaut haben könnte). In den Traumsequenzen wird es surreal, wenn Ballerinas um ein Bett im Kornfeld, ääähhh, der Wüste herumtanzen oder Zombies angreifen – letzteres wohl ein Vorgeschmack auf Rifkins spätere Ausflüge ins Horrorgenre. Doch allem visuellen Stilwillen zum Trotz wirken diese ähnlich plump und einfältig wie alle anderen Gags im Film, der einerseits (vergeblich) das Seelenleben seiner Figuren offenlegen will, andrerseits aber auch auf grobstolligen Brachialhumor setzt.
Da kann sich das auch das hierzulande titelgebende Highway-Trio ordentlich mühen, aber so richtig bekommt keiner ein Rad an die Erde bei dem lauen Drehbuch. Claudia Christian mag dem California-Dream-Girl-Klischee optisch weniger entsprechen als manche Besetzung aus anderen Komödien der Ära, schafft es aber die Faszination, die alle Beteiligten für Tuesday empfinden, ansatzweise greifbar zu machen. Peter Berg und Andy Lauer verkörpern wandelnde Stereotype, denen sie immerhin ein gewisses Maß an emotionalem Kern abgewinnen können, aber für einen derart figurenzentrierten Film reicht das nicht.

Insofern kann man sich bei „Das Highway-Trio“ vor allem an den diversen Cameos erfreuen, muss aber umso ernüchterter feststellen, dass der Rest vom Film wenig taugt. Eine charakterzentrierte Komödie ohne Charakterzeichnung oder brauchbare Gags, das funktioniert vorne und hinten nicht. Ein Film so trocken und öde wie das Stück Wüsten-Highway, auf dem er spielt.

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