Review

Hintergrund:

Nach dem guten, aber nicht sehr guten Flags Of Our Fathers schickt Clint
Eastwood nur einige Monate später das Gegenstück Letters From Iwo Jima
in die Kinos. Dieser Film setzt den Fokus ebenfalls auf die Schlacht um die
Schwefelinsel Iwojima im Pazifik, die als eine der blutigsten Schlachten des
Pazifikkrieges bezeichnet wird, nur wird diesmal im Gegensatz zu Flags Of

Our Fathers
die Sichtweise der Japaner gezeigt. Beeindruckend ist, dass
Clint Eastwood beide Filme gleichzeitig gedreht hat, wobei er zuerst nur Flags
of our Fathers
drehen wollte und dann während dem Prozess gemerkt hat, dass
es zum Abschluss der Geschichte noch den Gegenpart braucht.


Inhalt:

Letters From Iwo Jima beginnt damit, wie ein Team von Wissenschaftlern
oder Historikern im Jahr 2005 Grabungen auf der Insel ausführen und dabei auf
etwas stossen. Das Szenario wechselt gleich anschliessend ins Jahr 1944 wie
sich die Japaner auf den Angriff der Amerikaner auf Iwojima vorbereiten, indem
sie Schützengräben am Strand graben. Die Soldaten sind nicht gerade motiviert,
für diese fahle Schwefelinsel ihren Allerwertesten aufzureissen, was die
Kommandante mit Schlägen bestrafen. Als Generalleutnant Kuribayashi auf Iwojima

Jima landet, merkt er schnell, dass sowohl die Ausbildung der Soldaten als auch
die strategische Vorbereitung auf die Invasion alles andere als optimal ist.
Ausserdem beschweren sich die Soldaten über zu wenig Nahrung und schlechtes,
mit Krankheitserregern verseuchtes Wasser. In anderen Worten steht Kuribayashi
auf einer brüchigen Baustelle, die nochmals komplett überdenkt und neu
strukturiert werden muss. Die Offiziere unter ihm sind von diesen Plänen
natürlich alles andere als begeistert, da ihre ganze Arbeit der letzten Monaten
und Jahren über den Haufen geworfen wird. Gerüchten zufolge versucht
Kuribayashi ohnehin, der eine Weile in den Vereinigten Staaten gelebt hat und
das Land sehr schätzt, den Sieg der Amerikaner zu beschleunigen, indem er die
gesamte Abwehr am Strand wieder abbauen lässt und sich für eine unterirdische

Verteidigung in den Gebirgen der Insel entscheidet. Folglich lässt die
Loyalität der nächsten Untergebenen zu Wünschen übrig, denn diese schmieden
hinter Kuribayashis Rücken bereits ihre eigenen Pläne. Nach mehr oder weniger
50 Stunden Bombardierung startet 1945 die Invasion der Amerikaner auf der

Schwefelinsel. Tief in ihren Höhlen verschanzt kämpfen die Japaner gegen die
weit besser ausgerüstete Armee der Amerikaner, im Grunde ohne grosse Aussicht
auf Erfolg...



Kritik:
Musste Flags Of Our Fathers noch mit dem Vorwurf leben, dass gewisse Teile zu langatmig waren, bietet Letters From Iwo Jiwa 135 kurzweilige und lebendige Minuten, die wie im Flug vergehen, was immer ein positives Zeichen für einen Film ist. Immer wieder gibt es Flashbacks, in denen die wichtigen Charaktere vor dem Krieg gezeigt werden, was für die nötige Tiefe der jeweiligen Rolle sorgt. Sowieso richtet sich das Augenmerk nicht in erster Linie auf den Krieg beziehungsweise die Schlacht, sondern auf das Verhalten und die Entwicklung der Protagonisten. Das ist vor allem bei General Kuribayashi (grandios gespielt von Ken Watanabe) sehr gut gelungen, wenn verglichen wird, wie motiviert er auf Iwojima ankommt und mit welchem Elan und Biss er sich auch nach all den Hiobsbotschaften für sein Land aufopfert. Auch beim Soldaten Saigo (Kazunari Ninomiya), der ebenfalls zu den Hauptrollen gehört, wird auf wunderbare Weise gezeigt, wie er am Anfang nicht bereit für diesen Krieg ist, sich mit der Zeit aber fügt und ums Überleben kämpft. Erwähnen möchte ich auch die guten Rollen vom Geheimpolizisten Shimizu (Ryu Kazu), Lieutenant Ito (Shido Nakamura) und Olympiasieger Baron Nishi (Tsuyoshi Ihara), die allesamt von den Schauspielern ausgezeichnet umgesetzt wurden.
Technisch kann der Film auch völlig überzeugen. Die Kameraführung und der Schnitt bewegen sich auf einem hohen Niveau, was bei diesem optischen Prachtwerk auch nötig ist. Besonders angetan hat es mir die Filmmusik. Der Score ist einfach nur perfekt und das ständig wiederkehrende Main Theme gliedert sich in meine Alltime-Top10 ein. Beim Lied der japanischen Kinder, das die Soldaten kurz vor dem Ende der Schlacht über Funk hören, lief es mir nur noch kalt den Rücken hinunter. Einfach herrlich!

Fazit:
Clint Eastwood hat mit Letters From Iwo Jima ein kleines Meisterwerk abgeliefert, das in jeder Hinsicht so gut wie tadellos ist. Mit ein bis zwei klitzekleinen (subjektiven) Kritikpunkten muss der Film zwar leben, allerdings braucht er sich nicht vor den ganz grossen Antikriegsfilmen wie Full Metal Jacket, Apocalypse Now oder der Band of Brothers-Reihe zu verstecken. Für mich ist Letters From Iwo Jima der mit Abstand beste Film von Regisseur Eastwood, den ich jedem Filmliebhaber empfehlen kann.

Bewertung: 9/10 P.

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