Das gute erstmal vorneweg:
Auch wenn auch hier Steven Spielberg seine Finger mit im Spiel hatte (wie auch in Flags of our Fathers), hält er sich hier augenscheinlich zurück mit seinem Einmischen und ermöglicht Eastwood in diesem Film, ihn so zu beenden, wie es eastwood wohl auch selbst gewollt hat.
Ich nehme an, das liegt daran, dass Spielberg sich keinen sonderlich großen Profit davon versprochen hat, diesen Film überhaupt zu drehen, weil er daurch, dass er im Original auch auf japanisch gedreht wurde, kein Box-Office-Hit von diesem Film erwartet haben dürfte.
Aber genau dieses fehlende Einmischen seitens Spielberg macht diesen Film augenscheinlich besser als Flags of our Fathers.
Doch ist dem tatsächlich so?
Nun ja, ganz so einfach ist es nicht.
Betrachtet man das allzu konsequente Ende im Vergleich zum verwässerten Finale von Flags of our Fathers, dann ist Letters from Iwo Jima auf jeden Fall besser.
Ist man gewillt, sich dem momentanen Trend anzuschließen und amerikanische Soldaten als schießwütige Mörder anzuprangern, die selbst Kriegsgefangene töten, dann kann man auch sagen, dass Letters from Iwo Jima der bessere Film ist. Doch vorsicht: Was hier als unpatriotisch angesehen werden könnte (und deshalb als mutig und gut bei manchem Zuschauer), ist nur eine kluge und einfache Beobachtung, dass so etwas in jedem Krieg und in jeder Nation passieren kann. Dies sollte daher nicht als ein Punkt angesehen werden, der der Wertung des Films zu- oder abträglich sein kann.
Tatsächlich ist Letters from Iwo Jima zwar ein sehr guter Film, aber auch er hat seine Schwächen. Er fokussiert zu sehr auf einzelne Schicksale anstatt den großen ganzen Apparat darzustellen.
Der ranglose Protagonist, sozusagen die Identifikationsfigur ist ein Zwangsrekrutierter, der vom Anfang an gar kein Bock auf Krieg hat. Und hier liegt eindeutig eine Schwäche vor, denn ein wirklich großer Film kann auch zeigen, wie man im Zuge des Krieges kriegsmüde wird... Aber das sind nur kleine Mäkel, die nicht weiter stören sollten.
Was Letters from Iwo Jima dann tatsächlich etwas kleiner werden läßt - hier mögen viele meinen, dass das gerade der Grund für die Größe und Intensität des Films wären - ist seine Kammerspielartige Inszenierung.
Obwohl eastwood ein mordsmäßiges Budget zur Verfügung gestanden haben könnte, was man in einzelnen Sequenzen erahnen kann, beschränkt er sich auf kleine Szenarien in relativ abgeschlossenen Räumen.
Hierduch mag zwar eine gewisse Intensität erzeugt werden, aber dadurch dass alles so abgeschirmt wirkt, wird das ganze Ausmaß der Opfer auf seiten der Japaner nicht ganz deutlich, ja fast sogar verharmlost.
Denn es ist kein Geheimnis, dass ungleich mehr Japaner starben als Amerikaner, was im Film nur bedingt deutlich wird.
Ansonsten kann man diesem Teil von Eastwoods Großprojekt eigentlich nichts vorwerfen.
Im Vergleich mit Flags of our Fathers muß man das allzu konventionelle Spielberg-Ende von Flags of our Fathers mit dem konsequenten Eastwood Ende von Iwojima vergleichen und für sich selbst entscheiden, was einem besser gefällt. Mir gefällt letzteres besser.
Ansonsten sind beide Filme auf einem qualitativ ähnlich hohen Level, wenn auch die Herangehens- und Erzählweise total unterschiedlich ist, und absolut komplementär.
Letters from Iwo Jima ist ein ganz kleines bißchen der bessere Film (Nur wegen dem Ende, ansonsten wäre Flags of our Fathers für mich persönlich besser gewesen), aber als Paket sind beide zusammen richtig groß.
7 Punkte