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Max Seed, ein zum Tode verurteilter Massenmörder, soll auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden. Nach drei erfolglosen Versuchen, ihn hinzurichten, schießt bereits das kochende Blut aus seinen Augenhöhlen, doch er lebt weiter. Obwohl das Bundesgesetz der USA besagt, dass der Verurteilte in einem solchen Fall begnadigt wird, beschließen der Gefängnisdirektor Wright, der Henker und der anwesende Arzt Dr. Wickson, den qualmenden und nach Luft ringenden Seed für tot zu erklären. Lebendig begraben, kämpft er sich mit letzter Kraft und dem festen Willen an die Erdoberfläche, bitterliche Vergeltung zu üben. Von Rache getrieben, nimmt er die Spur des Henkers auf.

Ich hab mir mal das Vergnügen gegönnt den Film mit dem mitgeliefert deutschen Audiokommentar anzuschauen, einfach nur um mal in den Kopf des umstrittenen Regisseurs reinzuschauen, was aber ein durchaus interessantes Filmerlebnis war. Allerdings geht das doch zu Lasten des Films selber, denn in Sachen Dialogen, Atmosphäre oder Score kann man nicht wirklich viel sagen, wenn Herr Boll seine Statements, bis auf dem hartem Finale, drüberfabuliert. Dafür erfährt man andererseits (hatte jetzt keine Lust Seed zweimal anzuschauen) lohnenswertes über die Produktion und natürlich auch die Denke des Machers.
Uwe Boll bleibt dabei eine ziemlich ambivalente Person. Seine Erklärungen für den wirklich üblen Tiersnuff, die wirklich nur sehr plakativ rüberkommen, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen und auch seine Inspirationen von irgendwelchen Typen namens Kant, Nietzsche und Schopenhauer munden doch ein wenig hoch gegriffen. Ab und an wird er auch ein wenig weinerlich, wenn um die mißlungene US-Promotion in den dortigen Kinos seiner Filme lief und auch über die seiner Meinung nach unfairen Kritiken seitens der Internetrezensenten (kann ich aber auch teilweise nachvollziehen, Boll-Kloppen sehen manche ja als Hobby unabhängig vom jeweiligen Film).
Dafür ist man aber doch erstaunt wieviel Ideen und Engagement er in seine Werke legt. Man hat ja gern mal den Eindruck, das da planlos Computerspiel Lizenzen gekauft und dann wenig originell verheizt werden, aber da stecken schon Überlegungen und technisches Know How dahinter. Zumindest macht er den Eindruck, das man mit dem Menschen auch abends mal ein Bier trinken gehen könnte und er nicht nur den griesgrämigen vermeintlichen Flop-Regisseur raushängen läßt. Kurze Statistik noch zu Seed: Gedreht wurde auch original in Vancouver zumeist bei nach über einen Zeitraum von etwa 4,5 Wochen mit einem Budget von 6 bis 7 Millionen (hab vergessen ob Euro oder Dollar) in einer noch im Betrieb befindlichen psychologischen Anstalt, die auch schon für andere Projekte gemietet wurde.
Der Film an sich ist doch eher durchschnittlich. Er spielt nicht nur Ende der 70er, sondern orientiert sich auch inhaltlich an den Werken dieser Zeit, wie etwa TCM oder Halloween. Es zählt die Härte und nicht der Spaßfaktor. Allerdings wirkt der Film dadurch sehr kalt und das ist auch der Status, den die Figuren beim Zuschauer hinterlassen. Man sieht eher unbeteiligt dem Rachetreiben des Massenmörders zu, der in bester Kill Bill 2 Manier sich lebendig aus dem Sarg buddeln mußte und sich nun an den Verantwortlichen rächt. Auch die nonlineare Erzählweise sorgt nicht gerade für ein intimes Verhältnis beim Konsumenten.
So darf uns Max ein paar Leute meucheln, aber insgesamt bleibt doch nur die lange Einstellung der Hammerfolter und die mißlungene Hinrichtung im Gedächtnis haften.
5/10

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