Lange musste man warten, bis man diesen Film zu sehen bekam. Und die Erwartungen sind dementsprechend auch hoch. Ebenso gab es im Vorfeld schon kritische Äußerungen, ob man Hitler zur Witzfigur deklarieren könne.
So wundert es nicht, dass der Film nach dem Start sofort auf Platz 1 der Charts einstieg. Aber nun zum Film selbst.
"Mein Führer - Die wahrste Wahrheit über Adolf Hilter" lässt sich auf so viele Arten sehen, dass die Kritikpunkte zum Teil definitiv entkräftet werden können. Schon der Titel verweist auf die mediale Rezeption von historischen Tatsachen. Man fühlt sich erinnert an das Hitler-Unterhaltungsprogramm, dass mit Guido Knopp so richtig in Fahrt kam, dann den Höhepunkt mit "Der Untergang" fand, der sich selbst einen pseudodokumentarischen Touch verleiht. Dann kamen noch Nachzügler auf der Hitler-Modewelle geritten, denen wir unter anderem "Speer und Er" verdanken. Nun kommt eine Satire auf den bösesten aller Bösen und alles steht Kopf. Warum? Keine Ahnung, denn der Film versucht nicht, historische Begebenheiten zu verarbeiten, allenfalls tut er dies nur am Rande. Der Film dient mehr einer Auseinandersetzung der Rezeptionsgeschichte der letzten 10 Jahre. Die "Wahrheit" ist so offensichtlich keine, dass man den Aspekt der Satire auf den medialen Aufarbeitungsprozess des dritten Reichs beziehen muss. Und der Film schafft so den nötigen Abstand von Realität und Leinwand, wenn Mühe/Grünbaum uns die Wahrheit anpreist. Dann noch Helge Schneider als Hitler (eine gute Darstellungsleistung!), der ja die Personifikation medialer Demontage schlechthin ist und man kann eigentlich frei walten. Verletzend ist hier nichts; selbst die finstersten Dialoge sind in ihrer Zielrichtung auf den Umgang mit den heiklen Bereichen und Begrifflichkeiten heutzutage verständlich.
Offensichtlich lag es Levy, der auch das Drehbuch schrieb, auch am Herzen, schon rehabilitierte Beteiligte wieder ins Zentrum der Kritik zu rücken. So gibt es Seitenhiebe auf Heinz Rühmann, der ja bis zuletzt ohne Kritik in Bezug auf seine Rolle im dritten Reich blieb. Auch Leni Riefenstahl, die sich der Kritik immer wieder entziehen konnte, wird eindeutig ihrer führertreuen Rolle und als Hauptakteurin in der technischen Umsetzung von Propaganda verschrieben. Albert Speer, immer wieder diskutierter Rüstungsminister und durch "Der Untergang" und Dokumentationen und die Biographie nahezu rehabilitierter "Freund" Hitlers, präsentiert sich als Führerfanatiker, der im Gegensatz zu Goebbels und Himmler steht, die mehr auf die eigene Macht versessen sind.
Hitler selbst erscheint uns nicht als Monster, sondern als gebrochener Mann, als leidende Imitation eines Führers. Das kann als Auseinandersetzung mit der Dartsellung Bruno Ganz in "Der Untergang" gesehen werden. Ebenso erscheint Hitler als das "geschlagene Kind" als Persiflage auf die Medienpsychogramme- und Biographien, die so zahlreich erschienen sind.
So scheint der Film ansich mehr eine Kritik an den Medien zu sein, die sich tief vor der Figur Hitlers verbeugen. Kritik wird immer verübt, aber dennoch erscheint immer ein Respekt vor der Figur Hitlers vorzuherrschen, der nicht zuletzt aus dem vorsichtigen Umgang mit dem Thema entsteht. Levy versucht dies zu ändern, spielt mit bekannten Hitlerbildern und gibt das Interesse an Hilters Privatleben der Lächerlichkeit preiß.
Schneiders Darbietung ermöglicht dabei gleichzeitig eine Nähe, wie erwähnt ist die schauspielerische Leistung gut, als auch eine satirische Distanz zur Figur des "Führers". Denn wenn Schneider/Hitler auf seiner Weltraumorgel eine musikalische Untermahlung zu weithin bekannten Originalaufnahmen Hitlers spielt, ist die Spanne der Lesarten des Films so groß, dass hier das künstlerische Konzept solche enttabuisierenden Unterhaltungsfilmchen wie "Der Untergang" vollkommen deklassiert. Als Komödie selbst ist der Film meiner Meinung nach also nichts Besonderes. Als Antwort auf die mediale Ausschlachtung des dritten Reichs funktioniert der Film aber wunderbar.