Review

Hier haben wir Eastwoods zweite Regiearbeit und er bewegt sich in einem bekannten Genre, dem Western. Ach schon wieder, mag man sagen, aber High Plains Drifter hat doch mehr zu bieten, als die Stangenware, die in den 60er und 70er heruntergekurbelt wurde.
Kurz zum Inhalt:
Aus der flirrenenden Wüstenhitze taucht ein fremder, namenloser Reiter auf, der in das Städtchen Lago reitet. Nachdem der Fremde drei Schurken abgeknallt hat, sehen die EInwohner in ihm den Retter, der sie vor drei Knastbrüdern beschützen kann, die demnächst entlassen werden und die noch eine offene Rechnung mit den Einwohnern der Stadt haben. Um Hilfe bittend, gewähren sie dem Fremden Narrenfreiheit, die dieser auch einsetzt...

Hört sich alles ein wenig nach "schon mal gesehen" an, ist es aber nicht wirklich. Klar, Eastwoods Charakter ist mal wieder ein wortkarger Fremder ohne Namen, der den Retter spielen soll. Eastwood mischt hier geschickt den US und den Italo-Western zusammen, auf eine recht dreckige Weise. Gegner beißen recht blutig ins Gras. Gleich zu Beginn müssen drei daran glauben, gefolgt von einer fast-Vergewaltigung.
Eastwood hat den Film super in Szene gesetzt. Sehr gute Kameraarbeit, Soundeffekte/Musik werden sporadisch aber gezielt und passend eingesetzt. Die Kulisse ist wunderbar gewählt und bekommt gegen Ende, wenn die Stadt komplett rot angestrichen ist, einen noch surrealeren Eindruck, als sowieso schon herrscht. Überhaupt ziehen sich bilische Motive durch den ganzen Film und unterstreichen die mysthische Note und erzeugen eine gekonnte Western-Endzeitstimmung.
Gespannt wartet man auch immer darauf, was der Fremde als nächstes plant oder den Bewohnern auferlegt. Eastwood selber spielt den Fremden Revolverschützen mal wieder perfekt, auch wenn man heute inzwischen weiss, das Eastwood noch wesentlich mehr auf dem Kasten hat.
Wer Western mag, auch speziell mit den dreckigen Elementen des Italo-Westerns und das alles garniert mit einer ausgeprägten naturalistischen Rauhheit, der ist hier absolut richtig. Eastwoods zweiter Film ist ein spitzen Western geworden und für Fans des Genres nur zu empfehlen.
Einen großen Schnitzer leistet sich allerdings die deutsche Synchro, die dem Ende einen komplett anderen "Anstrich" verpaßt!

ACHTUNG SPOILER!
Im Original wird der Fremde vom Kleinwüchsigen gefragt, wie sein Name ist (während er den Grabstein des ehemaligen Marshalls endlich auf dessen Grab anbringt).
Hier antwortet der Fremde: "Du kennst ihn!"
In der deutschen Version hat man aus dem Fremden dann kurzerhand den Bruder des getöteten Marshalls gebastelt und somit geht die ganze Mystik und das Racheengel-Motiv flöten!
SPOILER ENDE!

Fazit:
Klasse Arbeit von Eastwood, den man als Western-Fan definitiv in der Sammlung haben sollte!

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