Review

Regentropfen in Bolivien

Butch Cassidy & Sundance Kid sind beide für sich genommen schon lässige Typen, doch im Doppelpack sind sie die Reinkarnation von Cool. Zumindest bzw. besonders in "Butch Cassidy & Sundance Kid", dem locker-flockigen Western, der den zwei Banditen endgültig ein Denkmal gesetzt hat und der für mich das unterhaltsamste (wenn auch unwahrste) Werk über die beiden überhaupt ist. Wir folgen den zwei Bankräubern auf ihrer Flucht nach Bolivien, einem Untergang mit Ansage entgegen, einem, der Filmgeschichte geschrieben hat... "Butch Cassidy und Sundance Kid" ist weit mehr als nur ein augenzwinkerndes Actionvehikel für seine beiden Superstars (obwohl Redford erst hiermit seinen endgültigen Durchbruch geschafft hat). Es ist einer der leichtfüßigsten und modernsten Western seiner Zeit, der sich unglaublich gut gehalten hat und zeitlos erscheint. Buddy-Actioner, Western mit Kniff, das jokende Gegenstück zu viel ernsteren und böseren "McCabe & Mrs. Miller" oder "The Wild Bunch". Mainstream ja, aber dennoch von erhabener Qualität und ungeschlagenem Unterhaltungswert.

Nicht falsch verstehen: trotz aller Regentropfen, die auf ihre Köpfe fallen, trotz aller Witze und Insider, die sich die beiden an die Köpfe werfen, trotz aller Glorifizierung zweier Schurken (im wahren Leben) - George Roy Hills unüblicher Western ist ernst genug, um mit zu zittern. Die Flucht der beiden charismatischen Schlawiner, nimmt schon viel vorweg, was zwei Jahrzehnte später Copcomedies und Ähnliches ausmachen sollte. Newman und Redford spielen sich die Bälle zu, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht und wären zusammen aufgewachsen. Das ist Starpower potenziert. Es ist eine ganz besondere, melancholische und fast schon weise Stimmung, eine Verschmitztheit dem Tod entgegen zu lächeln, wie sie kein anderer Vertreter dieses Genres parat hat, erst recht nicht vor 50 (!) Jahren. Dem Publikum, das ihn zu einem der noch immer erfolgreichsten Filme aller Zeiten (!) gemacht hat, war seine Besonderheit sofort wesentlich klarer, als den Kritikern, bei denen er eher durchwachsen aufgenommen wurde. Im Hip Hop würde man zu ihm wohl O.G. sagen - frech, fortschrittlich, mit großer Klappe und viel dahinter. Und mal ganz nebenbei: kann ein Film mit Katharine Ross wirklich schlecht sein?! I don't think so.

Fazit: zwei der charmantesten und coolsten Typen, die je über die Leinwand streunten. Mit wehenden Fahnen und dem Schalk im Nacken gen Untergang. Einer der eingänglichsten Western aller Zeiten. Lockerleicht und legendär. Der Rest wirkt dagegen wie angestaubte Miesepeter. 

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