Review

Warum der die erste Zusammenarbeit von Newman und Redford in Filmkreisen allgemein als die bessere von beiden (die zweite ist "The Sting/ Der Clou") angesehen wird, erschließt sich mir nicht.
Zwar kommt "Zwei Banditen" recht erlesen daher, teils als lakonisch-komödiantischer Abgesang auf den allseits bekannten Westen und Western, teils als recht melancholische Grablegung, doch unter dem Strich bleibt da nur ein langsam vor sich hin schlendernder Spätwestern mit zwei bekannten Stars.

Dabei soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt. Newman ist dabei das planende Element der Bande (und redet auch viel mehr), während Redford der, mehr handelnde aber wortkarge, Revolverheld ist.
Wer jetzt jedoch eine amüsante Auflösung bekannter Western-Motive erwartet, wird enttäuscht. Nach einem Zugüberfall noch im ersten Viertel des Films, eröffnen gekaufte Verfolger die Suche auf Cassidy und Sundance und der Film wird zu einer einzigen ruhelosen Flucht der beiden, die ihre Verfolger nie abschütteln können.

Das ist ganz nüchtern und vergleichsweise undramatisch gemacht (Filmmusik fehlt streckenweise ganz), wie die beiden ihre Verfolger nie abhängen können, ein Sinnbild dafür, daß die moderne Welt des beginnenden 20.Jahrhunderts den alten Westen eingeholt hat. Denn die beiden sind im Grunde wie Kinder dargestellt, die nicht arbeiten wollen und es auch nie gelernt haben. Sie wollen lediglich ihren Spaß und, um den zu finanzieren, müssen sie Banken und Züge überfallen. Mit kindlichem Trotz reagieren sie auf die Spielverderber, die ihnen dabei im Weg stehen, ergreifen aber niemals Gegenmaßnahmen, obwohl ihnen offenbar nur etwa ein halbes Dutzend Leute auf den Fersen sind.

Die Unreife zeigt sich auch im Verhältnis zu Redfords Freundin (gespielt von Katherine Ross), deren Entscheidungen und Meinungen Redford meistens egal sind, während Newman sich raus hält, vermutlich weil sie Redfords Freundin ist. Ihr Abgang am Ende ist ebenso trostlos, wie die Situation der Banditen ausweglos ist, sie geht, weil niemand sie aufhält oder das auch nur will.

So geraten die beiden also bald auch im Zufluchtsland Bolivien in Bedrängnis, wo der Film praktisch in den letzten 15 Minuten aus Spaß Ernst macht, als die beiden gezwungen sind, zu töten, um dann selbst in einem Gefecht gegen eine ganze Armee unterzugehen.

Wer gutes Schauspielerkino sehen will, ist hier also richtig, wer jedoch an einer spannend erzählten Geschichte interessiert ist, wird vom Ruf der "Zwei Banditen" enttäuscht werden, denn das beiläufige "Immer-weiter"-Tempo nimmt keine Auszeit bis zum Showdown. Eingefangen in teils ausgedörrte und sonnenintensiv helle Szenen, wirkt der Film deutlich realistisch, ist aber kein wahres Produkt einer Traumfabrik. Trotz komödiantischem Talent keine Komödie, wer einen Filmspaß will, muß sich weiter an "Der Clou" halten.
(6,5/10)

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