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Der College-Gänger Chris (Charlie Sheen) meldet sich Ende der 60er freiwillig zum Dienst in Vietnam. Als er dort einem Blutbad beiwohnen muss und den ganzen Wahnsinn des Krieges hautnah miterlebt, bekommt er starke Gewissensbisse, ob seine Entscheidung richtig war.

Wo andere Kriegsfilme sich ausführlich mit politischen Hintergründen oder dem Leben der Soldaten vor bzw. nach dem Krieg beschäftigen, versetzt uns Oliver Stone mit „Platoon“ direkt nach Vietnam. Wenn Chris seine Impressionen aus dem Off schildert oder sich mit anderen GI’s unterhält, erfährt man über diesen Weg mehr über sein vorheriges Leben.
Als Zuschauer fühlt man sich so fast als Teil des Films, da man nichts anderes als Soldatencamps und Dschungel sieht. Genau dafür wird Oliver Stone nicht selten kritisiert, dass er nichts anderes zeige, als blutige Metzeleien, das Vordringen der Soldaten durch den Dschungel und Haschischpartys. In Wahrheit ein genialer Schachzug, denn so ist „Platoon“ inhaltlich nicht die Welt, zeigt aber den Schrecken des Krieges schonungslos und das glücklicherweise fernab jeglicher Anzeichen von Patriotismus. Die GI’s sind es hier, die für unerträgliches Leid der vietnamesischen Bauern sorgen, allen voran der vernarbte Sergeant Barnes (Tom Berenger), der Anführer eines Massakers auf ein kleines Dorf ist. Diese Sequenz ist für mich die schockierendste, da hier reihenweise Unschuldige umgebracht oder aus ihrem Lebensraum vertrieben werden.

Dass nicht jeder GI ein unmenschliches Monster ist, zeigt Sergeant Elias (Willem Dafoe), dessen heroischer Tod Markenzeichen von „Platoon“ ist. Auf jeden Fall tolle Leistungen Dafoes, Sheens und Berengers, die ihren Rollen als Sympathieträger, Unerfahrener und Hassfigur gerecht werden.

Das unsägliche Leid aller Beteiligten untermalt Samuel Barbers „Adagio for Strings“, ein Stück, welches perfekt menschliche Abgründe, Zerstörung von Lebensraum und Menschenleben und Traurigkeit ausdrückt. Allerdings wird häufig fälschlicherweise angenommen, das Stück wurde direkt für den Film komponiert, dabei hat es Jahre vorher bereits David Lynch für „Der Elefantenmensch“ entdeckt.

Mit „Platoon“ hat Oliver Stone zweifellos einen der ganz großen Antikriegsfilme geschaffen, der aus der Elite als besonders actionreich herausstechen kann. Im Gegensatz zu neueren US-Produktionen verzichtet Stone auf unangebrachten Patriotismus, sondern schildert im Grunde genommen nur seine eigenen Eindrücke, die er als Veteran mitbrachte. Das geht stellenweise wirklich an die Nieren und darf deshalb durchaus als einer der schockierendsten seiner Art bezeichnet werden. Klare Empfehlung!

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