Die meisten Filme Jennifer Lopez’ sind ja trotz der hochgehypten Hauptdarstellerin meist bloß Mittelmaß – „Angel Eyes“ ist da etwas besser, aber das ist nicht J.Los Verdienst.
Sharon Pogue (Jennifer Lopez) ist Polizistin und hat es als Frau besonders schwer sich in diesem Job zu behaupten. Sie kann ziemlich gut austeilen, doch ihr macht der ständige Kampf um Anerkennung sichtlich zu schaffen. Immerhin hat sie zwischendurch auch mal die Chance Leben zu retten, wie man durch die Augen eines Unfallsopfers sieht. Dessen letzten Erinnerungen bevor er bewusstlos wird, sind Sharons Augen – daher also auch der Filmtitel „Angel Eyes“.
Bei der Verfolgung eines Kriminellen wird Sharon angeschossen und überlebt nur dank kugelsicherer Weste – und des Eingreifens von Catch (James Caviezel). Catch ist ein seltsamer Typ, er gibt keinen Namen an, lebt allein in einem spartanisch eingerichteten Apartment und erzählt nicht gerne über sich. Der Zuschauer ahnt natürlich schnell, dass seine Vorgeschichte vermutlich etwas Tragisches an sich hat und er wohl derjenige war, der kurz vor der Bewusstlosigkeit in Sharons „Angel Eyes“ guckte.
Sharon ist trotz all dieses seltsamen Verhaltens aber äußerst angetan von dem smarten, zuvorkommenden Catch und lässt sich mit ihm ein. Komplett kann sie ihre Neugier aber nicht zügeln und findet Unerwartetes über ihren neuen Freund heraus...
„Angel Eyes“ benutzt ein altes Schema, zwar in ungewohnter Verpackung, aber bekannt. Zwei gegensätzliche Liebende, beide mit Problemen, aber jeder hilft dem anderen seine Schwierigkeiten zu bewältigen. Bei Catch ist es das Vergangenheitstrauma, bei Sharon der Kampf um Akzeptanz und familiäre Probleme, die durch den prügelnden Vater in der Kindheit entstanden. Am Ende ist natürlich fast alles wieder gut, aber das ist eh ab Filmminute zehn klar. Doch immerhin ist der Weg dahin leidlich spannend, denn die Story kann stellenweise noch überraschen (man ahnt zwar schon viel bezüglich Catchs Trauma, aber die volle Wahrheit kann ein wenig überraschen).
Doch sonderlich viele Überraschungen hat die Story dann auch nicht zu bieten, sodass der Film stellenweise mit Längen zu kämpfen hat. So wiederholt sich der Film an ein paar Stellen doch etwas (z.B. Catchs ständige Streifzüge durch die Stadt oder die teilweise sehr ausgewalzte Darstellung von Sharons Familienleben) und ist auch nicht immer fesselnd. Am gelungsten erweisen sich die Einblicke in den Polizeialltag, die zwar durchaus aufregend, aber nie unrealistisch daherkommen und auch sehr realistisch die mögliche Diskriminierung weiblicher Cops zeigt.
Eingängig ist „Angel Eyes“ auch durch die gefühlvolle Darstellung seiner Protagonisten. Zwar drückt Regisseur Luis Mandoki stellenweise deutlich auf die Tränendrüse, doch das Suchen nach Verständnis und Liebe der beiden Hauptfiguren ist ziemlich eingängig und verzichtet meist auf überzogenen Kitsch (vom überzuckerten Ende mal abgesehen). Vor allem das stumme Leiden Catchs, das man nur seinem Verhalten und nie seinen Dialogen entnimmt, bewegt wirklich.
Man erkennt daran auch, dass James Caviezel den Rest der Besetzung hier ganz easy an die Wand spielt. Ohne große Gesten, aber dafür mit stets überzeugendem Mienenspiel liefert er famose Schauspielkunst ab. Daneben sieht Jennifer Lopez mit ihrem etwas begrenzten Repertoire an Gesichtsausdrücken eher blass aus, auch wenn sich die gute Frau deutlich mehr Mühe als in vielen anderen ihre Filme gibt. Das Ensemble der Nebendarsteller agiert unauffällig, aber überzeugend im Hintergrund.
Bleibt unterm Strich ein recht bewegendes, definitiv überdurchschnittliches und von James Caviezel exzellent gespieltes Drama, das aber leider unter der nicht sonderlich innovativen Geschichte und der teilweise arg behäbigen Erzählweise krankt.