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"1492 - Die Eroberung des Paradieses" - schon im Titel des Filmes treffen die Gegensätze aufeinander, die für den weiteren Verlauf prägend sind. Zum einen die Entdeckung einer neuen, wahrhaft paradiesischen und vor allem anfangs noch friedlichen Welt und auf der anderen Seite die brutale, kriegerische Eroberung und Unterwerfung dieses wiederentdeckten Kontinents.

Diese Gegensätze versucht Regiesseur Ridley Scott in seiner Interpretation der historischen Figur "Christoph Columbus" zu vereinen. Dies führt in der Folge nicht nur zu einer sehr positiven Schilderung der historischen Ereignisse, sondern "entlastet" den Entdecker vor allem moralisch für die Taten, die in der Nachfolge seiner Entdeckung geschehen sind. Dies ruft natürlich viele Kritiker hervor, die zurecht diese unhistorischen Darstellung der Geschichte kritisieren.  An der Kinokasse floppte der Film damals (1992) zum 500 "Jubiläum" der Wiederentdeckung Amerikas. Dennoch konnte mich dieser Film (und auch meine Töchter) in den Bann ziehen und trotz seiner Länge fesseln.

Es ist ein bildgewaltiger Film, mit vielen Metaphern, die opulent in Szene gesetzt werden. Unterstrichen werden diese Bilder durch den beeindruckenden Soundtrack von Vangelis, der einem immer wieder eine Gänsehaut bereitet. Hier sei insbesondere die Aufbruchsszene genannt, wenn Columbus mit den drei Schiffen, Santa Maria, Pinta und Nina, aufbricht, um die "Neue Welt" zu entdecken. Interessant ist, dass die Geschichte quasi aus der Perspektive von Columbus' Sohn berichtet wird, was aber eigentlich erst in der letzten Szene so richtig deutlich wird. Dies erklärt unter anderem vielleicht auch die Verklärung der Hauptfigur durch den Erzähler. Christoph Columbus tritt als unermüdlicher Kämpfer gegen die mittelalterliche Welt auf, welcher am Ende vergeblich versucht die Ausbeutung des von ihm entdeckten Paradieses zu verhindern.

Die Rolle des Christoph Columbus wird von Gérard Depardieu überzeugend verkörpert. Dies hat mich überrascht, denn zum einen ist er mir derzeit (2023) durch seine zu große Russlandnähe suspekt, zum anderen habe ich ihn in der Vergangenheit nie als wirklich guten Schauspieler geschätzt. Seine Darstellung des in sich gebrochenen Charakters des Christoph Columbus gelingt ihm aber sehr gut. Es hilft ihm sicherlich, dass er für sein Spiel einen mehr als überzeugenden Antagonisten in Form von Armand Assante zur Seite gestellt bekommen hat, der Don Gabriel Sánchez verkörpert. Sigourney Weaver als spanische Königin Isabella ist meines Erachtens eher eine Fehlbesetzung und erklärt sich vielleicht damit, dass Ridley Scott hier eine seiner Stammschauspielerinnen einbauen wollte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Film trotz 2 1/2 Stunden Dauer keine wirklichen Längen hat, dass man immer wieder einen beeindruckenden Bilderregen genießen kann und dass man eine zwar nicht in allen Belangen historische, aber durchaus interessante Annäherung an die Figur Christoph Columbus erfährt.

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