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"Columbus war ein guter Mann - widdewiddewitt bumm bumm!" An dieses alte Kinderlied fühlt man sich unweigerlich erinnert, wenn man sich den Christopher in "1492" betrachtet. Gerard Depardieu spielt gewohnt charismatisch und erscheint als einzig Vernünftiger unter den ganzen mittelalterlichen Blechköppen, was mit der historischen Wirklichkeit jedoch mal wieder wenig zu tun haben dürfte. Ich würde diesen Film nicht gerade im Geschichtsunterricht zeigen, aber mit Hollywood und Historienfilmen ist das ja eh so´ne Sache. Wenigstens ist der gute alte Ridley Scott aber kein Mann, der uns mit pathetischen Popcorn-Spektakeln a la "Der Patriot" vom Spielbergle aus Sindelfinden nervt und wenn´s schon mit dem Inhalt hapert, so kann er das doch voll durch die überwältigende Optik ausgleichen. Wer kommt schon auf die Idee, im Geschichtsbuch nachzustöbern, wenn das Auge von solch unvergesslichen Bildern und opulenter Ausstattung so dermaßen verwöhnt wird? Der reizvolle Vangelis-Score rundet die gediegene Inszenierung ab und da zudem die Darstelleriege durch die Bank weg grandios ist, bietet "1492" zumindest für die Sinne ein einmaliges Film-Erlebnis. Wer jetzt aber einen Film für die ganze Familie erwartet, sei eher gewarnt, da die Entdeckung Amerikas auch in teilweise recht graphischen Details geschildert wird. Würde man beispielweise die enthaltenen Hinrichtungen in einen x-beliebigen Horror-oder Action-Film reinschneiden, landete er in flugs auf dem Index. Hier ist es aber Realismus und kann somit glücklicherweise auch unzensiert zur Hauptsendezeit laufen. Dennoch: vorm Anschauen des Filmes mit Kindern oder in dieser Hinsicht allzu zimperlichen Menschen (was jetzt keineswegs nur so dahingeschreibselt ist: meine Mutter hat sich schon aus obig genannten Gründen über den Film beschwert) rate ich ab.
Fazit: gehobene Unterhaltung für Filmfreunde (nicht jedoch für gewissenhafte Historiker).

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