Emmerich will es Hollywood unbedingt zeigen!
Um „E.T.“ und vor allem „Poltergeist“ Paroli zu bieten, ihnen nachzueifern oder gar im besten Falle selbst eine Eintrittskarte nach Hollywood zu bekommen, hat unser lieber Roland E. aus Stuttgart Mitte der 80er „Joey“ hierzulande mit geringsten Mitteln auf die filmischen Beine gestellt. Für seinen erst zweiten Langfilm sind diese Ambitionen mehr als beeindruckend - und das Ergebnis durchaus passabel. Mir fehlt etwas die rosarote Brille und Kindheitsconnection zu ihm - dennoch sehe ich seine Faszination allemal! Er erzählt hier von dem jungen Joey, dessen Vater gerade gestorben ist und der nun durch seltsame Phänomene in seinem Haus scheinbar Kontakt zu ihm aufnehmen kann - oder führt hier ein weitaus böserer Geist sein gemeines Spiel mit dem trauernden Kind?
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Da ich wie gesagt null kindliche Verbindung zu „Joey“ aka „Making Contact“ (wie er im englischsprachigen Raum vertrieben wurde) habe, kann ich Emmerichs Frühwerk unvoreingenommen und recht frisch bewerten. Hätte ich ihn in meiner Kindheit irgendwo im TV aufgeschnappt, könnte meine Sichtweise eine etwas andere, wohlwollendere sein. Dennoch würde er wahrscheinlich selbst dann heutzutage lediglich als deutsches Derivat von mir abgetan. Denn ganz ehrlich: viel mehr ist „Joey“ nicht. Die Kinderdarsteller sind nicht übel. Die vielen kopierten Hollywoodhits zu entdecken kann genauso Spaß machen wie die etlichen Spielzeuge, Bettdecken und Tapeten der verehrten Hits von Spielberg, Lucas und Co. zu erblicken. Und irgendwo sind Emmerichs Ambitionen und seine klaren Vorbilder ja ganz süß, charmant, naiv. Gerade diese Kombi aus deutschen Details (wie Frisuren, Flair) und amerikanischem Ziel hat was. Aus seinen winzigen Mitteln macht „Joey“ durchaus etwas. Und er hat ganz sicher ein paar creepy Momente und Puppen, die damals jedem Kind - egal ob Ami oder Deutscher - Angst eingejagt haben dürften. Dennoch spürt man die Beschränkungen an jeder Ecke, den eklatanten Abstand zu den Vorbildern, die allgemeine Kleinheit, die übersichtlichen Mittel und beengten Sets, die beschränkte Logik, die schwachen Schnitte, die nicht wirklich packende, dafür umso cheesigere Handlung gerade heute umso deutlicher. Ein Relikt seiner Zeit. Nett, aber arg angestaubt. Anders als „Die Goonies“ und Konsortien aus der Traumfabrik. Für Emmerich hat er dennoch seinen Zweck erfüllt - das Ticket nach Hollywood war gelöst!
Fazit: manchmal unfreiwillig komisch und kopierend, manchmal aber auch ein tolles Zeitdokument und ein ambitionierter Startschuss für Emmerich. Für mich dennoch kaum mehr als ein Nice Try, ein gehobener Fanfilm, eine deutsche Kopie der Traumfabrik, ein Mini-Spielbergchen. Aber immerhin.