Review

Schön klassischen Bibel-Horror bietet diese Mixtur aus „Omen“, „Das siebte Zeichen“ und „Stigmata“. Die Einbindung der zehn biblischen Plagen bringt sogar ein wenig Tierhorror mit sich und wer den nicht haben will, erfreut sich eben an Hilary Swank.
Oder über die stimmige Atmosphäre, die nur gegen Ende einen leichten Bruch erhält, weil das Script spätestens da mit seinem Erklärungsversuchen strauchelt.

Dabei kann man besonders während der ersten Hälfte mit starken Momenten punkten.
Etwa, wenn Theologin Kathy (Swank) und Kumpel Ben (Idris Elba) ins Kaff Haven in Louisiana gerufen werden und sich ins blutrote Wasser begeben, um davon Proben zu nehmen, während auf der Wasseroberfläche tote Fische liegen.
Denn Kathy ist Spezialistin im Bereich „Klärung biblischer Wunder“. Seitdem Mann und Tochter bei einer Mission im Sudan getötet wurden, hat sie sich allerdings von Gott abgewandt und vermutet hinter den mysteriösen Erscheinungen in Haven zunächst wissenschaftliche Erklärungen.
Erst, als weitere Plagen den kleinen Ort befallen und ein mysteriöses Mädchen, das ihren Bruder getötet haben soll, immer häufiger in Erscheinung tritt, spitzt sich die Situation im Ort zu.

Vom blutroten Wasser bishin zum Tod des Erstgeborenen hat man alle Plagen unterbringen können, was zuweilen eine gespenstische Atmosphäre erzeugt. Da fallen Frösche vom Himmel, attackiert ein Bulle ein Fahrzeug, tauchen Fliegen und Maden im Grillfisch auf und greifen Millionen von Heuschrecken sogar Menschen an.
Besonders die intensive Farbgebung rund um den blutroten See sticht positiv ins Auge, sowie die surreal wirkende Kulisse mit den alten Ruinen.

Was den inhaltlichen Ablauf betrifft, hat man sich da nicht allzu weit aus dem Genrefenster gelehnt und die gängigen Zutaten untergebracht. Da vermengt man Visionen und Alpträume mit der Realität der Hauptfigur, bringt noch einen warnenden Priester ins Spiel, lässt ein unheimliches Mädchen an dunklen Orten auftauchen, bringt natürlich das obligatorische Gewitter, ebenso ein teuflisches Symbol, was in der Mitte des Geschehens ein wenig Leerlauf und wenig Fortgang der Geschichte entstehen lässt.

Da wartet man etwas länger auf das Einsetzten der ausstehenden Plagen, die während des letzten Drittels einfach zu geballt und zu überladen auf den Zuschauer einprasseln.
Neben dem gekonnten Einsatz der CGI-Heuschrecken donnern eine Menge Lichtblitze vom Himmel und überdecken damit das etwas hirnrissige Ende mit hanebüchener Erklärung, welches zudem zahlreiche Logiklücken entstehen lässt. Die finale Szene (eventueller Cliffhanger) ist wiederum gelungen, zumindest war damit nicht unbedingt zu rechnen.

Zu rechnen ist allerdings mit einer überaus soliden Performance der Swank, die für eine Theologin mit dieser Vergangenheit zwar ein wenig zu jung wirkt, in ihrer Darstellung jedoch sehr glaubhaft rüberkommt. Sympathisch wirkt auch ihr Sidekick Idris Elba als Ben, sowie Stephen Rea in einer kleineren Rolle als Priester. Ferner sticht AnnaSophia Robb als mysteriöses Mädchen positiv hervor, die für diese Rolle perfekt besetzt wurde und überzeugend agiert. Einen Schwachpunkt stellt hier David Morrissey dar, der als nicht unbedeutender Dorfbewohner eine überhaupt nicht markante, langweilige Darstellung abliefert.

Letztlich bietet „The Reaping“ aber eine größtenteils unterhaltsame Mixtur aus Teufelskult, Plagen und Verarbeitung eines Traumas. Stellenweise sehr atmosphärisch, manchmal auch recht spannend, nur gegen Ende ein wenig überladen und mit zweifelhafter Auflösung versehen.
Einen angenehmen Gruselabend können sich Horror – und Bibelfreunde/feinde damit aber gewiss bereiten.
7 von 10

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