Die junge Kelli und einige Mitglieder einer Girlie-Studentenverbindung sitzen aufgrund eines Schneesturms zu Weihnachten im Wohnheim fest. Leider ist just an Heiligabend dem irren Serienkiller Billy, der in eben diesem Haus schon eine nicht gerade glückliche Kindheit verbracht und Anfang der 90er dort auch seine verhasste Mutter umgebracht hatte, die Flucht aus der Klapse gelungen und in einem Anfall weihnachtlicher Nostalgie zieht es ihn nun wieder zu seinem alten Zuhause. Das allein wäre zwar schon schlimm genug, aber unglücklicherweise hat sich auch Billys Schwester Agnes - die gleichzeitig auch seine Tochter ist - in die Alpha Kappa-Hütte verirrt und bereits für die ersten Todes-Opfer gesorgt. Zusammen dünnt das beknackte Geschwister-Pärchen die anwesende Bagage ganz schön aus, und als den Mädels schwant, in welchem Schlamassel sie sitzen, ist es schon fast zu spät. Na dann, frohe Weihnachten… Als Co-Autor von „Final Destination“ hatte Glen Morgan ja einen Teenie-Horror mit auf die Beine gestellt, der nicht völlig hohl und dämlich geraten war… doch mit „Black Christmas“ beweist er nun, dass auch einen absolut debilen Slasher-Streifen herunterkurbeln kann, wenn ihm der Sinn danach ist. Und debil ist sein Remake von Bob Clarks Proto-Schlitzerfilm-Klassiker „Jessy – Die Treppe in den Tod“ allemal ausgefallen, wobei man davon ausgehen kann, dass der Regisseur des Originals d’accord mit den zahllosen Verdummungs-Maßnahmen gewesen ist, die Morgan bei seinem Stoff angewandt hat, denn Clark wird hier immerhin auch als Mit-Produzent in den Credits gelistet. Ein bisschen Legitimität erhält das Ganze immerhin durch die Besetzung einer Nebenrolle mit Andrea Martin, die ja schon im ’74er-Vorbild mitgespielt hatte. Was dem Streifen denn nun an Köpfchen fehlt - die Abzählreim-Formel wurde selten so aufs Nötigste reduziert wie hier - macht „Black Christmas“ durch seine gehobene technische Finesse und eine Inszenierung wett, die schon an reinem Overdirecting grenzt. Wie zuvor schon bei seinem Remake des kleinen Tier-Horror-Klassikers „Willard“, das allen optischen Meriten zum Trotz inhaltlich ja ebenfalls schon ein wenig nichtig und substanzlos daherkam, hat Glen Morgan es nämlich wieder mal gepackt, einen enorm dürftigen Stoff visuell kräftig aufzupäppeln und ihn dadurch ein wenig interessanter zu machen. Viele Licht- und Farbspielereien, schräge Kamera-Positionen und Blickwinkel, und einige verzerrte Optiken lassen die Schlachtorgie demnach sehr gut aussehen. Gut sehen natürlich auch die Mädels aus, die hier das übliche Kanonenfutter mimen und auf zuweilen recht splatterige Art und Weise um die Ecke gebracht werden. So betrachtet ist „Black Christmas“ aufgrund seines extrem hohen, graphischen Body Counts und der vornehmlichen Beschränkung auf die niedlichen Sorority Girls (okay, ein paar männliche Leichen gibt’s aus Alibi-Gründen auch, geschenkt) beinahe schon so etwas wie der ideale Fetisch-Film geworden. Wer hätte allerdings gedacht, dass nach einer Schlüssel-Szene aus „Hostel“ der Trend in Hollywood nun in Richtung Eye Violence geht? So viele zermatschte, rausgerissene Augäpfel und blutige Augenhöhlen hat man im Kino seit den Fulci-Epen der frühen 80er nicht mehr gesehen, den letzten Schritt in Richtung beinhartes Gore-Movie verhindert da eigentlich nur die hektische Montage, die den entsprechenden Momenten die härtesten Spitzen nimmt. Das was man sieht reicht aber allemal aus, um den Streifen in eine Ecke mit ähnlich üblen Blut- und Gewalt-Epen zu packen. In dem Sinne ist das hier die passende Fortführung der guten alten Slasherfilm-Schemata, die damals von „Freitag der 13.“ etabliert wurden. Um Spannung und Atmosphäre geht’s dabei nämlich gar nicht mehr, von dem reinen Genre-Abfall unterscheidet sich „Black Christmas“ dann auch nur durch einen gewissen technischen Standard. Und im Gegensatz zu dem kreuzunheimlichen Original ist diese Splatter-Variante zwar auf Hochglanz poliert und perfekt gefilmt, aber wie erwartet leider kaum erinnerungswürdig. ABER: Der 2006er-"Black Christmas" ist dennoch wirklich um WELTEN besser als das völlig verhunzte, möchtegern-feministische zweite In-name-only-Remake von 2019...!
6/10