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Einige Studentinnen verbringen Heiligabend im Verbindungshaus ihrer Studentenverbindung. Zwar wissen sie, dass in ihrem Haus vor vielen Jahren ein als Kind gequälter Mann seine gesamte Familie abgeschlachtet hat, doch was sie nicht ahnen: Gerade an diesem Abend bricht der Psychopath aus einer nahe gelegenen Psychiatrie aus, um sein sehnlichstes Ziel blutig zu erfüllen: Weihnachten zu Hause zu verbringen.

"Black Christmas" greift die Mode antiweihnachtlicher Filme auf und verlagert die Idee ins Splatter-Genre. So bietet der Streifen äußerst unappetitliche Gewaltexzesse und kernige Sprüche, die Weihnachtshassern so richtig Freude bringen sollen. Leider bleibt er dabei ein überaus blasser Genre-Vertreter.

Ein großes Manko ist zum ersten die stümperhafte Inszenierung. Schon die Eingangssequenz kommt so kurz, klischeehaft und inhaltsleer daher, dass sie nicht die geringste Spannung erzeugen kann: Eine junge Frau sitzt auf ihrem Bett, schreibt eine Karte an eine gewisse Leigh (später erfährt man, dass es ihre Schwester ist), hört ein seltsames Geräusch aus dem Kleiderschrank und wird dann doch aus einer anderen Richtung umgebracht. Eine Szene, die es schon gefühlte tausendmal im Horror-Genre gab.

Auch im späteren Verlauf zeigt sich immer wieder, dass der Regisseur offensichtlich überfordert war. Wenn sich die Mädchengruppe aufteilt und dadurch mehrere gleichzeitige Handlungsorte entstehen, verwirrt der Film immer wieder mit ungeschickten und zu eiligen Schnitten zwischen den einzelnen Orten. Das steigert sich besonders in den heftigen Gewaltszenen geradezu bis zum Ärgernis: Die eigentlichen blutigen Bilder werden so hektisch und turbulent geschnitten, dass es einem schwerfällt, überhaupt etwas wirklich zu erkennen. Der abgebrühte Splatter-Fan dürfte sich trotz einiger herausgerissener Augäpfel und gebratenen Menschenfleischs betrogen fühlen.

Diese hastige Schnittmontage soll in Verbindung mit hysterisch kreischenden Frauen auch weitestgehend für Spannung sorgen, was natürlich kein Ersatz für echten Suspense oder einen ordentlichen Storyaufbau ist. Hinzu kommen die schablonenhaften Figuren, die so dünn gezeichnet sind, dass ihr Schicksal dem Zuschauer völlig egal bleibt. Selbst die Rückblenden, die die Geschichte des irren Mörders erklären, erzeugen weder Atmosphäre noch Spannung - dazu sind einzelne Dialogzeilen und ganze Passagen zu unfreiwillig komisch ("Was hat der Irre gemacht?" - "Du meinst, nachdem er seine Weihnachtsplätzchen mit einem Glas Milch runtergespült hat?"). Das einzige, was der Film mit der Zeit konsequent aufbaut, ist eine gewisse Aggressivität, weil zeitweise fast jedes Bild durch blinkende Weihnachtsketten beleuchtet wird.

Immerhin machen die Schauspieler ihre Sache nicht ganz so schlecht, wie man es aus anderen Genre-Vertretern kennt. Auch wenn sie an dümmlich-inhaltsleeren Dialogen scheitern und mit Eifersuchts- und Zickenproblemen nerven, die nun überhaupt gar keine Bedeutung für die Handlung haben, sind sie wenigstens nicht völlig untalentiert. Und kurz vor dem Finale gelingen dem Film dann sogar einige sehr ausdrucksstarke und spannende Bilder (wie ein brennender Kinderwagen, der einen Schacht hinab stürzt). Das alles reicht natürlich nicht, um aus "Black Christmas" mehr zu machen als einen ekelhaften, stupiden Splatter-Streifen der dümmlicheren Sorte.

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