Review

Yippie! Wieder mal ein richtig geiler schlechter Action-Film mit Chuck „Braddock“ Norris!
Seltsamerweise ist Chuck Norris ob seiner zahlreichen Actionfilme in den 80er Jahren wie „Missing in Action“ oder „Delta Force“ im Gegensatz zu Arnie oder Sly nie der große Durchbruch gelungen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass sowohl „Predator“ und „Terminator“ von Arnold Schwarzenegger als auch die „Rocky“- und „Rambo“-Reihe von Sylvester Stallone Qualitätsprodukte waren, die ein großes Publikum erreichten, während Norris-Filme eher nur den knallharten Action-Fan veranlassten, begeistert ins Kino zu gehen.
Dennoch ist „Delta Force“ heute - zumindest für Action-Fans - ein moderner Klassiker.

Die Story ist denkbar simpel: 2 (!) Islamisten entführen im Nahen Osten ein Flugzeug und wollen Palästinenser, welche an Bord befindlich sind ausfindig machen. Da sich unter den Geiseln auch Navy-Soldaten und US-Amerikaner befinden, kann natürlich die Delta Force – eine Spezialeinheit der US-Army – unter Leitung von Colonel Alexander (Lee Marvin) und Major McCoy (Chuck Norris) nicht zusehen und greift ein…

Die Laufzeit ist mit über 2 Stunden für einen Actionfilm mit dieser Minimal-Story eindeutig zu lang. So gibt es etliche Längen bei der Story und nur die letzte halbe Stunde weist so etwas wie die bis dahin herbeigesehnte Action auf und entschädigt für den flauen und unausgegorenen Rest des Films. Der Plot ist äußerst platt und mag nur bedingt zu unterhalten, denn Flugzeug-Entführungen hat man schon vorher zur Genüge und vor allem besser inszeniert gesehen. Durch das miese Action-Timing und die grobe Holzhammer-Inszenierung kann Regisseur Menahem Golem -er drehte immerhin "Over the Top" mit Sly- jedenfalls nicht überzeugen. Zudem zeichnet sich der Film durch permanente Unlogik und Ignoranz aus. So entführen nur 2 Araber das Flugzeug und die Delta Force fliegt den Terroristen – die sich bei einem Zwischenstopp (natürlich unbemerkt) vermehren – meist nur hinterher. Noch ein weiteres Beispiel: als die Delta Force nachts mit Nachtsichtgeräten zugreift, sieht man durch selbige das Geschehen taghell – herzlichen Glückwunsch. Und so geht es weiter: sinnlose und unnötige Dialoge, eine schwache Dramaturgie in einem schlechten Drehbuch und nicht zuletzt Unlogik, schlichte Dummheit und überkonstruierte Action. Das Motiv der Entführung bleibt ebenso im Dunkeln wie die Forderung der Terroristen. Zumindest wird übertriebenes Pathos weitgehend ausgespart. Hätte man das Drehbuch etwas gestrafft und die Laufzeit um etwa eine halbe Stunde beschnitten wäre „Delta Force“ nicht intellektueller, aber unterhaltsamer und kurzweiliger geworden und würde nicht mit Sinnlos-Dialogen langweilen.

Die Gründe für die Indizierung des Films sind denkbar simpel: plumpe Kriegs- und Gewaltverherrlichung, wenn auch nicht ganz so patriotisch und pathetisch vorgetragen wie in vergleichbaren Filmen. Dennoch halten sich die exzessiven Gewaltdarstellungen des Films in überschaubaren Grenzen.

Ein billiger Actionfilm ist „Delta Force“ keinesfalls, denn in der letzten halben Stunde gibt es Explosionen, Schießereien und Verfolgungsjagden en masse. Ein schlechter aber sehr wohl. Dass Prügelbarde und Kampfsportchamp Chuck Norris in diesem groben und rauen Machwerk mitspielt überrascht kaum. Dass sich Charakterdarsteller Lee Marvin („Point Blank“, "Gorky Park") hier aber die Ehre gibt überrascht dagegen sehr, denn Charakterzeichnung ist nicht gerade die Stärke eines tumben Actionfilms.

Zumindest ist der Film halbwegs lustig, da sich der gebeutelte Zuschauer manchmal aufgrund der Dummheit des Films und der unausgegorenen Dramaturgie die Hände über den Kopf zusammen schlagen kann. Ausnahmsweise trifft bei „Delta Force“ einmal zu, dass die Fortsetzung („Delta Force 2-The Columbian Connection“) besser ist als das Original.

Als Fan von schlechten Actionfilmen vergebe ich „einschlägige“ 5 von 10 Punkten.

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