Review

Es ist vollbracht, Steven Seagal ist endlich dort angekommen, wo vor ihm schon andere ehemalige Bahnhofskinostars wie Michael Dudikoff angekommen waren: beim richtig billigen Actionmüll. Die bisherigen Filme des Moppels gehörten ja fast alle zu einer vergleichsweise dick budgetierten Oberklasse der Actiongüllezunft, FLIGHT OF FURY ist dagegen sicher kaum teurer gewesen als entsprechende ROYAL OAKS-Produktionen wie der diesem Film zugrunde Dudikoff-Heuler BLACK THUNDER.
Entzückenderweise müffelt der Film auch schön nach alten Zeiten, die Stock Footage, großzügig aus TOP GUN, IRON EAGLE, NAVY SEALS und einer SR-71-Doku entliehen, ist zum großen Teil die selbe, welche auch schon in den zahllosen Militäractionern aus dem Hause KÖNIGLICHE EICHE Big Budget-Flair verbreiten sollte und wurde offenbar aus alten Videobändern entnommen, denn ihre Qualität ist weitesgehend schauderhaft.
Aber auch auf der Tonspur treffen wir alte Bekannte wieder, zwar gibt es einen offiziellen neuen Score von Barry Taylor, doch dieser wird ergänzt und akzentuiert durch unter anderem aus FREEDOM STRIKE, BLACK THUNDER oder CRASH DIVE bekannte Stücke, welche wahrscheinlich aus der Feder der Gebrüder Wurst stammen.
Der erfahrene Zuschauer fühlt sich also fast zehn Jahre zurückversetzt, nur dass der Hauptdarsteller dieses Cheapos 1997 eben noch als echter Kinostar galt.
Immerhin, verglichen mit dem Totalausfall ATTACK FORCE ist FLIGHT OF FURY schon fast wieder sehenswert, so ist die Story zwar blödsinnig, aber einigermaßen stringent und nachvollziehbar erzählt, der Dicke selbst hat ein klein wenig abgespeckt, so dass zwischen Kopf und Rumpf wieder soetwas wie Hals zu entdecken ist, zudem ist er immerhin so motiviert, dass er sich nur gelegentlich von einem Double vertreten lässt.
Auch hinsichtlich der Action ist im Vergleich zur Vorgängergurke eine deutliche Steigerung festzustellen, es gibt mehr davon und sie sieht besser aus.
Großartiges sollte man aber dennoch nicht erwarten, das Geballer ist sehr preiswert inszeniert, die Explosionen sind armselig, die Fights bestenfalls routiniert. Hervorstechend ist dafür eine wirklich sehr unangenehme Brutalität und Menschenverachtung, die Seagal hier an den Tag legt, der alte Fettsack macht mittlerweile gar keine Gefangenen mehr und erreicht einen Verrohtheitsgrad, der deutlich über dem üblichen Niveau liegt, eine Tendenz, die sich ja schon spätestens seit TODAY YOU DIE breitgemacht hat.
Abgesehen davon ist die Actiondichte nicht sonderlich hoch, erst im Finale krachts ein wenig länger, als Ausgleich gibt´s zuvor ewig lange Stock-Footage-Passagen, die teilweise auch eher schlecht miteinander kombiniert wurden.
So startet ein Strike-Team mit F-14 vom Flugzeugträger (also TOP GUN-Footage), am Einsatzort haben sich die Fluggeräte mirakulöserweise in aus IRON EAGLE geklaute F-16 verwandelt.
Generell ist der Film voll von Ungereimtheiten, deren größte das Szenario selbst ist: Die wahrscheinlich in der rumänischen Pampa gedrehten Aufnahmen sehen nicht mal ansatzweise nach Afghanistan aus, die einheimischen Terroristen sprechen darüber hinaus allesamt Englisch, wahlweise mit britischem, australischem oder osteuropäischem Akzent.
Die Darsteller agieren samt und sonders gelangweilt bis schlecht, auch die Regie passt sich diesem Niveau an, bleibt optisch aber zumindest immer solide. Aber gerade in der ersten Kollaboration zwischen Seagal und Regisseur Michael Keusch, SHADOW MAN, war noch echter visueller Gestaltungswillen spürbar, der in der dritten Zusammenarbeit routinierter Lethargie gewichen ist.
Trotz dieser Mankos ist FLIGHT OF FURY aber einigermaßen kurzweilig, BLACK THUNDER ist er aufgrund besserer Action auf alle Fälle überlegen, wenn auch nicht deutlich. Man kann aber nur hoffen, dass diese Billigproduktion einen Talpunkt hinsichtlich des Produktionsniveaus darstellt und die nächsten Filme zumindest wieder ein Budget auf SHADOW MAN- oder gar SUBMERGED-Level besitzen werden.

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