ACHTUNG: Das Review enthält eventuell Spoiler!
Als ich mir "One Way" aus der Videothek ausgeliehen habe, hörte sich der Covertext zwar schon ziemlich vielversprechend an, aber mit einem derart guten Film hatte ich dann doch nicht gerechnet.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der eine junge Frau von vier Männern durch den Wald gejagt und schließlich vergewaltigt wird. Als die Lage schon aussichtslos erscheint, taucht plötzlich ein schwarzer Mann in Generalsuniform auf, der dir junge Frau befreit und die Vergewaltiger erschießt. Danach beginnt erst einmal die eigentliche Handlung des Films und der Zuschauer kann die soeben gesehene Szene fürs Erste nicht wirklich in einen konkreten Zusammenhang bringen. Denn nun widmet sich der Film dem Protagonisten Eddie Shneider (Til Schweiger), der im sehr erfolgreichen Unternehmen seiner zukünftigen Schwiegervaters tätig ist, zu dessen Erfolgt auch er viel beigetragen hat. Alles läuft perfekt, bis seine Assistentin Angelina Sable (Lauren Lee Smith), die zugleich auch seine beste Freundin ist, eines Abends noch einmal hoch ins Büro muss, weil sie ihre Schlüssel vergessen hat. Dort wird sie dann von Anthony Birk (Sebastien Roberts), dem Sohn des Geschäftsführers, brutal vergewaltigt. Als Eddie sie am nächsten Morgen wie ein Häufchen Elend zusammengekauert in der Tiefgarage findet, bringt er sie zunächst ins Krankenhaus und versichert ihr, es diesem Schwein Anthony heimzuzahlen. Hier wird es Eddie zum Verhängnis, dass er es seit Jahren hinter dem Rücken seiner Freundin (also der Tochter von seinem Boss) mit anderen Frauen treibt. Anthony hat Beweise dafür und erpresst Eddie so vor Gericht zu einer Falschaussage. Vor Gericht erfährt man dann schließlich auch, dass die junge Frau aus der Eröffnungsszene ebenfalls Angelina ist, die diese Szene seinerzeit genau so bei der Polizei zu Protokoll gegeben hat und daraufhin zwei Jahre in psychiatrischer Behandlung war. Dies wendet man nun ebenfalls gegen Angelina an, um sie unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Anthony wird schließlich freigesprochen. Angelina will sich zunächst das Leben neben, dann jedoch sinnt sie auf Rache.
Der Film beschäftigt sich mit einem ernsten Thema (Vergewaltigung) und baut dieses gekonnt in eine spannende von Intrigen durchwobene Handlung ein. Getragen wird diese durch die durch die Bank glaubwürdigen Leistungen der Darsteller. Vor allem Lauren Lee Smith als Vergewaltigungsopfer bietet eine absolut glaubhafte Vorstellung. So wirkt ihr Mord an Anthony, bei dem sie ihn zunächst mit einem vorgeschnallten Dildo vergewaltigt und dann erschießt, keinesfalls lächerlich oder unglaubwürdig. Glaubhaft bringt sie den Schmerz und die Zerrissenheit ihres Charakters herüber und auch beim Rest der Darstellerriege gibt es nichts zu meckern. Die Familie, die zusammenhält, komme was da wolle, wirkt da nicht weniger überzeugend. Til Schweiger als Eddie kommt anfangs zwar ziemlich "Sunny Boy" mäßig herüber, dies ist jedoch auch Bestandteil des Charakters, den er verkörpert. (Ernster wird es dann, als er die erste Falschaussage vor Gericht macht.) Selbst Eric Roberts, den ich persönlich weniger mag und der im späteren Verlauf der Handlung als Anwalt von Til Schweiger auftritt, vermag in dieser Rolle zu 100 Prozent zu überzeugen. Den Anwalt nimmt man ihm ohne wenn und aber ab.
Gute Darsteller sind bei diesem Film also schon mal die halbe Miete. Um so besser, dass es auch auf inszenatorischer Ebene nichts zu meckern gibt. Von der Kamera bis zur Musik wurde hier alles tadellos und zu 100 Prozent professionell umgesetzt. Die Vergewaltigung Angelinas zu Beginn des Films und dann um so mehr die zweite Vergewaltigung im Büro, kommen sehr hart und unglaublich demütigend herüber. So weit wie in "Irreversibel" treibt man es zwar nicht, was die Szene für mich aber nicht weniger schockierend macht. Den "schwarzen General" als Figur aus Angelinas Fantasie mit in die Handlung einzubauen, war ebenfalls eine interessante Idee. So hatte sie sich das Bild, dass dieser damals ihre Vergewaltiger erschoss, erschaffen, um nicht an diesem Erlebnis zugrunde zu gehen. (So wie ich es verstanden habe, wurden die Täter nie gefasst.) In der Gegenwart erscheint er ihr wieder, als sie sich erhängen möchte, weil sie nicht damit leben kann, dass ihr Vergewaltiger wieder davon gekommen ist. Hier erscheint er ihr nun und hält sie davon ab sich das Leben zu nehmen, woraufhin sie die Entscheidung trifft, das "Recht" in ihre eigenen Hände zu nehmen.
Die Geschichte bietet einige Wendung, von denen zwar auch die eine oder andere vorher zu erahnen ist (nach dem Mord an Anthony war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis der Verdacht auf Eddie fällt), es aber auch noch genügend Wendungen gibt, die man nun wirklich nicht vorher vermutet hätte (die letzte Aussage vor Gericht).
Für mich ist "One Way" eine DER positiven Überraschungen des Jahres und auch einer der besten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen haben. Meinerseits gibt es auf jeden Fall eine eindeutige Empfehlung zum Angucken. Ein wirklich sehr, sehr guter Film, dem ich verdiente zehn von zehn Punkten gebe.