Review

Der dritte Teil der Alien-Saga geriet wieder zur stilistischen Staffelübergabe.
Nachdem Cameron seine ureigenste Version der Alien-Saga mit Meisterdiplom abgeliefert hatte, durfte sich nun ein Regie-Novize versuchen, dessen große Zeit noch kommen sollte: David Fincher.
Fincher war bemüht, dem Film einen individuellen Look zu verpassen, der sich nach Möglichkeit nicht an die Vorgänger anhängen sollte, damit es nicht wie eine billige Fortsetzung aussehen würde.

Allerdings bedeutete das nach dem finalen Skript, dass sämtliche Möglichkeiten, die das Ende des zweiten Teils eröffnet hatte, vom Start weg fallengelassen wurden. Der sogenannte "Familiengewinn" durch Newt und Hicks löste sich mit Absturz baldigst in Wohlgefallen auf und brachte mit der Infektion Ripleys, die hier selbst zur Brutstätte einer Alien-Königin lediglich seine Protagonisten näher zusammen.

Die sexuelle Komponente sollte nicht vergessen werden, so daß die emanzipierte Frau nunmehr inmitten von Männern fest saß, die entweder gewalttätige Verbrecher oder religiöse Eiferer waren und sich zu einem Orden zusammengeschlossen hatten, um in Ruhe zu büßen. In diese asketische Runde bricht nun die fleischgewordene Sexualität in Form von Ripley ein.
Schon bald wird ersichtlich, daß hier mit Reife und Vernunft wenig zu tun ist, Ripley muß ihre Haar und ihre oberflächliche Weiblichkeit aufgeben, um als Gleicher unter Gleichen das Notwendige zu tun.

Fincher inszeniert ein interessantes Katz- und Mausspiel in den Gängen der Metallfabrik, in denen sich ein einziges Alien durch den ganzen Film schlägt. Gefilmt aus der Alienperspektive, läßt er die Kamera an der Decke entlang stürmen, mit verfremdeter Optik hinter den flüchtenden Mönchen/Sträflingen her. Die riesige und halb verlassene Anlage ist dabei äußerst hilfreich.
Gleichzeitig stellt sich der Film aber auch selbst ein Bein. Finchers Vorliebe für düstere Bilder ist hier schon recht aktiv, alles ist gedreht in düsteren Brauntönen, karg und eintönig.
Das wirkt sich auch auf die Charaktere aus, die bei weitem kaum das Interesse generieren können, die Camerons oder Scotts Film mitbrachten. Weder tauchen da interessante Gesichter, noch tiefgründige Figuren auf. Da überdies alle "gleichgemacht" aussehen, fällt bisweilen die Unterscheidung schön schwer, von Charles Dutton mal abgesehen, der wenigstens einen Hauch von Tiefe ausstrahlt.

Natürlich war das abzusehen. Cameron inszenierte den absoluten Overkill, hatte innere Dramatik, besaß psychologischen Unterbau und setzte auf Beschuß und Action ohne Ende. Davon wollte dieser Film sich entfernen. Das ging u.a. durch den Verzicht auf jegliche Schußwaffen, Militärs oder größere Verschwörungen, abgesehen von der zwielichtigen Rolle der Gesellschaft am Ende. Das Ergebnis war eine Mischung aus Robinson Crusoe und McGyver im Weltall, in allen Belangen unattraktiv umgesetzt.
So sind dann auch die Szenen, in denen der zweite Teil repetiert wird (Bishops Teil-Reaktivierung, die Vorspann-Szenen, die Begutachtung der Leiche, das Auftauchen von Bishop 2) interessanter als der Religionskonfllikt. Erst als die Verfolgungsjagd zum Ende hin einsetzt, gewinnt der ungewohnt stille und leere Film an Drive.

Selbstverständlich sickerte schon vor dem Start Ripleys finales Schicksal zur Presse durch und das vergraulte neben dem unattraktiven Look noch mehr Fans, die Cameron verwöhnt hatte.
Dabei ist Finchers Stil durchaus individuell, der Film ohne größere Fehler umgesetzt, stimmig in seinen Bildern, doch in der ersten Hälfte zu selten wirklich spannungsfördernd. Die Existenz von nur einem Alien ist allerdings anders als in Teil 1 nicht unbedingt berauschend, dafür setzt der Film stärker als Cameron auf blutige Bilder.
Zur falschen Zeit gegen die falschen Erwartungen mit den unpassensten Erwartungen - so kam Alien 3 bei den meisten Fans am schlechtesten weg.
Wenn man aber "Alien 3" mit "Sieben" vergleicht, dann ist sich zwar Fincher treu geblieben, nur war der dritte Teil einer Filmserie für seine Ideen der falsche Einstieg. (7/10)

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