Ich halte Alien³ für den besten Alien-Teil überhaupt und er gehört für mich auch zu Fincher's besten Filmen (neben "Se7en" und "Fight Club").
Mit den anderen Teilen kann man ihn, bis auf die Grundthematik, eigentlich überhaupt nicht vergleichen, denn sein Stil, seine Atmosphäre ist vollkommen anders.
Die Story ist bekannt, weshalb ich jetzt auch nicht näher auf sie eingehen werde. Die Handlung beschränkt sich völlig auf die dunklen, unterirdischen Tunnelsysteme des Gefängnisplaneten. Durch die exzellente Beleuchtung, den wirklich guten Ton (einen derart liebevoll gemachten 5.1 Ton hat man selten) und die triste Umgebung baut sich schon allein durch das Setting eine ungeheuerer, klaustrophobische Atmosphäre auf, ohne dass man auch nur ein Alien oder einen Schauspieler zu Gesicht bekommen hat. Letztere sind durch die Bank weg exzellent, bestehen hauptsächlich aus englischen Theaterschauspielern (was man ihrem Akzent in der Orginalfassung auch anmerkt) und liefern ein ungewöhnliches Kammerspiel, was sich letztendlich nur auf die Frage "Wie kommen wir hier lebend raus?" beschränkt, dies aber nicht auf die uns bekannte, billige Weise etlicher anderer Horrorfilme sondern eine ganze Spur härter, realistischer. Fincher kompensiert in dem Film viele Ängste der modernen Zeit, das geht von Fremdenfeindlichkeit (hier übertragen auf Ripley, die von den Gefangenen nicht nur gehasst wird) bis zur Angst vor Krankheiten wie Aids. Dabei ist der Schrecken, den das Alien verbreitet subtiler als in Teil2. Die erste dreiviertelstunde bekommt man das Alien fast überhaupt nicht zu Gesicht, aber die Anwesenheit des "Todes" ist überall spürbar. Durch einen geschickten Zug entreißt uns der Regisseur auch gleich beim (fast) ersten Auftritts des außerirdischen Monsters beide Hauptfiguren (neben Ripley), den Gefängnisleiter und den Doktor, womit der Zuschauer, wie Ripley, praktisch allein mit der Bande Verbrecher, Vergewaltiger und Mörder gelassen wird.
In den folgenden Minuten werden diese immer mehr dezimiert und am Ende bleibt nur noch einer übrig, von dem man es am wenigsten erwartet hat. Auch ein Wiedersehen mit Bishop ist eingebaut, was den Zuschauer noch mehr verwirrt (und ihn in Ripleys Lage versetzt).
Erwähnenswert wäre außerdem, dass Alien³ der bis dahin härteste Alien Teil war und man den Außerirdischen erstmals auch längere Zeit in voller Größe (und Grauenhaftigkeit) sieht.
Unterstützt wird die unglaubliche Atmosphäre außerdem noch durch die geniale Musik von Elliot Goldenthal, der damit seinen Vorgängern Jerry Goldsmith und James Horner ebenbürtig ist. Der Score ist, wie der Rest des Horrors, unterschwellig und leise und hält sich selbst bei den Actionszenen zurück, was der Atmosphäre nur zu Gute kommt . Er ist einer der Kandidaten, die man auch mal ohne Film anhören kann.
David Fincher musste dem Film einige Male komplett umschneiden, außerdem pfuschten ihn die Produzenten ins Handwerk und der Verschleiß an Drehbuchschreibern war enorm. Also kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Kinofassung nicht der gewollten Fassung des Regisseurs entspricht. Da aber diese Fassung schon unverkennbar Finchers Handschrift trägt frag ich mich ernsthaft, was man hier noch besser machen könnte...
Trotzdem bleibt der Film Geschmackssache, besonders wenn man nach Sehen der ersten zwei Teile mit falschen Erwartungen an ihn herangeht.
10/10