Es war nicht leicht, nach Camerons Action-Epos „Aliens" einen würdigen Nachfolger zu drehen. Eine Steigerung war ohnehin kaum zu schaffen und so versuchte man auch erst gar nicht, einen weiteren Actionkracher vom Stapel zu lassen. In Alien 3 kehrt man zurück zu den Wurzeln, zum Minimalismus des ersten Teils, könnte man einerseits sagen. Anderseits hieß der Regisseur diesmal David Fincher, damaliger Werbefilmer und absoluter Neuling auf dem Regiestuhl. Er konnte mit seiner stilvollen Optik der Alien-Saga eine weitere Facette hinzufügen. Verglichen mit seinen späteren Filmen „Sieben", Fight Club" oder auch „The Game" wird das Debüt zu seinen schwächeren Werken gezählt, wobei selbst Fincher mit seiner Arbeit alles andere als zufrieden war. Zu groß waren die Zerwürfnisse mit „20th Century Fox", miserabel die Drehbedingungen. Ob der von Fincher hinterher geschobene Directors Cut - eigentlich Special Edition genannt - die wirklich gewollte Fassung ist, bleibt wohl ungeklärt, ich glaube nicht, dass noch mal eine neue Fassung präsentiert wird.
Eines vorneweg: Als damals eine Fortsetzung zu „Aliens" angekündigt wurde, habe ich mich darauf gefreut, denn diese erschien mir durchaus sinnvoll. Es gab schließlich Überlebende - einschließlich Ripley - die den Planeten LV-426 verlassen konnten. Die Fortsetzung dann offenbart gleich zwei grausamen Dinge: Newt und Hicks sind tot, und an Bord befand sich ein Facehugger, der sich sogleich auf Fiorina 161 - einer Strafkolonie weit ab von jeder Zivilisation - einen Wirt sucht. Ripley - als einzige Überlebende - wird zudem nicht gerade mit offenen Armen empfangen...
Fincher hatte bereits hier seinen später prägenden Stil einbringen können. Trostlose Endzeitkulissen, alles wirkt heruntergekommen und verkeimt, und die wenigen Actionszenen sind zumeist in rasanten Bildfolgen zusammen geschnitten. Der Gorefaktor hält sich dabei - wie bei Scotts Film - in Grenzen, wobei einige Blutspritzer mehr die zarten Gemüter eventuell zusammenzucken lassen (sehr hübsch: die Ventilatorszene). Das Alien wird selten gezeigt, auch bei der Jagd im letzten Drittel des Films bleibt das so, interessanterweise wird hier zum ersten Mal überhaupt auch aus dem Blickwinkel des Aliens gefilmt, was der Dramatik einen zusätzlichen Kick gibt.
Bei allen Parallelen zu Scotts „Aliens" hat Finchers Film - neben seiner eigenwilligen Optik - noch weitere Unterschiede: Der Kampf Mensch gegen Alien wird auf ein möglichstes Minimum reduziert, es gibt keine modernen Waffen auf dem Planeten, nur Messer und Muskelkraft, bestenfalls noch Fackeln. Die Ausweglosigkeit ist zu jedem Zeitpunkt stets präsent und überträgt sich auch rasch auf den Zuschauer wie auch die Anteilnahme am Schicksal von Ripley, die sich mit letzter Konsequenz schließlich selbst richtet, denn sie hat eine Alienkönigin im Körper, welches noch währende Ripleys Sprung ins Feuer heraus bricht. Ein trauriges, für ein (vorläufiges) Ende einer (damals geplanten) Filmtrilogie allerdings auch logisches Finale.
Finchers Werk mag manche Länge haben und die Spannung, welche bei Scott stets zum Greifen nah war, lässt zeitweise etwas nach, doch geht das kaum zu Lasten der Atmosphäre. Auch mag die Darstellung der Strafgefangenen oberflächlich und etwas klischeehaft geraten sein, dennoch hat die Aliensaga mit „Alien 3" eine würdige Fortsetzung gefunden. Man hätte gut daran getan, es bei einer Trilogie zu belassen, doch die Macher konnten nicht anders, leider...