Review

 

Die ersten beiden Teile der Alien- Saga gehören unumstritten zum Besten was das Science- Fiction- Genre zu bieten hat. Selten wurde eine innovative Story so gut mit Atmosphäre und Detailverliebtheit vereint.

David Fincher hatte nun das zweifelhafte Vergnügen Scotts und Camerons Erbe anzutreten und die Alien- Reihe zum zweiten Mal fortzusetzen. 1992 kam Alien 3 in die Kinos und wurde sofort von den Kritikern zerrissen. Der Grund dafür ist mir ein absolutes Rätsel.


DIE STORY:

Der Weltraum... unendliche Weiten... Wir befinden uns auf der USS Sulaco, wir sehen Ripleys Hyperschlaf- Kabine. Ein geöffnetes Alien- Egg schiebt sich ins Bild. Eine Kabine wird von Säure zerfressen. Rauch steigt auf. Rote Lampen signalisieren Gefahr. Der Autopilot weist uns darauf hin dass ein Feuer ausgebrochen ist und die Rettungskapsel abgeworfen wird. So geschieht es dann auch und die Kapsel landet auf einem äußerst ungemütlichen Planeten. Fiorina „Fury" 161, Gefängnisplanet, maximale Sicherheitsstufe. Ein starker Sturm weht übers Land, der Himmel ist mit schwarzen Wolken verhangen. Einige Ruinen und viel Schrott lassen darauf schließen dass es hier menschliches Leben geben könnte. Und tatsächlich die Rettungskapsel wird geborgen. Als Ripley erwacht wird sie mit den harten Fakten konfrontiert. Sie hat als Einzige überlebt. Hicks und Newt sind verstorben und Bishop ist irreparabel beschädigt. Er wurde entsorgt. Ripley vermutet dass die kleine Newt und der Soldat durch Aliens umgekommen sind, nach einer Obduktion an Newt stellt sich das aber als falsch heraus.Was keiner in der Kolonie ahnt und nur der Zuschauer weiß ist das es aber ein Face- Hugger auf den Planeten geschafft hat, er reiste als blinder Passagier in Ripleys Rettungskapsel mit. Das kleine Biest infiziert einen Hund.

Während Newt und Hicks bestattet werden durchlebt der beste Freund des Menschen seine letzten schmerzhaften Atemzüge während das Alien „geboren" wird. Nach kurzer Zeit begibt sich das Alien auf die Jagd und das Morden beginnt...


GANZ GROßES KINO!Am Anfang dieses atmosphärischen Meisterwerks wird Klar dass die Story äußerst radikal zur Sache geht. Alle Sympathieträger des zweiten Teils werden ausradiert außer Ripley natürlich. Das finde ich persönlich sehr erfrischend. Durch den Tod von Newt und Hicks wird das hoffnungsträchtige Ende des zweiten Teils rückwirkend aufgehoben. Außerdem kann ich mich nicht erinnern dass es so was bei einer Fortsetzung schon mal gab. Dass sich gleich zu Beginn die Eriegnisse überschlagen ist auch neu, Cameron und Scott haben sich wesentlich mehr Zeit zur Einführung gelassen. Teil drei zeichnet sich durch außergewöhnliche Details aus z.B. klebt im Vorspann ein Alien- Egg schräg an der Decke, der Face- Hugger sucht sich einen Hund als Wirt, usw. Diese kleinen aber feinen Abweichungen vom stark vorgeprägten Gesamtbild heben diesen Teil von den anderen ab ohne zu radikale Veränderungen am Charakter der Aliens vorzunehmen.In der Gefängniskolonie gibt es ein großes Problem mit Läusen, deshalb müssen sich alle Einwohner den Kopf rasieren und formschöne Glatze tragen. Gepaart mit der Gefängnisuniform ergibt sich für den Zuschauer eine gewisse optische Distanz zur Individualität der einzelnen Charaktere. Zusätzlich lässt die Glatze die Darsteller zu Hochform auflaufen.

Des Weiteren ist Ripley die einzige Frau weit und breit, ein Übergriff auf sie ist also vorprogrammiert. Man könnte jetzt denken das Alien3 zur Sozialstudie entgleist, weil eine Frau allein unter Gewaltverbrechern leben muss, doch das Alien greift rechtzeitig ein. So wechseln sich verschiedene Spannungsgeladene Situationen ab und der Zuschauer wird fast über die gesamte Spieldauer gut mit Emotionen versorgt.

Die Locations sind so was von Eckel erregend das ich am liebsten jedes Mal nach dem Film duschen würde. Alles ist verschmutzt und verwahrlost, überall rennen Krabbeltiere herum... Die Detailverliebtheit ist bemerkenswert, bleibt aber weit hinter dem zweiten Teil zurück. Erwähnenswert empfinde ich noch die Optik des Films. Das Bild ist (bis auf wenige Ausnahmen) sehr düster und hat einen leichten Gelbstich, dies liefert einen riesigen Beitrag zur Grundstimmung. Im Gegensatz zu den Vorgängern wirkt die Kollonie fast Mittelalterlich. Die technischen Errungenschaften scheinen völlig an Fiorina vorbeigegangen zu sein. Auch das trägt enorm zur Atmosphäre bei.Alien3 hält sich wieder mehr an den ersten Teil. Das Alien geht wieder Solo auf Tour. Anders als bei den Vorgängern ist dabei dass Ripley und die Knastbrüder ohne jegliche Waffe gegen die Kreatur kämpfen müssen. Dadurch stellt sich NICHT die Frage: Sind wir Jäger oder Beute? Die Gefangenen begreifen dies relativ früh. Und wie die Jagd dargestellt wird trotzt jeglicher Beschreibung. Das Biest wird noch intelligenter und viel aggressiver als in den Vorgängern dargestellt. So zerbrechen sich Ripley und die Knastbrüder exzessiv den Kopf über eine Lösung. Und als dann ein Plan geschmiedet und dieser umgesetzt wird funkt das Vieh dazwischen und es gibt massenhaft gegrillte Sträflinge. Während Alien3 auf den finalen Showdown hinsteuert genießt der Zuschauer wildeste Kamerafahrten. Das Monster rennt Pfeilschnell an Decken und Wänden entlang, immer die Beute im Blick. Selten geht der aggressive Angreifer leer aus, meistens wird uns ein kurzer Moment der Ruhe und Sicherheit vorgegaukelt, bevor das Alien aus dem Hinterhalt attackiert. So wird die Anzahl der lebenden Gefängnisinsassen radikal reduziert. Was das Ungeheuer mit den Opfern anstellt wird glücklicherweise nicht exzessiv in Totalen zelebriert, man sieht meist nur dass da was blutiges passiert, was genau bleibt größtenteils der Phantasie des Konsumenten überlassen. Da man hier und da doch mal einen Mord etwas genauer sieht, wird schnell klar dass das Alien genau weiß wo es weh tut.

Nach 3/4 Spielzeit wird Ripleys Alptraum wahr, sie stellt fest dass sie Infiziert ist, dadurch wirkt sie den restlichen Film etwas demotiviert was ihren Überlebenswillen angeht. Dies ruft „Die Firma" auf den Plan und das alte abgedroschene Thema: „Menschenleben stehen über Profit" wird kurz angeschnitten.

Dass das Alien aus dem PC geschlüpft kam, ist zwar schade, fällt aber kaum ins Gewicht. Extrem positiv ins Gewicht fällt, dass Fincher die Vision des „gebrauchten Universums" nicht nur weiterführt sondern auf die Spitze treibt. Einfach Fantastisch! Das Ende vom Alien, von Ripley und dem Film ist für mich was ganz besonderes denn obwohl es relativ tragisch ist, freut man sich auch ein wenig dass Ripley endlich Erlösung und Frieden findet. Ständig musste sie nur Kämpfen und wusste nie wo und wann sie als nächstes Aufwacht doch nun hat sie den Tot als Ereignis dass nicht vom Zufall gesteuert wurde.
Die musikalische Untermalung ist wie gewohnt von höchster Qualität. Sie drängt sich nur an den richtigen Stellen in den Fordergrund und wirkt nie unpassend.
Dass die Darsteller zur Höchstform auflaufen wurde schon erwähnt. Alle Charaktere werden durchweg glaubwürdig dargestellt. Selbst die Nebenrollen, die nur als Schlachtvieh benötigt werden, sind solide besetzt worden. Besonders dominante Charaktere sind Ripley (natürlich), der Gefängnisarzt Clemens, der Direktor Andrews sowie sein Assistent „75" und Dillon der Prediger, auf diese wird im Verlauf der Geschichte näher eingegangen. Clemens und Dillon unterstützen Ripley bei ihrem Handeln. Obwohl sie keine erfreuliche Vergangenheit haben stellen sie wohl so was wie das Gute dar. Außerdem ist Dillon der einzige auf den die restlichen Gefangenen hören. Er hat die Gefangenen zum Glauben geführt, steht aber kurz nach Ripleys Ankunft allein damit da. Ripley und Clemens entwickeln ein romantisches Verhältnis (wenn man das in der Umgebung so nennen kann). Der Direktor des Gefängnisses lässt sich nur als arroganter Prinzipal bezeichnen, er hält sich streng an seine Vorschriften und schafft es nicht über den Tellerrand hinaus zu blicken. Da er alle Gefangenen als Abschaum sieht, erkennt er, trotz Ripleys Warnungen, die Situation zu spät. Sein Handlanger „75" ist ein treudoofer, liebenswerter Trottel der nur das tut was Andrews sagt, zumindest bis sein Chef das zeitliche segnet. Er ist auch der Einzige von dem man weiß dass er Frau und Kind daheim hat. Somit ist er auch der Einzige der wirklich was zu verlieren hat. Was er letztendlich verliert ist sein Leben. Nicht etwa weil er alleine durch dunkle Korridore stolpert und zum Mittagessen wird, nein weil er alles Vorschriftsmäßig macht. Aus diesen Figuren und Ereignissen lassen sich viele Kernaussagen interpretieren die wohl jeder Zuschauer für sich definieren sollte.


FAZIT:

Beim DVD- Abend mit den ersten drei Teilen wäre Alien3 wohl nicht der hellste Stern, dennoch weiß der Streifen zu überzeugen. Nachdem man sich in Alien vor Spannung die Hose nass machen durfte und in Aliens vor Action den Mund nicht mehr zubekam, hat man in Teil 3 von jedem etwas ohne übersättigt zu werden. Alle drei Teile haben ihren bestimmten Reiz und bei Alien3 sind es Atmosphäre, storytechnische Details und David Finchers Sicht der Dinge. Auch wenn ich dafür Hass, Verachtung und Morddrohungen ernte, muss es einfach raus. Ich finde Alien3 besser als Scotts Alien. Dass die DVD in jede Sammlung gehört muss ich hier wohl nicht erwähnen.

IN ZAHLEN: 8/10 Punkte

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