Review

Ist der Blob ein Horrorklassiker? Ich muß gestehen, bis vor einigen Monaten war ich mir der Existenz dieses Filmes gar nicht wirklich bewusst. Ich hatte lediglich schon mal ab und zu den etwas seltsamen Namen aufgeschnappt.

Da mich Filmstoffe in dieser Richtung jedoch sehr interessieren, habe ich mal etwas nachgeforscht. Man sagte mir, "Der Blob" sei ein richtig fieser Bastard von einem Film, eine wahre Effekteperle der 80er Jahre, mit einigermaßen großem Splattergehalt und mit erfreulicher Gleichberechtigung bei der Opferwahl (auch Kinder und Protagonisten sollten dem Blob zum Opfer fallen).

Diese Einschätzungen haben mich doch etwas überrascht, habe ich doch bei diesem Titel eher Fungrusel à la "Evolution" erwartet. Und in der Tat - jenes "Evolution" hat sich wohl beim Design des Endmonsters etwas beim Blob abgeguckt. Ansonsten haben die Filme aber wenig miteinander zu tun; die Einschätzungen der Befragten hatten nicht zuviel versprochen.

Die Story: in einem Wald am Rande einer Kleinstadt beobachtet ein alter Penner nachts, wie ein Komet abstürzt. Neugierig stochert er mit einem Stock in dem Felsbrocken herum, bis sich ein kleiner Schleimklumpen daran hochzieht und in seine Hand einfrisst.


Ein junger Kerl, der mit seiner neuen Freundin auf dem Weg zu einem Rendezvous war, überfährt den verwirrten Penner mit dem Schleim an der Hand fast, als dieser auf die Straße irrt. Auch ein motorradfahrender abtrünniger Rebell gerät in diesen Fast-Unfall. Die drei Jugendlichen beschließen, den Penner ins Krankenhaus zu bringen.
Dort verbreitet sich der schleimige Parasit unbemerkt und wächst auf ein beachtliches Maß an. Erst, als der Blob sich über sein erstes Opfer stülpt und ihm bei lebendigem Leibe das Fleisch von den Knochen nagt, bricht Panik aus in der Kleinstadt.

Der ganze Film beginnt wie ein wandelndes Klischee von der typisch amerikanischen Vorzeigekleinstadt: ein Footballspiel samt Frauenheld, ein Cheerleader, ein paar Rotzlöffel und die besorgte Mutter, der Sheriff und sein übereifriger Gehilfe, ein Pfarrer, der seine Schäfchen beim Kondomkauf überrascht und der verschlossene Einzelgänger, der lieber an seinem Motorrad bastelt als sich am Treiben der Stadt zu beteiligen.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese teils übertriebene Darstellung als Parodie gedacht war; aus heutiger Sicht funktioniert sie jedenfalls als solche und macht schonmal richtig Spaß.

Als dann der Blob das erste Mal in Aktion tritt, geht richtig die Post ab. Nie hätte ich auf die Person gewettet, die als erstes draufgeht. Klasse.
Noch beeindruckender allerdings, wie diese erste Attacke umgesetzt wurde: wie dem Opfer unter dem Schleimmantel deutlich sichtbar die Haut säureartig vom Gesicht fällt, während noch verzerrte Schreie aus der Kehle fahren, das hat schon inszenatorische Klasse. Diese Szene könnte man mühelos noch heute in einem Film unterbringen.

Die Grundstruktur des Films bleibt im Folgenden zwar recht konventionell, aber die Art der Umsetzung wirkt immer wieder erfrischend und überraschend. In den Dialogen mit dem Mädchen darf der coole Antiheld mit den schwarzen gelockten Haaren immer mehr von sich preisgeben; andere Menschen aus der Umgebung werden zwischenzeitlich immer mal wieder auf originellste Weise vom Blob heimgesucht (Quizfrage: wie passt ein Mensch durch ein Abflussrohr?).
Als letztendlich Männer von der Regierung in weißen Anzügen auftauchen, um die Bedrohung einzudämmen, gibt es eine nette Wendung, die so auch wieder nicht unbedingt zu erwarten war.

Die Locations sind einfach klasse. Es gibt dunkle Wälder, den großen Kinosaal, eine Verfolgung durch die Kanalisation und das groß angelegte Finale auf offener Straße. Immer wirken die Sets unglaublich atmosphärisch und garantieren zusammen mit dem ekligen Blob, daß man sich diesen Film immer wieder ansieht.

Die Schauspieler bleiben im Großen und Ganzen doch einen Beweis ihrer Fähigkeiten schuldig. Obwohl man letztendlich doch zufrieden sein kann. Oscarreife Leistungen wären in einem solchen Film sowieso Verschwendung.

Die Effekte sind natürlich alle auf den Blob zugeschnitten. Toll wurden die Opfer visualisiert; Make-Up und vollständig angefertigte Figuren wirken stets widerlich, so wie`s sein sollte. Auch der Blob selbst sieht toll aus. So einen ekligen Schleimknödel muss man sich erst einmal in der Filmgeschichte suchen.
Besonders gefiel mir eine kleine Nebensache: das erste Opfer wurde in Sekunden "aufgelöst". Bei der Szene, in der die Kellnerin vom Blob in der Telefonzelle eingeschlossen wird, sieht man hingegen eine Leiche im Blob, die nur zum Teil verdaut wurde. Diese Tatsache würde ich nicht als Filmfehler betrachten; vielmehr ist das ein Zeichen für die Intelligenz des Blob: er kann Menschen in sich aufnehmen und solange konservieren, bis er ihr Fleisch braucht.
Zum Ende hin sieht man dann doch noch einige Male die Grenzen der damaligen Computertechnik. Im Kino und vor allem im Finale erkennt man deutlich, dass der rosa Klumpen nachträglich ins Bild eingefügt wurde. Diese Tatsache stört aber nicht weiter; im Gegenteil, sie macht den Film nur noch authentischer.

Fazit: "Der Blob" ist die etwas andere Monsterbedrohung. So einen unterhaltsamen, befreienden Film habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Uneingeschränkte Empfehlung für Monsterfilmfreunde, Horrorkomödienliebhaber, SFX-Freunde und auch Gorefreaks werden sich über die ein oder andere Szene freuen. Ein Film mit hohem Wiedersehenwollen-Faktor.
Ich muß mich jetzt zügeln, um dem Film nicht eine noch höhere Bewertung zu geben.
7/10

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