1968 erlebte das Kriegsfilmgenre keine Höhepunkte mehr, sondern nur noch Abgesang und Wendepunkt. Die klassische Struktur war erschöpft und wandte sich in formal und ideologisch neuorientierte Satiren um, die sich die heiklen Entscheidungen der hohen Politik und Widersinnigkeit des blinden Gehorsams vornahmen.
"Wir leben in einem demokratischen Land, das heißt aber auch: Wir sind die, die Politik machen. Und wenn wir Politikern erlauben, nach ihrem (und nicht unserem) Belieben zu handeln, dann ist das unsere Schuld."
Zehn Jahre nach dieser Stellungnahme und nicht lange vor seinem Ausstieg lässt es Regisseur Edward Dmytryk ruhiger angehen.
Lose basierend auf dem Buch des Walisischen Kriegsberichterstatters Wynford Vaughan-Thomas, der im Auftrag der BBC seine journalistische Tätigkeit während des Zweiten Weltkrieges an die Front verlegte, erzählt Schlacht um Anzio die Begebenheiten im 50km südlich von Rom gelegenen Badeort nach. Ab dem 22. Januar 1944 war Anzio der britisch-amerikanische Landekopf im Kampf um Italien; die Alliierten waren nach einigen Fehlentscheidungen hinter den deutschen Linien gefangen und stiessen geschlagene vier Monate auf erbitterten Widerstand. 30000 Mann Verluste allein auf ihrer Seite waren zu bedauern.
Die filmische Umsetzung der Operation Shingle erinnert wenig bis gar nicht an eine Sonderfilmreportage und möchte das Unterfangen gerne weitmöglichst entfernt von Tatsachen aus unterhaltender Perspektive kennzeichnen.
Namen wurden geändert. Die Aussage wurde gedanklich verkürzt, verzichtet auf ein Spannungsfeld und verhält sich relativ ambivalent, wobei auch subtile Mittel der innen- und aussenpolitischen Beeinflussung weggelassen werden.
Eine Verwendung für Public Relations des Nationalstolzes bleibt wegen der italienischen Herstellung und der schon neutralen Sichtweise aussen vor; der mittlerweile zum ausgesiedelten Hollywood - Routinier herabgestufte Dmytryk funktioniert hier mehr als reiner Erzähler denn als Ideengeber oder gar Ankläger.
Obwohl das Sujet vielfältige Möglichkeiten flimischer Realisation bietet, nutzt man nur Ansätze und erzählt sogar bloss drumherum; man konzentriert sich bei der Geschichte auf eine mässige und dazu noch ebenfalls semi - fiktionale Spannungsdramaturgie und die Ausführung weniger Kampfszenen abseits des Geschehens.
Anzio verfügt in diesem Bereich zwar durchaus über seine Optionen und stellt sich auf der Epen - Skala gestärkt durch die Besetzung und der finanziellen Hilfe von Dino De Laurentis auch über den sonstigen italienischen Produktionen. Kann aber trotzdem nicht ganz diesen speziellen selbstquälerisch - nachlässigen Look ablegen, den technischen Standard gleichjährig beschäftigter Regiekollegen oder die Artikulation früherer Dmytryk - Arbeiten erreichen. Ob und wie dabei dessen eigene gesellschaftspolitische Situation behindernd im Wege stand, soll an anderer Stelle geklärt werden.
[Dmytryk war einer der Hollywood Ten, die wegen unamerikanischer Umtriebe verhaftet wurden; bei ihm nahm das McCarthy - Komitee Anstoss an dem 1949 gedrehten sozialen Drama Das Haus der Sehnsucht. Dmytryk brach unter dem Druck zusammen und wurde vom Opfer selber zum Denunzianten, was ihm von mancher Seite nie verziehen wurde.]
Anzio ist zeitgeschichtlich uninteressant und gebraucht noch missbraucht ein politisches Problem für seine Handlung; da bietet sich vieles aus seiner Filmographie wie Stahlgewitter, Im Kreufeuer, Der Gehetzte, Die Caine war ihr Schicksal oder Die Jungen Löwen besser für eine detaillierte Erläuterung geistiger Mobilmachung an.
Spekulationen bezüglich des Inhaltes bleiben auch sonst durchgängig aus; auch der damals schon direkt oder verschlüsselt verarbeitete Vietnamkrieg wird hier vollständig tabuisiert. Etwaiger unbequemer Nährboden wird durch eine unauthentisch - derivative Minenplantage ersetzt, durch dem erst das bedürfnislose Drehbuch und dann die Figuren verschleissend hindurch müssen; wobei es Einigen zu lange dauern könnte, dass vor Minute 55 kein einziger Schuss fällt.
Der Aufbau selber ist durch geschickte Anpassung an Traditionen relativ sicher an allen Seiten eingebettet; zumindest werden die potentiell bewährten Situationen in Augenschein genommen und so die Anspannung genügend forciert. Vor allem die erste Befehlsausgabe, die Marschsetzung über See nach Anzio und die Stürmung der Bucht sind ein raffinierter lokutionärer Akt, um das Setting zu positionieren. Die Landung sieht nur in der grausigen Phantasie der Soldaten und der Zuschauer aus wie ein zweiter D - Day: Auch hier sind Material und Menschenmassen riesig, aber es passiert als Kontrast mal gar nichts. Die Einheit liegt schwer atmend zwischen Schilf und Dünen und wartet auf den Kugelhagel und muss sich dann erstmal damit abfinden, dass sie alleine vor Ort sind und eben nicht auf den Gegner treffen. Die Ruhe ist dann auch das Schlimmste. In einer kompletten Umkehrung der üblichen Kriegsdarstellung, dem Ausnutzen der Erwartungen daran und der Auflösung ins Nichts gelingt dem Film nach einem recht schwerfälligen Einstieg der erste grössere Moment. Einige kleinere ebenso positiv herausstechende "Gewehr bei Fuss" Szenen sollen noch folgen; ebenso andere abstrakt aus dem durchschnittlichen Rest heraushebende Einstellungen: Die Fahrt durch die anfangs vollständig verlassene Landschaft, in der man wie ganz alleine auf der Erde an Weinbergen, Pinienwäldern, Obstgärten und gelben Ginsterfeldern vorbeirauscht. Das nächtliche Verirren in einem labyrinthischen Stacheldrahtzaun.
Im direkten Fokus befindet sich dabei ein siebenköpfiges Team um den Kriegsreporter Dick Ennis [ Robert Mitchum ], der zusammen mit einen zersprengten Aufklärungstrupp versucht, nach einem tödlichen Hinterhalt durch die feindlichen Linien zurück zum rettenden Strand zu gelangen.
Ennis tut alles für eine gute Story. Er ist seit sieben Jahren an jedem möglichen Schauplatz bei, wenn er seine 800 Wörter zusammenbekommt; auch immer an vorderster Front und das ohne Gewehr. Mehrmals wird ihm auch hier eins angeboten. Jedesmal lehnt er ab. Ennis ist die Extrawurst, bekommt Jeep und Fahrer zugestanden, darf mit den Obersten General Carson [ Robert Ryan ] und Maj. Gen. Jack Lesley [ Arthur Kennedy ] plaudern. Warum er das Ganze durchmacht, weiss er selber nicht. Aber immerhin ist er dabei, um eine Antwort zu finden. Spähtruppspezialist Cpl. Jack Rabinoff [ Peter Falk ] hätte eine parat: Ein Zivilist erlebt in vierzig Jahren nicht soviel wie er an einem Tag. Man sieht mehr, man lebt mehr, empfindet mehr, denkt mehr, ist mehr. Sie brauchen den Krieg. Er ist Teil ihres Lebens. Wenn dieser hier vorbei ist, suchen sie sich einen anderen. Und wer tot ist, der ist tot.
Viel mehr erfährt man nicht und genauso sieht der Film auch aus. Er ist demnach keine Neuauflage des Schlachtgewitter am Monte Cassino [ 1945 ]; ein im Vergleich geradezu akkurat nachgestelltes Dokudrama, in dem der damals noch unbekannte Mitchum seinen Einstieg vollzog.
Trotz des ähnlichen Ausgangspunkts des versuchten Vorrückens einer amerikanischen Kompanie zur offenen Stadt Rom und trotz der Erzählperspektive durch und mit einem begleitenden Reporter sind die Unterschiede zu offensichtlich.
Hier kämpft man nicht gegen die Natur, die Frustation, die Angst, die Einsamkeit, sondern auf dem theatre of war nur gegen den menschlichen Feind. Der sich hochaufgerüstet ins Landesinnere zurückgezogen hat und die Verblüffung und Unsicherheit der Angreifer ausnutzt, um die Verteidigungslinien für eine Einkesselung zusammenzuführen. Die einzige Klageschrift richtet Ennis dann auch gegen den furchtsamen Lesley, der sich trotz freier Fläche solange nicht vom Küstenstädtchen wegtraute und die Zeit für sorgfältige Planung und eingehende Erkundung vergeudet, bis es zu spät war. Diskussionen über die erste Pflicht eines Soldaten werden nicht vom Hochdekorierten beantwortet, sondern vom Zivilisten mit der Schreibmaschine: Erfolgreich sein.
Ennis übernimmt auch das Kommando über den geringen Rest des Batallions, führt in einer Anti - Defensive die ausgebildeten Soldaten eigenhändig aus Panzerbeschuss und Flammenwerfern der offenen Schlachtfelder heraus, manövriert sie durch gefahrvolles Terrain und kümmert sich ganz nebenbei noch um die Abwehr der Deutschen. Ausserdem wird ein bisschen über den Krieg philosphiert; die Kommentare aber lassen präzise herausgearbeitete psychologische und moralische Konflikte missen. Manche haben auch gar keine Meinung dazu, was dann auch ehrlicher wirkt. Der Vorgang selber verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit und verkommt zu häufig zur rückschrittlich trivialisierten Kolportage mit drei unheimlich schlechten Frauenrollen als Randerscheinung. Wie als Zwang werden noch eine Handvoll kleinerer Actionszenen ohne wirklichen Kontext eingebunden. Immerhin ohne emphatisches Verhältnis zu Konzepten wie Nation, Heldentum oder Heimat. Aber auch so gänzlich ohne emotionale Beteiligung, immer wieder auseinander gezogen durch eine etwas prätentiös formulierte Pragmatik und Textkonstitution, und rein inszenatorisch auch damals schon nicht mehr die Welt.