Die zwei ehemaligen Knastbrüder Dick Hickok und Perry Smith wollen endlich das große Geld machen, um sich danach abzusetzen. Im Knast hat Dick einen angeblich todsicheren Tipp von seinem Zellenkollegen bekommen, der früher für die Clutters, einer wohlhabenden Familie aus Kansas, gearbeitet hat. In deren Haussafe sollen sich angeblich immer mindestens 10.000 Dollar befinden. Beiden ist von vornherein klar, dass die komplette Familie nach dem Raub eliminiert werden muss, damit eine spätere Identifizierung ausgeschlossen werden kann. Der Einbruch läuft zwar glatt, doch es stellt sich heraus, dass die Geschichte mit dem Bargeld nur Wichtigtuerei war und ein Safe gar nicht existiert. So beträgt die Beute gerade mal ein Radio, ein Feldstecher und vierzig lumpige Dollar. Nicht gerade viel für einen vierfachen Mord. Also beginnen beide, sich mit diversen Scheckbetrügen über Wasser zu halten und flüchten nach Mexiko. Die Polizei tappt derweil vollkommen im Dunkeln, da aus deren Sicht praktisch keinerlei Motiv für die Tat zu erkennen ist. Als das Geld von Dick und Perry komplett aufgebraucht ist, müssen sie wohl oder übel wieder in die Staaten einreisen. Als sie abermals gefälschte Schecks benutzen, kommt ihnen die Polizei schließlich auf die Schliche.
„Kaltblütig" gilt als absoluter Klassiker des Film Noir. Es handelt sich hierbei auch um Ereignisse, die sich 1959 wirklich zugetragen haben. Das Buch hierzu schrieb der allseits bekannte Truman Capote, der Dick mehrmals in der Todeszelle interviewte. Genau um diesen Zeitabschnitt dreht sich übrigens auch der Film mit Philip Seymour Hoffman in der Hauptrolle.
Damals galt der Film zudem als absolut schockierend. Heutzutage haben sich die Zeiten allerdings deutlich geändert. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass „Kaltblütig" ein schlechter Film ist, aber die Sehgewohnheiten und Schmerzgrenzen der Menschen haben sich eben mittlerweile deutlich verschoben. Dass Morde und Misshandlungen in ihrer Einzelheit beschrieben oder gar gezeigt werden, ist heutzutage eben beileibe nicht mehr so erschreckend wie 1967.
Sehr interessant ist jedoch auch heute noch, was der Zuschauer gegenüber den beiden Mördern empfindet. Beide wirken keineswegs unsymphatisch, weil auch die üblichen coolen Sprüche und Gebärden ausbleiben. Hier werden lediglich zwei eher einfach strukturierte Männer präsentiert, mit denen es das Leben nicht sonderlich gut gemeint hat, die aber trotzdem nicht kriminell oder gemeingefährlich dargestellt werden und es wohl auch in der Realität nicht waren. Als die beiden später sogar einem alten Mann und seinem Enkel helfen, trägt das noch mal zur Verwirrung des Zuschauers bei, für den Mörder einfach anders aussehen und auch handeln müssen.
Ich interpretiere die Grundaussage des Films so, dass praktisch jeder Mensch töten kann, dass es für einige eine ganz normale Sache ist, die irgendwann sogar mal in Vergessenheit gerät und dass diese Spezies nach außen hin vollkommen unauffällig ist, ja sogar grundsätzlich freundlich und gutmütig sein kann. Das dürfte wohl zur damaligen Zeit, neben der Sinnlosigkeit des Verbrechens, der schockierendste Punkt für die Öffentlichkeit gewesen sein, auch wenn ich da natürlich nur Vermutungen anstellen kann.
Bei der Verfilmung selbst werden sowohl die letzten Minuten und die damit verbundenen Gefühle und Reaktionen der beiden, sowie die Hinrichtung in aller Ausführlichkeit geschildert. Auch das war sicherlich damals nicht unbedingt normal.
Die Synchronisation ist übrigens nicht übermäßig gut gelungen. Die beiden deutschen Stimmen der Protagonisten wollen anfangs gar nicht so recht zu den Darstellern passen. Im Laufe des Films gewöhnt man sich aber daran.
Schauspielerisch erledigen sowohl Robert Blake, als auch Scott Wilson ihre Sache durchaus souverän. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit dem späteren Familienoberhaupt des Denver-Clans, John Forsythe, der als Chefermittler ebenfalls eine gute Figur abgibt.
Eine wirklich phänomenale Szene gibt es allerdings noch gesondert zu erwähnen. Als Perry im Gefängnis dem Pfarrer die Geschichte seiner traurigen Jugend erzählt, sieht es aus, als würden ihm Tränen über die Wangen laufen, dabei sind es nur die Regentropfen die am Fenster herunter kriechen und sich in seinem Gesicht spiegeln. Diese Einstellung ist wirklich absolut grandios.
Fazit: Heute bei weitem nicht mehr so schockierend wie damals, ist „Kaltblütig" aber immer noch ein sehr gelungener Film, der in seinen 129 Minuten allerdings auch einiges an (teilweise unnötigen) Längen aufweist. Auch wenn viele andere Rezensenten diesen Streifen als absolutes Meisterwerk einstufen, bleibe ich bei einer Bewertung von 7,5 Punkten hängen.