Enthüllungsjournalistin Halle Berry sucht den Mörder ihrer besten Freundin und hat alsbald Werbemanager Bruce Willis im Visier.
Klingt doch erstmal einladend: Mindestens zwei Stars, Tätersuche via Online-Spielchen und vielleicht sogar etwas von der titelgebenden Verführung.
Doch schnell verpuffen die Erwartungen, weil man über gut 100 Minuten nicht auf den Punkt kommt, um in den letzten Minuten mit einem völlig hanebüchenen Plot Twist zu überraschen.
Berry gibt hier also die Journalistin Ro, die soeben ihre Freundin Grace in der Leichenhalle identifiziert hat. Kurz vor ihrem Tod erzählte Grace noch von der Chat-Bekanntschaft und dem Treffen mit dem verheirateten Firmenboss Hill (Willis). Also schmuggelt sich Ro in Hills Firma ein, um mit Hilfe des Computerfreaks Miles (Giovanni Ribisi) Undercover zu ermitteln.
Stellt sich lediglich die Frage: War er es oder war er es nicht?
Allzu viele Alternativen gibt es nicht, da einige Figuren nahezu ohne Charakterbild eingeführt werden, wie Ros Liebhaber, der vor einer kurzen und wenig prickelnden Zimmergolf-Szene erst gar nicht vorgestellt wird.
Aber auch die Hauptfiguren werden recht oberflächlich eingeführt. Über Ro erfährt man außer einem fast schon obligatorischen Trauma in Sachen Kindheitsmissbrauch durch den Vater nicht allzu viel, außer ihrem journalistischen Ehrgeiz. Dieser zeigt sich während der Einstiegssequenz, als sie einen schwulen Senator überführt, der öffentlich gegen die Rechte Homosexueller wettert. Doch sechs Monate Arbeit für nichts, weil der Einfluss ranghoher Politiker einmal mehr über der Pressefreiheit steht.
Zumindest hat man jetzt rund um die Uhr Zeit, dem Mörder der Freundin auf die Schliche zu kommen.
Aber das zieht sich.
Bis Willis erstmals auftaucht, ist bereits eine knappe halbe Stunde verstrichen und über seine Figur Hill erfährt man noch weniger. Er ist verheiratet, hat aber ständig mehrere Damen um sich, auch wenn es sich zuweilen nur um eine Kampflesbe handelt, die als Aufpasserin fungiert. Beim Sex kann es ihm scheinbar nicht derb genug zur Sache gehen („Ich werd´ dich so durchficken, dass du in zwei Teile zerbrichst“), und wenn man seine Prinzipien missachtet, kann er bei einer Kündigung auch schon mal handfest zulangen.
Tiefer gehende Attribute werden seiner Figur leider nicht zugestanden.
So verläuft die Beweissuche größtenteils oberflächlich und nahezu spannungsfrei.
Man verfällt in flächendeckend belangloses Blabla, ohne auf den Punkt zu kommen und das Geschehen voranzubringen.
Ro schleust sich erfolgreich in Hills Firma ein, dazwischen erfährt man noch verschiedene Fakten über das Opfer Grace, Gerüchte über Firmenboss Hill liefert die Plaudertasche der Firma, dann immer wieder die tatkräftige Unterstützung des Onlinespezialisten, um an Hills persönliche Daten zu gelangen. Schließlich schleust sich Ro selbst in den Chat ein, wobei ein paar sehr konstruierte und naive Austausche stattfinden. Und natürlich verguckt sich Womanizer Hill sofort in die neue Aushilfe und es dauert es nicht lange, bis man auf einen Daiquiri in der Bar landet.
Doch das erotische Prickeln zwischen den Figuren bleibt weitestgehend aus, weil man sich weniger auf die Charaktere, denn auf unnötiges Drumherum stürzt, wie eine Party einer Modefirma, bei der Germany´s previous Topmodel Heidi Klum einen kleinen Gastauftritt absolviert.
Überhaupt wundert es schon, dass eine Halle Berry keine Skrupel hat und ihre makellosen Afterballen in die Kamera sexelt, um, neben Willis´ charismatisch coolem Grinsen, die einzigen angenehmen Schauwerte des Thrillers abzuliefern.
Denn ansonsten dümpelt die Handlung fantasielos vor sich hin, während sich die zumeist gelangweilt wirkenden Darsteller mit trivialen und humorlosen Dialogen über Wasser halten.
Spannende Szenen ergeben sich nur, wenn Ros Identität aufzufliegen droht und der Netzwerkspezialist via Hacking eingreifen muss.
Überraschend gestaltet sich lediglich die finale Auflösung, wenn man meint, nach einer unnötigen Gerichtsverhandlung bereits alles überstanden zu haben.
Der Plot Twist kommt zwar wirklich unerwartet, doch bringt er leider auch derbe Unzulänglichkeiten ins Spiel, die diese Wendung völlig aus der Luft gegriffen erscheinen lassen. Er wirkt fast so, als wolle man den Zuschauer um jeden Preis noch komplett überrumpeln, nur hätte man im Vorfeld gezielter darauf hin arbeiten und verschiedene logische Sachverhalte besser durchdenken müssen.
Man ist überrascht und verärgert zugleich.
Letztlich versprach die Konstellation wieder mehr, als Regisseur James Foley („Fear – Wenn Liebe Angst macht“) daraus hat entwickeln können.
Sein Stoff kommt die meiste Zeit über nicht richtig zur Sache, lässt oft Tempo und Bewegungen der Figuren (innerlich, sowie äußerlich) vermissen und spielt den Sympathiebonus der beiden Hauptakteure kaum aus.
Also definitiv keine Empfehlung für einen Kinobesuch, Halle Berrys Rundungen werden auch auf DVD ganz gut zur Geltung kommen…
Knapp
4 von 10