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Harold Becker, dem beispielsweise auch der ziemlich mittelmäßige Al-Pacino-Thriller "Sea of love" zu verdanken ist, drehte mit "City Hall" einen Politkrimi, der seine Ansätze von Spannung und Atmosphäre dank eines extrem geschwätzigen Drehbuchs und schwülstigen New-York-Lobpreises schnell fahrenlässt. Es fängt ja ganz nett an: Polizist und Mafioso treffen sich zum Informationsaustausch, da fallen Schüsse, und durch einen unglücklichen Zufall wird auch ein kleiner schwarzer Junge tödlich getroffen.

Bis hier inszeniert Becker intensiv und kostet die Gewaltszene dramatisch aus. Dann aber verlagert sich der Focus für den Rest des Films auf John Cusack in einer widerwärtigen Rolle als neunmalkluger junger Politfuzzi, der karrieregeil an den Rockschößen des Bürgermeisters John Pappas (Al Pacino) hängt. Pacino kann mit seinem unvergleichlichen Charisma natürlich wie immer überzeugen, zumal ihm auch hier der eine oder andere große Auftritt spendiert wird.

Dabei scheinen Becker und das Drehbuchautoren-Quartett aber manchmal nicht so recht zu wissen, was sie tun. Schon als nach dem Zwischenfall Pacino sich erst mal ins Krankenhaus kutschieren lässt, um sämtliche Angehörigen der Opfer zu umarmen, fällt dem geneigten Zuschauer beinahe das Essen aus dem Gesicht. Wenn man aber glaubt, dass hier das Maß an Politkitsch erfüllt sei, kennt man Harold Becker nicht. Wenig später stellt sich Pacinos Bürgermeister beim Trauergottesdienst hinter den Sarg des toten kleinen Jungen, um dort eine tosende Wahlrede im rhetorischen Stil Adolf Hitlers zu halten. Klar, dass die arme schwarze Gemeinde in tosenden Applaus ausbricht und der kleine Junge im Sarg für diverse Minuten vergessen scheint. Was einem der Film hiermit mitteilen will, ob er die Figur John Pappas hier als sympathisch verkaufen will oder das Gegenteil, ist mir schleierhaft.

In anderen Szenen verfällt das Drehbuch wiederum in einen Brei klugschwätzerischer Dialoge, in denen selbstgefällig Zitate gereiht werden und über die Bedeutung jiddischer Wörter philosophiert wird. Eine Ausgewogenheit zwischen bedeutsamen Sätzen und bedeutsamer Stille kennt dieser Film nicht, hier wird arrogant-nichtssagend gelabert, was das Zeug hält, als hätten alle Coautoren unbedingt noch ihre vermeintlich brillanten Einfälle unterbringen wollen.

Dass neben dem gelackt-schleimigen Cusack sowie einer auf schnippisch gebürsteten Bridget Fonda nebenbei auch noch sympathische Typen wie Danny Aiello (dem hier allerdings eine unglaublich nervige Gesangseinlage aufs Auge gedrückt wurde) oder der gute alte Anthony Franciosa in kleineren Rollen mitmischen, kann den Film für mich leider nicht retten. Hier wurden die Grundqualitäten eines Polit-Thrillers für endlose intellektuelle Selbstgefälligkeit sowie eine Menge lokalpatriotischen Kitsch in den Begleitmonologen der Figur Cusacks geopfert.

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