Review

Herrlich, einfach herrlich, was hier zusammengezaubert wurde. Selten einen Film gesehen, der so stark von seinen Darstellern getragen wird. "Besser geht's nicht" ist eine wundervolle und zudem wirklich anspruchsvolle Komödie von James L. Brooks über drei von Grund auf verschiedene Persönlichkeiten, die auf ungewöhnlichem Wege zueinander finden.

Melvin, der indezente Schriftsteller...
Melvin lebt alleine, bastelt an kitschigen Liebesromanen, ist selbst paradoxerweise allerdings ein Misanthrop erster Güte. Was er den Menschen täglich an subtil geflochtenen Beleidigungen an den Kopf wirft, geht auf keine Kuhhaut. Besonders sein homosexueller Nachbar mit seinem nervtötenden Hund ist für ihn ein gefundenes Fressen. Wenn es vielleicht eines gibt, was in Melvin so etwas wie Freude aufkeimen lässt, dann ist das sein täglicher Gang in ein gemütliches Lokal. Dort bestellt er sich recht kalorienreiche Mahlzeiten, die er mit seinem extra mitgebrachten Plastikbesteck genüsslich verspeist - ein sich Tag für Tag abspielendes Prozedere, das Melvin jedoch nur zufrieden stimmt, wenn seine Stammkellnerin ihn bedient. Obwohl er auch mit ihr nicht gerade zimperliche Wortgefechte austrägt, besteht da eine gewisse Abhängigkeit zu ihr. Es lässt sich zu diesem Zeitpunkt nur schwer sagen, wie genau er zu dieser im Vergleich zu ihm deutlich jüngeren Kellnerin steht. Ist sie für ihn mit der Zeit zu einer Art Droge geworden, ohne die sein täglicher Rhythmus aus dem Konzept gebracht wird, ohne die das vielleicht einzige Wohlbefinden des Tages, das alleine durch die pure Gewohnheit erzeugt wird, entweichen würde? Ist es so eine Zigaretten-Beziehung oder sind es eventuell andere Gefühle, die ihn zu seinem täglichen Restaurantbesuch peitschen...?

Carol, die um ihren Sohn besorgte Kellnerin...
Carol ist Mutter eines extrem krankheitsanfälligen Sohnes. Das ein oder andere Mal stand es um ihn schon so schlecht, dass sogar sein Leben bedroht war. Dieser Kummer macht Carol nicht gerade zu einer lebensgenießenden Frau, die eigentlich permanent in Sorge lebt. Obwohl ihre bei ihr wohnende Mutter ihr immer Mut zuspricht, will es auch mit den Männern in ihrem Leben nicht so recht klappen. Ihre Brötchen verdient Carol sich mit dem Kellnern in einem Lokal - nicht gerade ein Job, den man sein ganzes Leben lang ausüben möchte und der zudem nur mangelhaft bezahlt wird, sodass kein Geld für wirklich helfende ärztliche Behandlungen für ihren kranken Sohn übrig bleibt. Was einem dann wirklich noch jeden Tag versüßen kann, ist schließlich ein älterer Griesgram, bei dem man - obwohl er einen täglich aufs neueste mit seinem wüsten Umgangston strapaziert - immer noch möglichst die Ruhe bewahren sollte...

Simon, der schwule Künstler...
Simon ist Künstler. Er versucht, Menschen in einem ganz besonderen Moment, in dem sie ihm einen Einblick in ihre Seele gewähren, zu portraitieren. Wegen seiner Homosexualität ist das Verhältnis zu seinen Eltern längst gebrochen. Noch vielmehr bietet sie aber eine Zielscheibe für seinen Nachbarn, der ihn stets mit verbalen Schwertstößen tyrannisiert. Als er eines Tages ein Modell zu sich nach Hause kommen lässt, ereilt ihn jedoch ein wahrer Schicksalsschlag: Er wird ausgeraubt und krankenhausreif geprügelt. Nach seinem Krankenhausaufenthalt stellt sich heraus, er hat sich verändert: Die Lebensfreude ist gegangen, das Geld für die Wohnung fehlt und sein geliebter Hund, den ausgerechnet der feindselige Nachbar behütete, wendet sich von ihm ab...

Dies sind die drei feinfühlig und ausführlich gezeichneten Figuren, von denen "Besser geht's nicht" seine Energie und Menschlichkeit gewinnt. Alle drei von unterschiedlicher Natur und doch finden sie zusammen. Regisseur James L. Brooks präsentiert sie dabei inszenatorisch nie außergewöhnlich, sondern stellt ihnen sehr viel Zeit zur Verfügung. Doch es wirkt niemals zäh oder gar langweilig, stattdessen sehr menschlich, vertraut und einfach liebevoll. Stets sieht man mit Spannung auf die weitere Entwicklung der Geschichte und der Charaktere. Lediglich der Schlussspurt, und dies wird die einzige Kritik bleiben, wird etwas zu sehr ausgereizt, zumal die Karten schon früher endgültig offen auf dem Tisch liegen.

Besonderheiten hat "Besser geht's nicht" einige zu bieten. Einerseits ist der Film eine Komödie, die mit köstlichem, insbesondere aber nicht ausschließlich von Melvin ausgehendem Wortwitz auftrumpft. Was er hier vom Stapel lässt, ist grandios gemein und von hervorragender Rhetorik. Jack Nicholson in dieser Rolle - eine einzige Offenbarung, göttlich. Doch auch Helen Hunt und Greg Kinnear liefern entzückende Vorstellungen ab. Und selbst Cuba Gooding Jr. in einer Nebenrolle ist in erstklassiger Verfassung... Aber wo waren wir stehen geblieben? Genau, bei "Besser geht's nicht" als Komödie. Zu einem etwas geringeren Prozentsatz ist es allerdings genau so gut auch eine Romanze, und zwar angesichts der zwei sehr verschiedenen Persönlichkeiten mit ihrem erheblichen Altersunterschied doch eine ziemlich außergewöhnliche.

Zu guter Letzt ist "Besser geht's nicht" auch noch eine Tragödie. Ob nun Melvin in seiner bedauernswerten Gestalt als ewiger Miesmacher, der uns erstmalig menschliche Gefühle offenbart, als er auf Simons Hund aufpasst und ihn tatsächlich lieb gewinnt, ob die von Sorgen um ihren Sohn geplagte Carol oder der bei dem Überfall beinahe ums Leben gekommene und von da an in Depressionen verfallene Simon - jede der drei Figuren ist auch von einer gewissen Tragik ummantelt. Und darin äußert sich der Anspruch; ebenso wie in den hier einzigartig ausgefeilten Charakterstudien. Aber natürlich gibt es auch ein Happy End; nur war es selten so schön und erleichternd, nachdem es ständig Hochs und Tiefs zu überwinden galt.

Wenn "Besser geht's nicht" zu Ende ist, wird einem bewusst, dass man gerade Zeuge eines seltenen Kleinods, das seinen Schwerpunkt ganz auf lebendige Charaktere setzt, geworden ist. Eine wirklich wunderschöne, sehr menschliche Komödie, sowohl mit romantischen, als auch tragischen Komponenten.

Details
Ähnliche Filme