Spätestens nach dem kontinenteübergreifenden Erfolg von Bruce Lees Der Mann mit der Todeskralle [ 1973 ], welcher der Erste von einem Hollywood Major produzierte Eastern war, kamen auch die anderen Produktionsstätten auf den Geschmack, die jeweiligen Eigenschaften der Filmkultur zu verbinden.
Dabei taten sich von chinesischer Seite vor allem die beiden grössten Fabriken Shaw Brothers und Golden Harvest hervor und schickten ihre jeweiligen Vertragsschauspieler in das Rennen um die Gunst des westlichen Publikums; von der dortigen Seite suchte besonders die angeschlagenen britische Hammer Studios nach neuen Exportmöglichkeiten. In der Vermischung der Kulturen entstand zuerst Die Sieben Goldenen Vampire, der den klassischen Vampir – Horror – Film mit zeitgenössichen Martial Arts – Elementen mixte; im gleichen Jahr erschien dann auch Call him Mr. Shatter [ US Titel ], der sich diesmal den aktuell blühenden Agentenfilm zur Brust nahm.
Was diese Filme von vornherein und auch rückwirkend interessant macht – mal ganz abgesehen von den Ergebnissen – war die Vermengung der Genres; ebenso wie der Synkretismus von Traditionen / Moderne und Kitsch / Kunst. Die Möglichkeiten für ein gelungenes Endprodukt wurden prompt erweitert, da die Zusammenarbeit die meiste Zeit auch als gleichwertig betrachtet werden konnte und beide Seiten ihre Vorzüge zur Geltung bringen, aber dem konträr firmierende Studio ebenfalls ihren Freiraum liessen. Die Fusionen erschufen neue Wege; auf der Suche nach etwas Absatzkräftigem kreierte man für eine Weile auch etwas bisher nicht dagewesenes.
Natürlich betätigte man sich dabei in den Gebieten, mit denen man bereits Erfahrung und Erfolg hatte; so entwarfen die Italiener mit Der Mann mit der Kugelpeitsche [ 1972 ] oder Kung Fu im Wilden Westen Versionen ihrer Spaghettiwestern. Die Amerikaner liessen mit Der Bulle von Hongkong und Der Boss von San Francisco Cop Actioner auf die Leinwand und die Zuschauer los und die Deutschen hielten sich mit Karate, Küsse, Blonde Katzen [ alle 1974 ] an der sexuell ausgerichteten Materie fest.
Hier wie dort wurden durch die addierten Zutaten des Eastern die Themengebiete ausgedehnt und damit gleichzeitig die Sichtweisen und Blickwinkel erweitert. Man schrieb und inszenierte durchaus bekannte Einzelszenen mit anderen Augen, bekam eine ungebrauchte Lesart von Gewohntem geliefert und so wirklich das Spektrum des Publikums erweitert.
Shatter greift wie sein Kollege Stoner [ ebenfalls 1974 ] auf den Markt der Spionagefilme zurück, und damit mehr oder weniger direkt auch auf die Abenteuer eines James Bonds; der nicht nur zufällig in demselben Jahr im Der Mann mit dem goldenen Colt auch Asien unsicher machte.
Wie üblich für die diversen parallel veröffentlichten Mixturen setzte man einen bekannten Kaukasier in die Hauptrolle, der a ) für einen gewissen Namen sorgen sollte und b ) auch dem europäischen oder amerikanischen Betrachter geläufiger war als die restliche Schar fernöstlicher Darsteller. Dabei nahm man vorzugsweise altgediente Recken, die ihre besten Tage schon etwas hinter sich hatten, sicherlich nicht allzu viel kosteten, aber immer noch präsent genug waren. Leute wie Lee Van Cleef, oder George Lazenby oder eben Stuart Whitman.
Whitman, Geburtsjahr 1926, war noch bis ins Jahr 2000 relativ aktiv im Geschäft und verfügt auch über das Wichtigste im Business: Ein einprägsames Gesicht. Nicht besonders hübsch, aber signifikant. Die besten Rollen lagen schon etwas zurück und waren auch dort seltener auf die Hauptfigur als mehr auf einen wichtigen Nebencharakter ausgerichtet. Der Siebente ist dran [ 1956 ], Gebrandmarkt [ 1961 ], Die Comancheros [ 1961 ], Die Verdammten der Kalahari [ 1965 ], Die Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten [ 1965 ].
Hier spielt er den titelgebenden Killer, hat gerade einen tödlichen Auftrag in einem von Aufständen erschütterten afrikanischen Staat erledigt und trifft nun in HK ein. Sofort ist ihm jemand auf den Fersen und versucht auch prompt ein Attentat auf ihn; Shatter weicht nur aus und kümmert sich dann gar nicht darum. Allerdings besucht er seinen Auftraggeber Hans Leber [ Anton Diffring ], um seine ausgehandelte Entlohnung einzustreichen. Leber tut so als wüsste er von nichts und verweigert.
Auch Washington steigt aus; Shatter hat den einheimischen Präsidenten bei einem Schäferstündchen den Kopf weggepustet, was den Oberen zwar in den Kram passt, aber dennoch ernste diplomatische Verwicklungen auslöste. Eine Menge sehr wichtige Leute wurden in Verlegenheit gebracht; für sie ist Shatter unbequem geworden und sie lassen ihn in der Luft hängen. Er steht ausserdem im Fadenkreuz eines Opiumsyndikates, geleitet vom Bruder des Ermordeten. Zuguterletzt bekommt er noch Besuch vom Secret Service Mann Paul Rattwood [ Peter Cushing ] und dessen Kung Fu gestählten Schlägern und ein Granatwerfer zerfetzt das Hotelzimmer nebenan.
Die Lage ist nicht rosig; die Handlung konzentriert sich für den ersten Zeitraum auf den Druck von aussen und dann auf die erfolgte Gegenwehr. Das Skript samt Ausgangselementen ist nicht vom Himmel gefallen und bedient sich gängiger Motive; aber was an Narration bei Filmen mit Charles Bronson oder Burt Lancaster ausreicht, sollte auch bei einem offensichtlichen B – Movie genügend sein. Die Szenerie steht schnell und kann sich dann Zeit für den Mittelteil lassen; verfällt dabei nie in Hektik, aber zieht sich nicht lange bis zu den ersten aktiveren Momenten hin. Nur auf Dauer wird deutlich, dass man ausser Gesprächen nicht allzuviel mit der Thematik anfangen kann und reines Tempo etwas vernachlässigt; dafür werden dramaturgisch durchaus geschickt erst alle Probleme auf einmal hingeschmissen und dann auch gleich die Lösung dafür präsentiert: Tai Pah [ Ti Lung ] betritt durch einen Seiteneingang die Szenerie und reisst sofort die Fäden an sich. Er hat dabei zugeschaut, wie der doppelt so alte, schon eher betagte und tiefmüde Shatter in einem Hinterhof vermöbelt wurde und die Sache auch erstmal auf sich beruhen lassen; aber dem ergrauten Recken dann doch aufgeholfen. Er lässt ihn von seiner Freundin Mai-Mee [ Lily Li ] in der hauseigenen Bar / Massagesalon verpflegen und bietet dem sichtlich erschöpften Killer auch seine Wohnung als Versteck und seine tatkräftige Hilfe an.
Tai Pah ist trotz zweiter Nennung noch nach dem Titel eindeutig die Zentralfigur; Shatter wird besonders in direkten Einstellungen immer noch weiter zurückgedrängt. Tai Pah ist Jugend, Kraft, Mut, Technik und Willen in einem; Shatter dagegen ausgebrannt und von Albträumen geplagt. Es ist sofort ersichtlich, wer wen unterstützt und wer von wem abhängig ist; dabei funktioniert die Paarung aber nicht als Aufzeigen eines unzweideutigen Machtverhältnisses, sondern durchaus als gleichwertige Beziehung. Erfreulich und überraschend zugleich bekommt die Figur ebenso wie der von Lo Lieh in Kung Fu im Wilden Westen dargestellte Asiate auch in ruhigen Dialogen genug Aufmerksamkeit ab und muss sich nicht rein über die Martial Arts Fähigkeiten zur Schau stellen.
Sowieso liegen diese erstmal auf Eis; man weiss zwar schnell, dass Tai Pah es draufhat, aber nur, weil man es erzählt bekommt. Beim Training seiner Schule auf dem Dach wird ebenso mehr Augenmerk auf die Reaktion des beobachtenden Shatter gelegt wie auch bei einer anschliessenden Demonstration im Kampf gegen drei weitere Gegner. Kung Fu tritt dort abwechselnd im Wettstreit gegen koreanisches Taekwando, japanisches Karate und Thai Boxen an; bei der Szene merkt man auch am deutlichsten den Unterschied der Regieführung. Während der übliche Shaw Director sicherlich und auch nicht ganz unbegründet den Fokus auf den Schlagabtausch gelenkt und vielleicht drumherum die Gegend im Auge behalten hätte, so schneidet Monte Hellmann hauptsächlich auf die Reaktionen wiederum von Shatter. Der diesmal weniger auf dem direkt vor ihm ablaufenden Fight achtet, sondern nur spitzkriegt, dass sich um seinen Zuschauertisch auf einmal die Schergen tummeln.
Erst gegen Ende wird die Action auch mal richtig von der Leine gelassen, zuvor gab es immer nur einige kleine Ansätze davon; die Kostproben auch zumeist nur dadurch aufsehenerregend, weil teilweise recht explizit bei Kopfschüssen draufgehalten wurde.
Letztlich hilft man sich da auch gegenseitig aus, indem der Easternteil samt perfektem Lokalkolorit die etwas dröge Geschichte anwürzt und diese wiederum zumindest für sogenannte Klopperstreifen schon fast preisverdächtig ist. Auch hier könnte das Eine nicht ohne das Andere; dennoch kann man sich immer nur behelfsmässig ergänzen und insgesamt auch nicht mehr als blankes, etwas altbackenes Mittelmass abliefern. Dafür waren die Konflikte bei den Dreharbeiten – Hellman wurde drei Wochen nach Beginn von Hammer Produzent Michael Carreras ersetzt, das Skript mehrmals geändert, der ursprüngliche Kameramann krank und das chinesische Team entweder der englischen Sprache nicht mächtig oder bei anderen Shawproduktionen beschäftigt – wohl auch zu immens.
Der Film floppte bei mehreren Anläufen an der Kinokasse; heutzutage zählt dann auch mehr der nostalgische Wert, das Sichten vieler regulars wie Lau Nga Ying, Wong Pau Gei, Lau Kar Wing, James Ma, Keung Hon, Fung Hak On, Law Keung usw. sowie einfach die Idee. Die Sieben Goldenen Vampire macht aber sicherlich mehr Spass.