Eine Geschichte rund um der Frauen besten Freund
Edward Zwick hat sich seit seinem wirklich guten „letzten Samurai“ viel Zeit gelassen. Wenn man sich das bisherige Filmschaffen des Regisseurs ansieht, so geht es fast immer um Soldaten und Krieg in allen möglichen Formen und Geschichtsperioden. Also war die Überraschung angesichts des neuen Streifens um Krieg in Sierra Leone nicht groß, egal wie viel Zeit inzwischen verstrichen ist. Und ich wage zu behaupten, daß auch der nächste Film wieder zwei Konfliktparteien zueinander führen wird…
Doch die vielen recht negativen Bewertungen der Reviewkollegen kann ich nicht nachvollziehen, man muß sich vor Augen halten, daß es sich um einen amerikanischen Film handelt, der Brisanz nicht unbedingt zu seinen vordergründigen Stilmitteln zählt. Wenn man den durchschnittlichen Amerikaner betrachtet, dann ist es auf alle Fälle lobenswert, das Thema der Blutdiamanten überhaupt einmal aufzugreifen.
Und das geschieht am besten verpackt in eine durchweg spannende Geschichte. Der Rhodesier Archer arbeitet als Söldner für allerlei Partei, vornehmlich für ein Diamantenkartell, welches Edelsteine aus Sierra Leone via Schmuggel durch Liberia reinwaschen läßt. So wird aus einem Konfliktdiamanten ein feines Stück für der Liebsten Schmuck. Er trifft nach einem verunglückten Schmuggeltrip im Gefängnis auf den Fischer Solomon, der zufällig einen riesigen Diamanten gefunden und wieder versteckt hat. Zusammen mit einer Journalistin ( hier: zarte Liebesgeschichte, unverzichtbar für einen Film mit DiCaprio ) macht sich das Duo auf die Suche nach dem Stein, jedoch mit verschiedenen Motiven: Archer will das Geld, die Dame eine tolle Story und Solomon seinen Sohn aus den Fängen der Rebellen freikaufen. Erstaunlicherweise überleben nicht alle das Bürgerkriegstreiben.
Bis zehn Minuten vor Schluß hat mich der Film voll überzeugt. Er erzählt eine Geschichte, und das ist selten geworden im heutigen Kino, die nicht nur auf ein Happy-End abzielt. Während zweier fesselnder Stunden, die auch sehr straff und spannend inszeniert sind, streift er die Themen Bürgerkriegsgreuel, Kindersoldaten, Diamantenschmuggel, Söldnertum und Afrikanische Eigenheiten im allgemeinen. Natürlich fehlt es dabei an Kanten, und es ist auch klar, daß nicht alle Themen in dokumentarischer Länge aufbereitet werden. Doch eine aktuelle Story an zwei Personen festzumachen und diese durch ein vom Bürgerkrieg zerrissenes Land zu schicken ist ein probates Mittel, um zumindest mal ein Problem offenkundig zu machen. Kaum jemand denkt beim Kauf von Schmuck über die Herkunft der Steine nach, und das wird sich auch nach diesem Film nicht ändern, jedoch ist das die Natur des Menschen – was weit weg ist, ist nicht so schlimm. Der Schluß allerdings ist schlimmstes Hollywood, Gutmenschentum und völlig unpassend gewählt. Man hätte den Film zehn Minuten vorher enden lassen sollen, dann wäre man angesichts der gezeigten Grausamkeiten mit einem leicht unguten Gefühl nach Hause gegangen, denn dieses Gefühl vermittelt der Film durch viele kleine Details.
DiCaprio überzeugt, die Actionsequenzen sind bis auf einige Hubschraubereinstellungen prima hingezaubert worden, auch der Soundtrack paßt sich dem Treiben an. Schnell rafft es auch Personen dahin, mit deren Tod man nicht gerechnet hat, und die Kamera schaut auch nicht verschämt weg, wenn Leichen durchs Dorf geschleift werden. Insgesamt ein untypischer Beitrag aus Hollywood, der kaum besser hätte sein können…aber leider zum Schluß wertvolles Punkte verschenkt - 8/10.