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Tommy O'Havers Drama aus dem Jahre 2007 liegt eine wahre Geschichte aus den 60er-Jahren zugrunde, die er behutsam, ohne moralischen Zeigefinger, aber auch ohne Täter zu Opfern zu machen, verfilmte. Durch die überzeugenden schauspielerischen Leistungen und die absolut bedrückende Atmosphäre wird der Zuschauer mit auf einen Horrortrip durch menschliche Abgründe genommen, der davon, was man gemeinhin unter „Unterhaltungskino“ versteht, meilenweit entfernt ist. Der Zuschauer leidet unter seiner Ohnmacht, nicht eingreifen und nicht ungeschehen machen zu können, was er zu sehen bekommt und wird angehalten, sich seine eigenen Gedanken über die Ursachen derartiger Geschehnisse, derartig unmenschlichen Verhaltens Wehrlosen gegenüber, zu machen – auch auf die Gefahr hin, dass er zu dem Schluss, dass das so „unmenschlich“ alles gar nicht ist. Schließlich sind es Menschen, die sich jener Gruppendynamik hingeben, die wegsehen, die mitmachen, die es nicht wahrhaben wollen, was geschieht und Schuld auf sich laden. „An American Crime“ ist weder Sozialstudie noch exploitative Ausschlachtung des Leids sowohl des wehrlosen Opfers als auch der überforderten, körperlich wie psychisch kranken Täterin, sondern ein mich tief berührendes, schockierendes, wütend machendes und den Glauben an die Menschheit und Gesellschaft erschütterndes Drama, das in erster Linie dokumentiert. Erst gegen Ende gesellt sich ein Ausflug in die Traumwelt des sterbenden Opfers hinzu, das einem die Tränen in die Augen zu treiben vermag. Ein im positiven Sinne fürchterlicher, rührender Film, der jede Menge Fragen offen lässt - die zu stellen möglicherweise ähnliche Ereignisse zu verhindern vermag.

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