Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit!!!!
Gerade diese Aussage, die man beim ansehen des Films automatisch im Hinterkopf hat, macht dem Zuschauer am meisten zu schaffen, denn man kann es einfach nicht verstehen, das so etwas überhaupt möglich ist und keiner etwas dagegen unternommen hat.
Zum Inhalt:
Im Sommer 1965 werden die Schwestern Sylvia und Jenny in einer Pflegefamilie untergebracht, da ihre Eltern Schausteller sind und den Großteil des Jahres im ganzen Land unterwegs sind. Am Anfang läuft auch alles gut, die Schwestern verstehen sich mit der Pflegemutter Gerti und ihren 6 Kindern sehr gut, doch schon bald beginnt der wahre Horror.
Der Film ist ein Drama, das beim Zuschauer aber den echten Horror auslöst, ungläubig folgt man dem Geschehen, immer mit der Gewissheit im Hinterkopf, das sich wirklich alles so, oder so ähnlich zugetragen hat. Die 16 jährige Sylvia erlebt hier im wahrsten Sinne des Wortes die "Hölle auf Erden", sie wird nicht nur von ihrer Pflegemutter sadistisch gequält, auch deren Kinder und sogar noch Jugendliche aus der Umgebung vergehen sich an ihr. Als die Beteiligten später vor Gericht gefragt werden, warum sie an den Peinigungen teilgenommen haben, kam voon allen lediglich die Antwort: "Ich weiß es nicht".
Und genau diese Antwort spiegelt eigentlich auch den ganzen Film wieder und auch die Ohnmacht, die teilweise durch das Geschehen beim Betrachter ausgelöst wird. Denn es gab eigentlich für Niemanden einen Grund, die kleine Sylvia so unmenschlich zu behandeln, es wirkte eher wie eine Art Gruppenzwang, den man sich einfach nicht erklären kann. Auch die Gleichgültigkeit und das bewuste Wegsehen der Nachbarn, die ständig die Schreie von Sylvia gehört haben, lösen totale Fassungslosigkeit aus. Man kann es nicht verstehen, wie Menschen so grausam und gleichgültig sein können.
Die Ähnlichkeiten zu Jack Ketchum's "Evil", der ja wohl eher lose auf diesem Fall basiert, sind schon frappierend, die Frage, welcher Film besser ist, lässt sich wohl schwer beantworten. Beide Filme gehen unter die Haut und regen den Zuschauer zum nachdenken an, auf jeden Fall gehen beide Filme nicht spurlos an einem vorbei und hinterlassen ihre Spuren.
Was mir bei "An American Crime besonders imponiert hat, sind die wirklich ausgezeichneten Darsteller, allen voran Ellen Page ( Sylvia ) und Catherine Keener ( Gertrude ), die ihren Charaktären wirklich Leben einhauchen und ihnen eine Seele geben. Von Ellen Page war ich schon bei "Hard Candy" begeistert, ich habe selten eine so talentierte Jungdarstellerin gesehen, die in der Lage ist, dem von ihr gespielten Charaktären so viel Leben einzuhauchen.
Fazit :
"An American Crime" ist ein Drama, das gleichzeitig fasziniert und schockiert. Durch die ausgezeichneten Darsteller erlangt der Film eine noch größere Glaubwürdigkeit. Ein Film, der auch zeigt, wie wichtig es ist, auch in unbequemen Situationen nicht wegzusehen und ein Film, der auch ein Mahnmahl ist und Jedem zeigt, wie wichtig es ist, Zivilcourage zu haben.
9/10