Review

an american crime

Ein ausgezeichnetes True Crime-Drama erwartet den Zuschauer mit diesem eher unbekannten Streifen. Es ist überaus erschreckend, wenn man daran denkt, dass dies eine Verfilmung von tatsächlichen Geschehnissen ist.
Im Jahre 1965 und ohne lange nachzudenken überlässt ein reisender Schausteller seine beiden Teenagertöchter Sylvia und Jennie für eine geringe finanzielle Aufwandsentschädigung in der Obhut der trinkfreudigen, mental unstabilen Unterschichthausfrau Gertrude Baniszweski, ihrerseits Mutter einer siebenköpfigen Kinderschar. Schon kurz darauf beginnen die Baniszweskis und die halbe Nachbarsjugend geschlossen Sylvia zu quälen. Die anfänglichen Schläge und Demütigungen steigern sich zu Freiheitsberaubung, Folter, Mord. Die Willkür und Bodenlosigkeit dieses Verbrechens muss damals ein tiefer Schock für die amerikanische Öffentlichkeit gewesen sein. Tommy O'Havers Verfilmung gelingt es, die Torturen, die das junge Pflegekind Sylvia durchleiden muss und die erschreckende Tatsache, dass selbst andere Jugendliche aus der Nachbarschaft mitmachen, in sehr authentischer Intensität nachzuzeichnen.
Angeprangert wird die Naivität von Sylvias Eltern anzunehmen, dass eine Mutter von sechs Kindern noch zwei weitere Kinder erziehen kann und der Leichtsinn einer völlig fremden Frau seine eigenen Kinder anvertrauen. Aber in erster Linie zeichnet er die menschlichen Abgründe nach, eigenen Frust auf andere abzuladen, sich hinter Lügen zu verstecken und sich blind Unmenschlichkeiten anzuschließen, nur weil diese von der Gruppe getragen werden.
Gerade wenn man nicht vorher weiß was einen erwartet geht die Geschichte ordentlich an die Nieren, bleibt jedoch in jeder Minute so realistisch und nachvollziehbar. Der langsame Beginn steigert sich, getragen von sehr guten schauspielerischen Leistungen, fesselnd zum traurigen Höhepunkt.

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