Nicht selten kommt es vor, dass fast zeitgleich Filme entstehen, welche das gleiche Thema behandeln bzw. auf gleichen Tatsachen beruhen. Auch der hier besprochene „An American Crime“ zählt dazu, welcher auf den identischen Fall wie „Jack Ketchum’s The Girl next Door“ basiert.
Story: Da ihre Eltern für mehrere Monate auf Reisen sind, wohnen die junge Sylvia und ihre Schwester Jennifer für 20 $ die Woche vorübergehend bei ihrer Nachbarin Gertrude Baniszewski und ihren Kindern. Was zuerst perfekt klappt, wird im Laufe der Zeit zum Alptraum für die Mädchen, denn als Gertrudes Tochter Paula schwanger wird, sieht sie in Slyvia den vermeintlich schlechten Einfluss auf ihrer Tochter. Ihre ganze Aggression lässt sie nun an das junge Mädchen aus und sperrt es in den Keller, wo Sylvia von Gertrudes Kindern und den Kindern der Nachbarschaft brutal gequält und misshandelt wird.
Wie Eingangs erwähnt basiert “An American Crime” auf den gleichen Fall wie “The Girl next Door”. Doch während letzterer die Romanabhandlung von Jack Ketchum als Vorlage benutzt, wird „An American Crime“ von den Protokollen der Gerichtsverhandlung des Falles rekonstruiert. Abgesehen von der unterschiedlichen Herangehensweise schlägt „An American Crime“ eine komplett andere Richtung ein als die Ketchum-Verfilmung. So legt man den Fokus mehr auf den Fall an sich, dessen Rekonstruktion durch die immer wieder eingebundene Gerichtsverhandlung und die Entwicklung der Figuren, als auf die Leiden des armen Mädchens, während man in „The Girl next Door“ die Folterungen mehr in den Mittelpunkt rückt. Die Gewalttätigkeiten gegen Sylvia werden kaum bis gar nicht gezeigt und werden auch nicht allzu drastisch dargestellt. Was dem Film sehr zu gute kommt. Blutgeile Folterfans sollten also einen großen Bogen um diesen Film machen.
Leider konnte mich „An American Crime“ nicht so sehr überzeugen wie der großartige „The Girl next Door“. Was vor allen daran liegt, dass ich letzteren als erstes gesehen habe und dementsprechend mit den falschen Erwartungen an diesen Film hier rangegangen bin. Mit der Erwartung einen ähnlich gestrickten Film zu erwarten, konnte ich einfach nur enttäuscht werden. Was zwar schade ist, aber nicht heißen soll das „An American Crime“ ein schlechter Film ist. Denn das ruhig erzählte Drama weiß schon seinen Zuseher mit einem unangenehmen Gefühl zurückzulassen und schafft es während der Torturen seine beklemmende Wirkung zu entfalten. Einen großen Anteil daran tragen die guten Darsteller. Allen voran die großartige Ellen Page, welche bereits in „Juno“ und „Hard Candy“ zeigen konnte, dass sie eine tolle Schauspielerin ist. Sie spielt die Rolle der Sylvia wirklich klasse und durch ihr junges Aussehen nimmt man ihr die Rolle des unschuldigen kleinen Mädchens zur jeder Sekunde ab. Aber auch Catherine Keener als die abgewrackte Gertrude Baniszewsk überzeugt in ihrer Rolle, genauso wie James Franco, als junger Lover von Getrude.
„An American Crime“ ist kein leichter Film und wird einen grossteil der Zuschauer wie ein Tritt in den Magen vorkommen. Denn es ist schon erschreckend zu sehen zu was der Mensch fähig ist und selbst Kinder zu sadistischen Bestien werden können. Gegen „The Girl next Door“ zieht der Film aber eindeutig den Kürzeren, welcher mich mehr bewegt, verstört und schockiert hat.