*** SPOILERWARNUNG ***
Nachdem der Held im Fledermauskostüm in den 1970er Jahren an Popularität einbüßte, wurde 1980 seitens Warner eine Verfilmung angekündigt. Doch es sollte noch Jahre, mehrere Drehbuchentwürfe und Personalentscheidungen dauern, bis das fertige Produkt dann endlich auf der Leinwand zu sehen war.
Was war das damals für ein Hype. Eine riesige Werbekampagne befeuerte im Sommer 1989 die „Batmania“, überall gab es Merchandiseartikel mit dem Logo des beliebtesten Charakters aus dem DC-Verlag zu erwerben. Und auch an der Kinokasse räumte der Film ab und begründete nicht nur diverse Fortsetzungen und Neuauflagen, auch die überaus gelungene Animated-Serie (ab 1992) geht auf diesen Erfolg zurück.
Gotham City hat so seine Probleme. Die Kriminalitätsrate ist hoch, die Polizei korrupt und dazu gesellt sich ein neuer Superschurke, der Bürger und Exekutive in Atem hält. Doch es gibt Hoffnung in Form eines dunklen Rächers, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Stadt von diesem Abschaum zu befreien.
Tim Burton selber nannte den Kern des Film ein „Duell der Freaks“. Und wie es die beiden gegen Ende zur Sprache bringen, haben sie sich letztlich gegenseitig erschaffen. Eine Originstory des Helden im klassischen Sinne bekommt man nicht. Batman ist schon eine Weile im Einsatz und auf sein Trauma in Gestalt des Verlusts der Eltern wird erst spät eingegangen, mitsamt Rückblende. Das ist völlig ausreichend erzählt, ist diese Interpretation doch so weit entfernt von den Psychogrammen manch späterer Verfilmung. Burton zollt der Herkunft der Figur als Comicheld Tribut, das merkt man jede Minute. Er hat seine Gadgets, ein völlig übertriebenes (aber kultiges) Batmobil und anderen Firlefanz. Allerdings kein Vergleich zu dem, was anno dazumal ein Adam West in seinem Allzweckgürtel mit sich herumtrug.
Der Film macht Spaß, er ist unglaublich kurzweilig, gibt den Hauptfiguren dabei aber genug an die Hand, um nicht völlig style over substance zu sein.
Für diesen Stil ist das Casting nahezu perfekt. Michael Keaton, der mit Burton zuvor „Beetlejuice“ (1988) gedreht hatte, überzeugt sowohl als Batman wie auch als Bruce Wayne. Er gibt der Figur eine menschliche Seite, ist nicht der gestählte Held, sondern nahbar und schafft es, in den wenigen Szenen Bruce zu charakterisieren. Sei es beim Dinner mit Vicky inklusive Platzwechsel oder bei ihrem Besuch im Batcave. In seiner schwarzen Uniform hatte er das Pech, dass diese recht schwergängig konstruiert war. So wirkt er in Bewegung oder Kampfszenen recht hüftsteif. Kim Basinger macht als Reporterin und love interest eine gute Figur, auch darstellerisch. Vervollständigt wird das zentrale Trio durch Jack Nicholson, der als Joker schön vom Leder zieht und der Titelfigur sogar die Schau stiehlt. Generell wirkt es, als wäre Burton mehr am Antagonisten als an seinem Helden interessiert. Aufgrund von Nicholsons Performance ist das aber zu verschmerzen, er lebt diese Rolle von der ersten bis zur letzten Minute. Seinen Joker mit anderen Inkarnationen zu vergleichen wäre witzlos; seine diabolische Art ist für den von Burton gewählten comicartigen Ansatz völlig passend. Seine Pointen sitzen, er bleibt unberechenbar (armer Bob) und ist der heimliche Star des Films. Wobei es durchaus spannend gewesen wäre, was Robin Williams aus der Rolle gemacht hätte, da dieser (neben anderen) auch im Gespräch war.
Eine Konstante der Filme ist Michael Gough als Bruces Butler und Vertrauter Alfred Pennyworth. Man merkt der Figur an, dass es da eine wichtige Verbindung zwischen den beiden gibt. In seinen wenigen Szenen schafft Gough es, daran keinen Zweifel aufkommen zu lassen. An der Seitenlinie hat man weiterhin noch einen Jack Palance als Gangsterboss und Billy Dee Williams als Harvey Dent. Letzterer war für die Fortsetzungen als Two-Face eingeplant, doch kam es dann ja bekanntlich anders.
Was das Design angeht, orientierte man sich am Art Deco und auch am Expressionismus, wie er unter anderem in den deutschen Stummfilmen der 1920er Jahre zu finden ist. Burton fügt dem noch seine eigene Note hinzu, was einen sehr ansprechenden Mix ergibt, der auch heute noch chic aussieht – wenn man über die technische Limitierung und der Tatsache, dass viel von der Stadt im Studio entstand, hinwegsieht. Trotzdem wirkt Gotham in seiner Art bunt und finster zugleich.
Danny Elfmans Score ist großartig, mit einem einprägsamen Thema bedacht und über die gesamte Laufzeit abwechslungsreich und stimmig. Prince steuerte ebenfalls ein paar Songs bei, die auch in manchen Szenen Verwendung finden. Ihnen geht aber die Zeitlosigkeit ab.
Perfekt ist „Batman“ indes nicht. Tricktechnisch leidet er unter ein paar nicht gelungenen Szenen, die schon damals nicht state of the art waren. Manche Änderung zum vorigen Kanon kann man kritisch sehen (dass Bruces Eltern vom späteren Joker ermordet wurden) und generell ist die Geschichte bei genauer Betrachtung ziemlich geradeaus – sorgt aber für viele gelungene Szenen. Nicht dazu gehört, dass Alfred Vicky einfach in den Batcave holt. Eigentlich ein völliger Vertrauensbruch, letztlich aber einfach ein völliger Aussetzer des Drehbuchs.
Und doch, „Batman“ ist ein klasse Streifen, der extrem kurzweilig ist. Mit einem feinen Ensemble, aus dem Nicholson nochmal herausragt, begründete er den Erfolg des Helden erneut. Trotz manch mangelhaftem Effekt und einem unverständlichen Versatzstück in der Geschichte ist am Kultstatus nicht zu rütteln. Zugegeben, er ist nicht sonderlich spannend, aber von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsam. Und er ermöglichte eine nicht minder grandiose Fortsetzung.