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1988 markierte das Low-Budget-Creature-Feature „Pumpkinhead“ (deutscher Titel: „das Halloween Monster“) das Regiedebüt des angesehenen F/X-Künstlers Stan Winston („Terminator“/„Aliens“) – über die Jahre hinweg avancierte das Werk, trotz keines allzu großen Erfolgs zu Zeiten der (Kino-) Erstveröffentlichung, vornehmlich auf Video zu einem soliden Sleeper-Hit und erwarb sich auf diese Weise einen guten Ruf innerhalb des Genres. Angesichts dieser Gegebenheit erschien eine Fortsetzung nahezu unausweichlich – 1993 realisierte Jeff Burr („TCM 3“) eine solche schließlich, welche aber weitestgehend enttäusche, da sie deutlich hinter dem Original sowie den Erwartungen der gespannten Fans zurückblieb. Seither beließ man die Materie (in filmischer Hinsicht) unangetastet – bis die Rechteinhaber Ende 2005 ankündigten, gleich zwei Sequels produzieren zu wollen, die außerdem gar (mehr oder minder direkt) ans Original anknüpfen würden. „Ashes to Ashes“ ist nun das erste der beiden Ergebnisse jener Bestrebung, welche in erster Linie wohl eine neue Zuschauergeneration an diese von vielen noch immer geschätzte Franchise heranführen soll(te)…

Seit einiger Zeit ist der Einäscherungsofen des von Bunt und Dahlia Wallace (Douglas Roberts, Lisa McAllister) geführten Krematoriums Schrägstrich Beerdigungsinstituts defekt – nur wurde diese Information nie an die Einwohner des zugehörigen, im Süden der USA gelegenen kleinen Städtchens weitergeleitet. Stattdessen hielt das Geschwisterpaar den Betrieb nach außen hin aufrecht und übergab die Leichen ihrem stillen Teilhaber, dem örtlichen Arzt „Doc“ Fraser (Doug Bradley), welcher das Verbrennen für eine Verschwendung von Ressourcen hält und lieber noch verwendbare Organe gegen gutes Geld auf dem Schwarzmarkt verkauft. Als ein Backpacker entlang seiner Route zufällig Zeuge wird, wie Bunt einen ausgeschlachteten Kadaver im Sumpf versenkt, gerät er selbst in die Fänge des Clans, worauf man ihm prompt die Leber entfernt und ihn im Anschluss zum Sterben raus in den morastigen Wald schafft. Diese Aufgabe fällt wiederum jenem relativ simpel gestrickten Mann zu, der im Kindesalter Ed Harley (Lance Henriksen) nach dem Tod seines Sohnes den Weg zur anbei lebenden Hexe gewiesen hatte, welche für den verzweifelten Vater in Folge dessen einen von Rache getriebenen Dämon heraufbeschwor – was damals zu etlichen grauenvollen Ereignissen führte…

Ed´s ruheloser Geist verfolgt Bunt noch heute – so auch in dieser Nacht, in der er ihn warnt, dass sein Tun schon bald zu fatalen Konsequenzen führen dürfte. Seine letzten Kräfte mobilisierend, nutzt das jüngste Opfer des illegalen Treibens diese Ablenkung als Gelegenheit zur Flucht und stolpert kurz darauf im Zuge dieser vor das Fahrzeug der zufällig auf der nahe gelegenen Straße vorbeikommenden Molly Sue Allen (Tess Panzer). Zwar verstirbt er auf ihrem Beifahrersitz, allerdings gelingt es ihm zuvor noch, ihr von den Umständen seines Schicksals zu berichten, worauf sie umgehend den Sheriff und seine Leute mobilisiert, die auf dem Wallace-Anwesen später eine Vielzahl an Leichen entdecken, die man vorwiegend in der Scheune sowie im umgebenden Gestrüpp abgelegt bzw bestenfalls notdürftig verscharrt hatte. Bis auf Fraser, der von den Gesetzeshütern gar zur Unterstützung herangezogen wird, werden alle Beteiligte verhaftet – für Molly Sue entpuppt sich das gesamte Ausmaß des Verbrechens als besonders abscheulich, denn ihr kürzlich verstorbener Sohn befindet sich unter den missbrauchten Körpern...

Aufgrund der Tatsache, dass Leichenschändung vom Gesetz her keine sonderlich schwere Strafe mit sich bringt, fasst die aufgebrachte Mutter einen von Emotionen genährten Plan: Gemeinsam mit drei Freunden (Ioana Ginghina, Catalin Paraschiv, Radu Icobian) sucht sie die geheimnisvolle alte Dame (Lynne Verrall) auf und bittet um genugtuende Vergeltung. Ihr pechschwarzes Anliegen wird erhört sowie jene dieses Begehren ausführende Kreatur, „Pumpkinhead“ genannt, erneut herbeigerufen – u.a. auf der Basis einer Blutspende der vier Bittsteller, was zugleich eine übernatürliche Verbindung zu dem Geschöpf besiegelt. Fortan werden alle für die Entheiligung verantwortlichen Personen blutig zur Rechenschaft gezogen und ihrem Schöpfer zugeführt – auch Unbeteiligte, die sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten, verlieren ihre Leben. In Anbetracht dessen, was sie da entfesselt haben, kommen ihnen schon bald Zweifel an der getroffenen Entscheidung – nur scheint der Punkt ohne Wiederkehr bereits überschritten worden zu sein…

„Pumpkinhead 3 - Ashes to Ashes“ wurde Rücken an Rücken mit seinem Nachfolger („Blood Feud”) im kostengünstigen Osteuropa gedreht – eine Vorgehensweise, auf die man in der jüngeren Vergangenheit schon häufiger zurückgriff (vgl. „Dracula 2/3“, „the Prophecy 4/5“, „Return of the living Dead 4/5“ oder „Hellraiser 7/8”). Das mulmige Gefühl, dessen Erkeimen das Lesen dieser Zeilen gewiss bei einigen bewirkt hat, dürfte die Info, dass der Film darüber hinaus am 28. Oktober 2006 seine Premiere auf dem amerikanischen „Sci-Fi Channel“ feierte, noch zusätzlich verstärken – zu Recht, wie ich an dieser Stelle vorwegnehmend bestätigen möchte. Man muss den Machern aber definitiv zugute halten, dass sie bestrebt waren, dem Ursprungsmaterial treu zu bleiben: Teil 2 („Bloodwings“) wurde gleich komplett ignoriert, die vorliegende Handlung setzt rund 20 Jahre nach den Geschehnissen um Ed Harley ein und liefert dem Zuschauer ein Wiedersehen mit einigen der betreffenden Charaktere. Ferner gab man sich redlich Mühe, eine möglichst ähnliche Atmosphäre zu kreieren, zum Beispiel im Hinblick auf den Gesamtlook oder die gewählte Musikuntermalung – ein ersichtliches Problem ist dabei bloß, dass die für den Dreh auserkorene Location (Rumänien) bestenfalls für vollkommen unwissende Betrachter, selbst unabhängig des direkten Vergleichs, nicht wirklich als ein Ort in den Südstaaten der heutigen USA durchgeht. Das soll nun nicht heißen, Cinematographer Erik Wilson („Broken“) hätte schwache Arbeit abgeliefert – im Gegenteil: Optisch machen die eingefangenen Impressionen eine Menge her, reizvolle Kameraperspektiven und düstere Set-Pieces (wie im Krematorium oder in der mit verwesenden Leichen gefüllten Scheune) fördern diesen positiven Eindruck zusätzlich. Nett anzusehen ist das Werk allemal – nur vermisst man leider dieses bestimmte Feeling der Authentizität, welches den Vorvorgänger so auszeichnete.

Auf der Suche nach einem klaren Hauptdarsteller wird man hier überraschenderweise nicht unbedingt fündig, denn keine der Figuren erhält genügend Aufmerksamkeit zugesprochen, um sich entscheidend von der Masse abzugrenzen. Spontan würde ich in diesem Zusammenhang Doug Bradley („Hellraiser“/„Nightbreed“) nennen, doch ist er ja eigentlich der Villain des Streifens – ein menschliches Ungeheuer, ganz ohne Nägel im Kopf oder sonstige übernatürliche Komponenten, welches sich den Anwohnern als fürsorglicher Arzt präsentiert, hinter ihrem Rücken jedoch das in ihn gesteckte Vertrauen zwecks eigener Bereicherung kaltblütig ausnutzt. Bradley, ein waschechter Brite, füllt die Rolle sehr gut aus – abgesehen von einigen Problemen beim Meistern des dazugehörigen US-Akzents. Newcomerin Tess Panzer, zuvor nur uncredited in „Remember the Titans“ zu sehen, tritt als seine direkte Gegenspielerin auf: Dem Tod ihres Kindes folgend, erlitt Molly Sue einen Nervenzusammenbruch und behauptete seither stets, die von den Bestattern erhaltene Asche wäre nicht die ihres Sohnes, worauf sie von der Dorfgemeinschaft kaum noch für voll genommen wurde. Getrieben von Wut und Schmerz, ruft sie Pumpkinhead herbei – die Dinge nehmen ihren Lauf. Das Skript bietet Tess schlichtweg zu wenige Szenen, um sich entfalten und/oder eine Verbindung zum Publikum aufbauen zu können – der Part verbleibt immerzu blass, so dass man sich im Nachhinein höchstens an ihre aufdringliche Betonung sowie die ihr klasse stehenden Kontaktlinsen zum Finale hin erinnert. Den inzwischen erwachsenen, dennoch nicht sonderlich hellen Bunt spielt Douglas Roberts („Envy“) annehmbar, als seine „Crystal Meth“-abhängige Schwester Dahlia, zugleich die Geliebte des Doktors, betreibt Lisa McAllister („the Number One Girl“) gerade im letzten Akt köstliches Overacting. Lance Henriksen (TV´s „Millennium“/„Hard Target“) punktet mit seiner Gott gegebenen Präsenz allein: Seine Rückkehr stellt eine willkommene Bereicherung dar, aber es wäre schön gewesen, wenn man ihn stärker in die Story involviert hätte, statt ihn nur im Rahmen einiger kurzer Geistererscheinungen auftreten zu lassen. In meinen Augen wurde er schlichtweg verschenkt – und über alle weiteren Akteure belasse ich besser den Mantel des Schweigens …

Beim Verfassen des Drehbuchs orientierten sich Jake West sowie Barbara und John Werner erkennbar an der klassischen Formel und versahen diese mit einigen erfreulichen Abwandlungen, so dass man nicht etwa von einem inhaltlichen Pseudo-Remake sprechen kann, so wie es im DTV-Bereich gelegentlich vorkommt (siehe „Walking Tall 2“, „Road House 2“ etc). Der Einstieg katapultiert einen unmittelbar ins Geschehen hinein, was Neueinsteigern, die sich der Reihe das erste Mal widmen, vermutlich nicht so zusagen dürfte. Ist das Monster erst einmal losgelassen, wird plötzlich damit begonnen, einzelne Charaktere gewichtiger mit Hintergründen zu versehen, was primär über die Dialoge geschieht – leider sind diese weder reichhaltig noch interessant ausgefallen, weshalb sie den Fortgang eher ausbremsen als anreichern. Es fehlt schlichtweg eine vollwertige Identifikationsfigur – die Schicksale der Opfer, egal ob sie es nun verdienen oder nicht, sind einem im Prinzip egal, zumal ihre Persönlichkeiten überwiegend aus Klischees zusammengesetzt wurden. Immerhin ersparte man uns jegliche nervige Teenie-Parts zugunsten von Protagonisten, aus deren Reihen kein einziger frei von Schuld ist. Fraser´s Erkenntnis, dass ein Töten der vier Drahtzieher der Erweckung des Dämons den heraufbeschworenen Bann brechen würde, bietet ein wenig Abwechslung vom gradlinigen 08/15-Schema – der Gejagte wird so quasi simultan zum Jäger. Verschiedene Action-reichere Konfrontationen (mit der Bestie und/oder dem Doc) erzeugen zumindest einen gewissen Grad an Kurzweil, was an einigen Stellen tatsächlich (leicht) von den Logiklöchern und sonstigen Schwachpunkten abzulenken vermag.

Winston´s Nachfolge auf dem F/X-Sektor wird vorliegend von Gary Tunnicliffe („Feast“/„Lord of Illusions“) angetreten: Abgesehen davon, dass das Make-up der alten Dame gelegentlich sehr künstlich ausschaut, kann man angesichts des geringen Budgets mit seinen Kreationen zufrieden sein – die Kadaver sehen großartig aus, manche der Gore-Effekte ebenfalls (u.a. aufgerissene Kehlen, aufgespießte Körper und Wunden diverser Ursprünge). Pumpkinhead selbst kommt dieses Mal nicht ganz so hoch gewachsen daher, blickt aber immer noch schön fies drein und wird zumeist von einem Mann in einem Gummikostüm verkörpert – das Problem ist nur, dass er in entscheidenden Einstellungen von einem grauenhaft schlechten CGI-Double ersetzt wurde! Ob man diese Momente nun als unfreiwillige Komik der schlimmsten Sorte oder ein unverzeihliches Ärgernis betrachtet, ist ja gehüpft wie gesprungen – definitiv schaden diese Sequenzen dem Film erheblich. CGI zu nutzen, um (z.B.) den Schwanz des Geschöpfs wie eine Waffe (im „Alien“-Stil) einsetzen zu können, ist fraglos okay – aber unseren Dämon Fassaden hinaufklettern sowie auf Dächern herumlaufen zu lassen, und das in einer auffällig unterdurchschnittlichen Qualität, musste wahrlich nicht sein. Für sich allein wäre das gerade noch so zu verschmerzen gewesen – im Zusammenspiel mit den anderen Faktoren allerdings kaum. Regisseur Jake West, zuletzt verantwortlich für das Desaster „Evil Aliens“, mangelt es leider ersichtlich an dem Feingespür, wie man Pumpkinhead ins rechte Bild rückt, um ein stattliches Resultat zu erzielen: Ähnlich wie sein Fehler, die Hexe in hellem Tageslicht herumwandeln zu lassen, zeigt er permanent deutlich zuviel von unserem geschätzten „Halloween Monster“ und beraubt ihm auf diese Weise seiner geheimnisvoll-bedrohlichen Aura. In einem Interview schob West ein Teil der Schuld gen Budgetlimitierungen sowie dem nur 23 Tage umfassenden Drehplan – meines Erachtens eine lahme Ausrede, besonders in Anbetracht der Bedingungen, unter denen die beiden Vorgänger entstanden, deren pure „Old School“-Ausrichtung jeweils besser funktionierte. Mal sehen, wie sich Michael Hust in Kürze mit seinem Sequel so schlägt…

Fazit: Auf einem Level mit „Bloodwings“, entpuppte sich „Pumpkinhead 3 - Ashes to Ashes“ in meinen Augen zwar als kein Totalausfall (etliche visuelle Impressionen und inhaltliche Nuancen verhindern dies mehr oder minder knapp) – bloß bleibt der Film dank unübersehbarer Schwächen und einigen verschenkten Möglichkeiten klar hinter den Erwartungen der Fans zurück und muss daher letzten Endes als „im Grunde überflüssig“ eingestuft werden … „4 von 10“

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