Mit „Wrong Turn" (2003) holte Drehbuchautor Alan B. McElroy zusammen mit Regisseur Rob Schmidt, der dadurch die Gelegenheit bekam, eine Episode für „Masters of Horror" (2007) beizusteuern, den Backwood-Horrorfilm zurück aus der Versenkung. Der Film verquickte die spätestens ab Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre" (1974) vielfach variierte Geschichte derangierter und kannibalistischer Hinterwälder mit der zeigefreudigen Ruppigkeiten der neuen Wilden der späten 70er und frühen 80er Jahre in einer Weise, wie sie zu Beginn des neuen Jahrtausends sowohl noch nicht wie nicht mehr den Sehgewohnheiten vieler Zuschauer entsprach. Zusammen mit den noch deutlich härteren Horrorfilmen „The Texas Chainsaw Massacre" (2003) und „Dawn of the Dead" (2004) nimmt der Film als ein Startschuss von vielen die Tendenz des Genres vorweg. Die CGI-Lastigkeit etlicher Effekte, die ansonsten ohne weiteres aus „Friday the 13th" (1979) hätten stammen können, vermindert jedoch für ein Publikum, das noch nicht mit Computerspielästhetik in Kinofilmen groß geworden ist, aufgrund eines ungewollten Verfremdungseffektes die Härte des Dargestellten erheblich.
"Wrong Turn 2", im Prinzip ein indirekter Nachfahre des "Blair Witch Project" (1999) Erfolgs, mischt den Vorgänger mit Elementen aus "Halloween: Resurrection" (2002): diesmal treffen die kannibalistischen Hinterwälder auf einige Reality-TV-Show-Teilnehmer, weshalb viele Untaten auch innerfilmisch nochmal medial vermittelt werden.
Das Konzept, das sich von „Blair Witch Project", der ja letztlich auch bloß eine konsequente Fortsetzung der Mittel von Deodatos „Cannibal Holocaust" (1980) ist, über „Blair Witch Project 2" (2000) bishin zu Romeros „Diary of the Dead" (2007) gehalten hat, ist mittlerweile alles andere als originell und die Wirkung wird deutlich abgemildert, durch die Einbettung in vergleichsweise riesige Anteile normaler Spielfilmsequenzen. „Wrong Turn 2" nutzt dieses Vorgehen zur Erzeugung selbstreflexiv-ironischer Untertöne (die bisweilen auch bloß aus „Scream" (1996) kopiert worden sind), mit denen der Film jedoch kaum kaschieren kann, dass er inhaltlich lau und inszenatorisch durchschnittlich ist.
Seine Defizite versucht er darüber hinaus auch dadurch auszubügeln, dass er sich mit seiner Mixtur aus Chucks tragenden Teenagern, Henry Rollins Auftritten und Battle Royale T-Shirts bei einer einschlägigen Jugendkultur (und offenbaren Zielgruppe) anbiedert. Auch der Härtegrad wurde vergleichsweise drastisch angezogen, wobei auch hier einige der Effekte nicht annähermd überzeugend, dafür aber blutig und extrem geraten sind; Ebenso wird das Auskosten missgestalteter Figuren hier stärker als im Vorgänger in den Vordergrund gerückt und gerät dadurch eine Spur fragwürdiger: Der langgezogene Kuss zwischen zwei Freaks etwa ist ganz deutlich kein Versuch einer Annäherung an Außenseiterfiguren, sondern bloß ein kontrastierendes Mittel, das letztlich die volle Hässlichkeit dieser Figuren zum Ausdruck bringen soll - die freilich durchgängig die Bedrohung, das Böse verkörpern; damit geht der Film über die nahezu immer problematische Darstellung des Bösen im Horrorfilm - die in einigen Dorian Gray wie Jekyll und Hyde Verfilmungen bewusst umgekehrt wird - deutlich hinaus und ist nicht weit davon entfernt, ein Ärgernis zu werden.
Wenn der Film schon auf alternativ angehauchte Zuschauer schielt, hätte sich ein Sympathisieren mit den Freaks, zumindest eine äußerst ambivalente Charakterzeichnung sicherlich besser eingefügt. So jedoch verkommt der Film zu einer Freakshow, zur s/w-Malerei, die ihn letztlich als kaum durchdachtes Routine-Produkt ausweist, das ähnlich wie „Dracula A.D. 1972" (1972) eine Anbiederung bei der Zielgruppe über bloß modische Anleihen stattfinden lässt.
Erica Leerhsen, die hiermit ihren ab "The Texas Chainsaw Massacre" scheinbar endgültig gewählten Kurs nach Ausflügen zu Woody Allen („Hollywood Ending" (2002), „Anything Else" (2003)) weiter verfolgt, muss hiermit einen qualitativen Karriereknick verbuchen. Die zwei Drehbuchautoren Turi Meyer und Al Septien bleiben hingegen beide ihrer nicht zuletzt aus schwachen Sequels bestehenden Tradition verhaftet und bestätigen bloß einmal mehr ihre Phantasielosigkeit, die am Ende etwa in einer hoffnungslos missratenen Hommage an Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" spürbar wird.
Insgesamt ein uninspirierter Backwood-Splatterfilm mit humoristischem Touch, angefüllt mit einigen modischen Hinguckern und problematischer s/w-Malerei, die ihn zusammen mit den inzwischen aufgesetzt wirkenden Film-im-Film-Elementen doch ein wenig schwächer als den ebenfalls mittelmäßigen Vorgänger geraten lässt. Schwache 5/10.