Review

Kaum ein Horrorfilm, der eine Form von Fanbase hat, kommt derweil ohne Fortsetzung aus, sodass es nicht verwundert, dass auch „Wrong Turn“ ein direct to video Sequel erhielt.
Anknüpfungspunkte zum ersten Teil gibt es so gut wie gar, Hauptsache man hat den Franchise-Titel der zahlenden Fans wegen. Die Kannibalensippe im Walde hat also trotz wehrhafter Opfer im Vorgänger noch genug Mitglieder, um effektiv auf Menschenjagd zu gehen. Gleich zu Beginn erwischt es eine blonde Schickse auf grausamste Weise, das übliche Vornewegopfer für den Opener also.
Besagtes Blondie ist Teilnehmerin an einer Realityshow, in der sechs Kandidaten durch den Wald rasen, dabei in Zweierteams arbeiten und kleine Rätsel lösen müssen. Ein Kamerateam ist dabei, der harte Dale Murphy (Henry Rollins) dient als Survivalberater und Moderator zugleich. Da springen dann reine Abziehbildcharaktere durch die Gegend, von der raubeinigen Außenseiterin über den hoffnungsvollen Nachwuchsregisseur bis hin zur freundlich-schüchternen Produzentin, die dann für die in der Auftaktszene weggehäckselte Kandidatin einspringen muss.

Also tollt die Gruppe durch den Wald, um das Spiel zu spielen bzw. die anderen dabei zu filmen. Leider hat man sich den Kannibalenwald dafür ausgesucht und bald schon schlägt die Hinterwäldlersippe ordentlich zu...
War der Vorgänger noch ein recht unterhaltsames Kinocomeback alter Backwoodtage, so ist das direct to video Sequel seelenlose Fließbandware. Großartige Charakterisierungen sind im Bereich des Backwoodslasher eh Mangelware, aber die hier herumlaufenden Stereotypen spotten jeder Beschreibung, allenfalls im Falle von Nina Papas (Erica Leerhsen) kann man noch ein wenig Profil ausmachen. Dementsprechend uninteressant ist jegliches Geplänkel zwischen den Figuren, vor allem nervig die Eifersuchtsgeschichte um Produzentin, ihren Regisseursfreund und die Kandidatenbitch, die noch reichlich Seifernopernfeeling in den Backwood kommen lässt. Jedoch kann man auch mit flachen Charakteren spannende Slasher drehen, das gab es schon oft genug.
Leider fällt „Wrong Turn 2“ nicht in diese Kategorie. Stimmig sind immerhin die Bilderwelten, zwischendrin kommt auch Atmosphäre auf, aber meist ist die Hatz durch den Wald wenig aufregend. Vielen der Opfer steht ihr Status fast schon auf die Stirn geschrieben. *SPOILER* Eine der wenigen positiven Ausnahmen ist die Produzentin: Bietet „Wrong Turn 2“ sie anfangs als potentielles Final Girl an, so enttäuscht er die Erwartungen später auf erfreulich rabiate Weise. *SPOILER ENDE* Stattdessen wird verstärkter Wert auf Gore gelegt, vor allem in der unrated Fassung. Tricktechnisch machen die FX auch durchaus etwas her, leider weidet sich „Wrong Turn 2“ in Blut, Gekröse und Folter, dass die Handlung an diesen Stellen stets ins Stocken kommt und der Spannungsbogen über den Jordan geht.

Aufgrund dieser Schwächen zieht sich vor allem das Finale deutlich zu lang hin, sodass „Wrong Turn 2“ seine Stärken vor allem im Mittelteil hat. Dort sind noch die spannendsten Jagdszenen zu verbuchen und auch beim Fallenstellen zollt die Kanibalenfamily dem Slashercredo des Creative Killing immerhin genug Tribut, um niedere Unterhaltungsinstinkte zu befriedigen. *SPOILER* Ebenfalls sehr cool auch Dales Aufräumen unter den Degenerierten, nachdem man ihn bereits tot gewähnt hat, das recht launig und actionreich ist, aber leider zu schnell beendet wird. *SPOILER ENDE*
Darstellerisch fällt vor allem Henry Rollins positiv auf, der als harter Hund mit reichlich Elan spielt und beweist, dass er nicht nur als Musiker etwas drauf hat. Ansonsten bringt „Wrong Turn 2“ nur Nobodies, von denen einige ordentlich spielen, z.B. Erica Leerhsen und Aleksa Palladino, andere wie Crystal Lowe hingegen doch recht katastrophal sind, sodass man die Schauspielleistungen doch als etwas durchwachsen bezeichnen muss.

Die Metzelfans mögen sich ob der exzessiven Schlachtereien einen Ast freuen, wer seinen Backwoodhorror gerne spannend mag, der guckt hier in die Röhre. In der Mitte kann „Wrong Turn 2“ mit einigen netten Jagdszenen punkten, Henry Rollins sorgt für Stimmung und handwerklich ist auch alles im Lot, doch das reicht nicht um den spannungsarmen Film dann aus dem unteren Durchschnittsbereich herauszuhieven.

Details
Ähnliche Filme