Von Shin'ya Tsukamoto ist man als cineastischer Grenzgänger entweder einiges gewöhnt oder aber hat zumindest schon so einiges über ihn gehört, leider aber wird Tsukamoto mit dem reichlich durchwachsenen "Nightmare Detective" seinem Ruf nicht wirklich gerecht. Es ist sicherlich kein Defizit per se, wenn ein Regisseur wie Tsukamoto nicht mit jedem Werk versucht Grenzen neu zu definieren, sei es durch krasse Gewaltdarstellungen zu schockieren oder sei es durch konsequente Missachtung narrativer und inszenatorischer Gepflogenheiten die Wahrnehmung des Publikums von kultivierten Erwartungen und Gewohnheiten befreien zu wollen. Aber dennoch - und gerade dann - wäre ein halbwegs unterhaltsames Endprodukt schon wünschenswert. "Nightmare Detective" scheitert jedoch zumindest teilweise bereits auf der bloßen Unterhaltungsebene und ergo ist einem als Zuschauer die künstlerische Kompromisslosigkeit oder auch das Quentchen an eingebetteter Sozialkritik letztendlich reichlich wurscht.
Punkten kann der Film in erster Linie in den Traumsequenzen, wenn der Albtraumkiller mit reichlich Gepolter und in schnellen Schnitten (kein Wortspiel!) seinen Opfern nachstellt. Hier kann man unter günstigen Voraussetzungen durchaus eine Gänsehaut bekommen, was einmal mehr nicht dem kübelweisen Einsatz von Kunstblut (es fließt dennoch reichlich), sondern vielmehr der gelungenen Synthese aus hektischen Bildfolgen und markerschütternden Tönen geschuldet ist. Die Idee, die der Story zugrunde liegt ist zwar durchaus verwertbar, trägt den Film alleine jedoch nicht bis zur Auflösung des wüsten Krawalls.
So wird zwischen den Morden vor allen Dingen viel geredet, was den Film jedoch nicht interessanter macht, da sich die Relevanz des Gelabers in Bezug auf die Handlungsentwicklung arg in Grenzen hält. Hier erweckt Tsukamoto den Eindruck, als wollte er mit purem Nihilismus punkten, den wenn es mal nicht um polizeiliche Ermittlungsarbeit der kessen Keiko geht, dann schwadronieren die (wenigen) übrigen Beteiligten in ihren Dialogen und Monologen über wenig mehr als über abgrundtiefe Verzweiflung, ihren Weltschmerz und Suizid. Alle Hoffnung lasset fahren, die ihr euch dieses Gelaber antun wollt, denn das Niveau auf dem die Auseinandersetzung mit dem Thema geführt wird ist an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. Philosophisch sollte es wohl klingen, herausgekommen ist seichtes Geseiere, wie man es lesenswerter in vermutlich jedem zweiten Poesiealbum esoterisch angehauchter Teenager findet.
Hätte Tsukamoto, der bei der Produktion von "Nightmare Detective" als Regisseur in Personalunion auch für Kamera, Schnitt und Gott-allein-weiß-was-noch-alles zuständig war, diesen Aspekt doch nur etwas hintergründiger beleuchtet! Das sensible Thema Suizid als eines der letzten Tabus im 21. Jahrhundert in Verbindung mit Sozial- und Gesellschaftskritik, darin hätte das Potential bestanden, den Film zum Gegenstand kontroverser Diskussionen zu machen (gerade in Japan!). So wirft Tsukamoto en passant zwar die eine oder andere ontologische Frage auf, setzt sich anschließend jedoch nur halbherzig damit auseinander und verlässt sich ohnehin scheins lieber auf Kunstblut und Geschnetzeltes. Das schockt sein Publikum jedoch nicht annähernd so, wie es Tsukamoto vermutlich lieb gewesen wäre. Andererseits räumt er ein, dass "Nightmare Detective" sowohl eine Rückbesinnung zu seinen Wurzeln als auch ein deutlich kommerziellerer Film im Vergleich zu den Vorgängern gewesen sei.
Besser macht dies das Endprodukt allerdings auch nicht. Dies ist immerhin teilweise sehenswert, daher noch eine eingeschränkte Empfehlung wert.