Review

Akumu Tantei (aka Nightmare Detective) -Shinya Tsukamoto

Leichte Spoiler

Leider hatte ich es doch nicht geschafft Nightmare Detective auf den Fantasy Filmfest Nights zu sehen, und habe selbstverständlich sehnsüchtigst die deutsche DVD erwartet. Und es dauerte nicht lange, da hat Sunfilm den Film auf einer würdigen DVD ohne große Verzögerungen in Deutschland veröffentlicht. Nach Haze war meine Vorfreude natürlich noch größer auf Nightmare Detective, und ich wurde in keiner einzigen Minute enttäuscht. Ich muss sagen, das hätte ich gar nicht erwartet, Nightmare Detective ist ein Fest, oder besser gesagt: Die Fortsetzung zu Haze.

Ein Blick auf die OFDb Wertung tätige ich nicht mehr sehr häufig, da sie nicht mehr viel aussagt über einen Film. Derweil schenkt man CGI Granaten wie Transformers auch mehr Aufmerksamkeit als einen Shinya Tsukamoto Film (Shinya WER?). Aber das stört mich nicht wirklich, wie Tsukamoto San sagt: Dem Mainstream kann man nicht entkommen.

Story und Besprechung:
Nach 2 mysteriösen Selbstmorden sieht die Polizei Parallelen zu den beiden Vorfällen. Beide Opfer haben vor ihrem Selbstmord mit ein und der gleichen Person telefoniert. Nach verzweifelten Versuchen die beiden Telefonate der Opfer zu analysieren sucht die Polizei Hilfe bei einem Mann auf der sich in die Alpträume anderer Leute begeben kann, er wird Nightmare Detective genannt. Allerdings scheint dieser Fall unlösbar zu sein als es auch noch Opfer bei der Polizei zu beklagen gibt. Die Polizistin Keiko will mit der Hilfe von Kagenuma den Nightmare Detective den mysteriösen Killer "0" zur Strecke bringen.

Und jetzt muss ich irgendwie versuchen den Film zu besprechen, der mich doch so begeistert hat. Doch wo fängt man bei Nightmare Detective an? Gibt es überhaubt einen Anfang? Ich glaube nicht, man kann nicht sagen wie diese Geschichte angefangen hat, ich kann mir so viele Dinge einfach nicht erklären. So kommt die Botschafft von Shinya Tsukamoto aber eindeutig rüber, sie ist an die japanische Gesellschaft gerichtet die an einer Selbsmordwelle leidet. Haben die Menschen in ihrem Betondschungel tatsächlich jeden Lebenssinn verloren? Genau mit diesem Thema beschäftigt sich Shinya Tsukamoto schon seit Vital. Viel weiter vertieft hat er dieses Thema in seinem meisterhaften Kurzfilm Haze. So gesehen kann man Nightmare Detective als Fortsetzung zu Haze sehen. Vielleicht ergibt alles auch nur einen Sinn wenn man Tsukamotos Filme immer und immer wieder schaut und so die ganzen zusammenhänge versteht, die vielen Fragen die in seinen Filmen immer ungeklärt blieben.

Viele dürften von Nightmare Detective wohl nicht mehr als einen gewöhnlichen kurzweiligen J-Horror Film erwartet haben. Vielleicht ist das auch der Grund für die vielen enttäuschenden Bewertungen hier in der OFDb. Ist das kommerziellere Publikum etwa nicht bereit für einen Tsukamoto Film? Ich denke Nein, wer noch nie ein Werk von Tsukamoto vorher gesehen hat dürfte in der Welt von Nightmare Detective verloren sein. Man wird konfrontiert mit einer völlig gewollt verwirrenden Geschichte, geschmückt mit vielen kranken, unverständlichen und blutigen Szenen die den herkömmlichen J-Horror Fan einfach nur abschrecken dürften. Dabei ist der Stil von Nightmare Detective doch so genial. Tsukamoto hat erneut einen ziemlich ruhigen Film geschaffen der aber eigentlich nur darauf wartet endlich so richtig aus sich rauszukommen. Und jeder der Tsukamotos Vorgänger wie Tetsuo und Tokyo Fist gesehen hat dürfte auch bei Nightmare Detective über die ziemlich kranke Atmosphäre nicht verwundert sein. Der Film ist ein einziger Alptraum, kann man spätestens am Ende kaum noch unterscheiden was Realität und was Traum ist. So stellt man sich auch die Frage ob "0" wirklich exestiert. Wer ist "0" überhaubt? Wieso kann er seine Opfer doch so genau durchschauen? Fragen auf die man nur undeutliche Antworten bekommt. Beweist das Ende das einfach der Geist von "0" diese unglaublichen Fähigkeiten entwickelt hat? Denn er selber war körperlich wohl nicht mehr zu so etwas in der Lage.

Nightmare Detective ist von Anfang an surreal. Auch die Farben die Tsukamoto als Stilmittel verwendet beweisen das die ganzen Geschehennisse ein ständgier Wechsel zwischen Traum und Realität sind. Tsukamoto fängt viel mit seiner Kammera ein. Darunter auch eine einsame und ziemlich traurige Skyline von Tokio. Die stehts depressive Stimmung erreicht natürlich auch den Zuschauer.

Aus der filmischen Sicht dürfte Nightmare Detective wohl Tsukamotos aufwändigster Film gewesen sein. Gefilmt wurde teils auf normalen Film als auch auf HD. Das verschafft dem Film besonders bei Stadtaufnahmen einen sehr schönen Look. Handgemacht sind größtenteils auch die Effekte die eigentlich jeden Teen Slasher in den Schatten stellen. Ein weiterer Beweis dafür das man guten Horror noch erzeugen kann ohne andere Menschen zu Tode zu foltern. Wobei ich nicht sagen will das Nightmare Detective harmlos ist, ganz im Gegenteil der Film zeigt viele sehr heftige Szenen die wirklich ziemlich detailreich zur Geltung kommen. Aber steckt hinter dieser Gewalt doch noch eine spannende Story die mysteriöser nicht hätte ausfallen können.

Auch Schauspielerisch war ich ziemlich zufrieden. Shinya Tsukamoto war auch wieder selbst vertreten, unzwar spielt er "0". Ein wenig erinnert er mich in dieser Rolle an die verlorene und verzweifelte Person die er in Haze gespielt hat. Völlig am Ende und aussichtslos. Auch bekannte Gesichter wie Ren Osugi und Masanobu Ando waren vertreten. Besonders angetan hats mir hier aber die mir unbekannte Schauspielerin "Hitomi" als Keiko. Der Nightmare Detective Kagenuma wurde gespielt von Ryuhei Matsuda der wirklich brilliant in dieser Rolle war.

Fazit:
Nightmare Detective ist eine grobe Mischung aus Filmen wie "A Nightmare On Elm Street" oder "The Cell", gemixt mit ein bisschen Lynch. Dennoch hat Tsukamoto es erneut geschafft etwas völlig eigenständiges zu erschaffen. Genau das zeichnet einen wahren Künstler aus. Ein genialer Regisseur der mich bisher bis auf Tetsuo 2 noch nie enttäuschte. Daher will ich hoffen das er nicht den gleichen Fehler bei der Fortsetzung zu Nightmare Detective macht und seinem Stil treu bleibt. Nightmare Detective ist Shinya Tsukamotos kommerziellster Film, aber dennoch Meilen entfernt von dem uns bekannten Kommerz. Ein Film der einen sofort packt und nicht wieder los lässt, völlig gelungen und ohne Überlängen. Wieso können Filme nicht immer so sein? Für jeden Asia Fan natürlich ein absoluter Pflichtfilm, dennoch sollten nicht Tsukamoto Kenner vorsichtig sein und vielleicht vorher ein paar andere seiner Filme zum warm werden schauen.

Für mich der packendste Horrorfilm der letzten Zeit. 10/10 Punkte.

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