Oh je. Denzel Washington, wie tief bist Du gesunken?
Ich werfe ihm nicht vor, dass er kommerzielle Stangenware spielt, dass er für Remakes zur Verfügung steht, dass er viel zu oft die selbe Rolle spielt - es soll beileibe nicht immer Gettysburg oder Philadelphia sein. Auch ein Schauspieler muss Geld verdienen.
Aber was er sich hier ausgesucht hat, stellt meiner Meinung nach den bisherigen Tiefpunkt des Schaffens des wohl bekanntesten afroamerikanischen Schauspielers dar. Seine persönliche Leistung in allen Ehren, das Problem liegt vielmehr woanders.
Das Drehbuch ist mit Abstand das Schlimmste, was uns Hollywood in letzter Zeit an „Innovation" hervorgebracht hat. Da will man mal die Kritiker Lügen strafen und wagt sich an „was Neues" statt des fünften Sequels, des nächsten Remakes, und dann geht es dermaßen in die Hose.
Der Film ist handwerklich ganz passabel produziert, den Schauspielern ist auch wie gesagt kein Vorwurf zu machen (außer dass sie sich für den Mist hergegeben haben). Aber geschenkt - das erwarte ich von einem Film dieses Budgets einfach. Das ist ja der große Vorteil Hollywoods, auch noch der größte Schund kann sich zumindest produktionstechnisch sehen lassen.
Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie man auf so etwas kommt:
Bei einem Anschlag auf eine Fähre in New Orleans kommen mehrere hunderte Soldaten und ihre Angehörigen ums Leben, die zum Anlass des Mardi Gras unterwegs waren. In einem auf dieser Fähre abgestelltem Geländewagen explodiert eine Sprengladung, die das Boot zerstört und alle Passagiere in den Tod reißt.
ATF-Agent Carlin (Washington) wird mit den Ermittlungen betraut und macht sich auch sofort an die Arbeit. Doch einige Ungereimtheiten lassen ihn vermuten, dass ein mutmaßliches Opfer des Anschlags gar nicht durch diese Explosion ums Leben gekommen ist, sondern schon vorher ermordet wurde. Diese junge Frau soll die Ermittler zum Attentäter führen.
Auftritt FBI-Agent Pryzwarra (Kilmer - aber wer kommt auf so Namen? Herr Drehbuchschreiber hatte wohl eine Wette verloren), der Carlin mit einer geheimen Technik der Bundesbehörde vertraut macht - die mit Hilfe kompliziertester Technik verschiedenste Überwachungskameras in der Gegend zusammenführt und daraus ein nachträglich steuerbares 3D-Abbild der Stadt bietet, in dem man die Bewohner von allen Seiten beobachten und sogar durch Wände blicken kann. Es dauert aber leider viereinhalb Tage, das Bild zu berechnen, und weil es zu große Datenmengen darstellt, kann man auch nicht vor- und zurückspulen. Hört sich bescheuert an? Moment. Wird noch schlimmer.
Es stellt sich nämlich heraus, dass Carlin sich gar keinen statischen „Film" ansieht, sondern durch ein Wurmloch in die Vergangenheit schaut.
Natürlich benutzen die Herren Bundesangestellten die Apparatur erstmal dazu, um dem zukünftigem Opfer beim Duschen zuzuschauen - na klar, Supermans Röntgenblick ist nicht umsonst die favorisierte Superkraft bei allen pubertierenden Jungs...
Nachdem man dann auch bald - im Film liegt hier in Wirklichkeit einiges an Leerlauf, mit dem ein oder anderem abstrusen Gedanken (wie etwa der „Mobileinheit") - den Terroristen (Caviezel) findet, identifiziert und dingfest macht, ist für das FBI eigentlich der Fall erledigt.
Doch Carlin hat sich natürlich in die hübsche Leiche verguckt (wahrscheinlich spätestens beim Duschen) und kann sich nicht mit ihrem Tod abfinden, nachdem er schon seinen Partner dem Terroristen in die Fänge gejagt hat. Mit Hilfe des ewigen Querdenkers in so einer Truppe (Goldberg), versucht er in „bester" Timecop-Manier den Anschlag zu verhindern und Frau Leiche vor dem Tod zu retten.
Nach einem recht flott inszenierten Abschlussviertel rast der Film schnurstracks auf das Standard-Aufopferungsende zu, dass im jüngeren Post-9-11 Hollywoodkino so populär geworden ist. Der glorreiche Heldentod, ich kann es nicht mehr sehen. Und das Ganze wird auch noch dadurch endgültig ad absurdum geführt, dass Carlin am Ende gar nicht wirklich tot ist. Da hat das Studio dann wohl doch lieber auf die sichere Schiene Happy End gesetzt.
Logik? Normalerweise bin ich nicht wirklich kleinlich, was die Logik im Plot angeht. Wenn der Film mich unterhält, bin ich vollauf zufrieden, auch wenn es das ein oder andere Logikloch gibt.
Aber dieser Film, der nicht wirklich weiß, ob er ein Action- oder ein Sci-Fi-Thriller sein möchte, beleidigt die Intelligenz des Zuschauers so dermaßen und durchgehend von der ersten bis zur letzten Minute, dass es kaum auszuhalten ist. Eine Wahnsinnsbegründung für das eben Gesehene folgt der nächsten, dann wird großartig über die Auswirkungen und Gefahren eines Eingriffs in die Vergangenheit schwadroniert, nur um es an blutigen Lappen und Magnetbuchstaben am Kühlschrank zu demonstrieren, aber bei dem Tod von Menschen dann doch komplett außer Acht zu lassen. Selbst der schon angesprochene Timecop ist in dieser Hinsicht weitaus durchdachter.
Selbst für gesenkte Ansprüche, selbst für hirnloses Popcornkino verfehlt Deja Vu das Klassenziel. Daher gibt es von mir hier nur gnädige 3 Punkte.