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Zeitreise-Filme kränkeln allesamt meistens an einem Punkt: Unlogik. Wie soll man die Vergangenheit verändern können, wenn alles Passierte zu dem führt, was wir Gegenwart nennen? Soll sich eine Art Paralleluniversum auftun, in dem die veränderte Vergangenheit weitergeführt wird, oder wird die Welt, in der wir leben einfach komplett verändert oder gar zerstört? Wie dem auch sei, Zeitreisen bilden immer wieder Vorlagen für Hollywood-Blockbuster: Sei es in Komödien wie „Zurück in die Zukunft“ oder „Bill und Ted´s verrückte Reise durch die Zeit“ oder ernsthafteren Filmen wie „The Time Machine“, „Terminator“ oder „12 Monkeys“, die versuchen das Paradoxon des Zeitreisens kritisch zu hinterfragen, um zu der Lösung zu kommen, dass die Vergangenheit einfach nicht veränderbar ist.
Auch die neue Co-Produktion von Tony Scott und Jerry Bruckheimer („Top Gun“) nimmt sich des Themas Zeitreisen an, und ist bemüht dem Ganzen einen möglichst realistischen Anstrich zu verpassen.

Haupt- und Angelpunkt der Geschichte bildet eine Fährenexplosion in New Orleans, die über 500 Passagieren das Leben kostet. Wie sich herausstellt, handelte es sich dabei um einen Anschlag. Des Weiteren wird am Tatort eine Leiche gefunden, die auf mysteriöse Art und Weise mit dem Anschlag in Verbindung steht. Der ATF-Agent Carlin (Denzel Washington) wird an den Tatort gerufen, um das Mysterium zu klären und gerät schon bald in Verbindung mit dem FBI-Agenten Pryzwarra (Val Kilmer), der ihm eine unglaubliche, neue Technologie präsentiert: Ein Gerät, mit dem man in die Vergangenheit sehen kann. Ist das die Möglichkeit den Fall zu klären und die Attentäter ausfindig zu machen? Oder gibt es sogar eine Möglichkeit den Anschlag zu verhindern?

Tony Scott, der in letzter Zeit vor allem durch seinen Hang zur Überästhetisierung auffiel, schlägt hier wieder ein paar Gänge zurück. Zwar setzt er immer noch diverse Stilmittel ein, doch die Reizüberflutung eines „Domino“ wird zum Glück zu keiner Zeit erreicht. Das ist auch gut so, denn so kann man sich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren, welche vor allem durch den Aspekt des Zeitreisens für kleinere Verwirrungen sorgen könnte. Die vielen Zeitreise-Theorien, die hier aufgestellt werden, dürften für Otto-Normal-Filmegucker ebenso chinesisch sein, wie für Denzel Washington in der Rolle des ATF-Agenten… Nichtsdestotrotz sorgt der Science-Fiction-Aspekt für frischen Wind im Thriller-Genre und hält auch den einen oder anderen Knalleffekt bereit.
Denzel Washington ist dabei einmal mehr Sympathieträger und verkörpert den Ermittler mit der ihm gegebenen Genialität äußerst solide. Mit Val Kilmer und James Caviezel ist der Film auch in den Nebenrollen perfekt besetzt, auch wenn Letztere in ihren Rollen etwas zu kurz kommen.

Um jedoch Missverständnisse auszuräumen: Bei diesem Film handelt es sich um einen typischen Vertreter des Science-Fiction. Und wie eingangs erwähnt kranken solche Filme meist auch an der ihr innewohnenden Unlogik. Für viele Anhänger des Thiller-Genres könnte dies zu Kopfschütteln oder dem frühzeitigem Abschalten des Filmes führen. Wer sich jedoch darauf einlässt, bekommt einen (im Rahmen seines Genres) plausiblen Zeitreise-Thriller geboten, der zudem auch einige Actionszenen zu bieten hat, die Scott mit seinem gewohnten Sinn für das Optische sehr spektakulär in Szene setzte. Vor allem die Explosion gleich zu Beginn des Filmes ist audiovisuell äußerst beeindruckend in Szene gesetzt. Aber auch die Autoverfolgungsjagd in der Mitte des Filmes ist schon alleine von ihrer Idee äußerst reizvoll, denn Agent Carlin (Washington) muss hier einerseits den Attentäter in der Vergangenheit verfolgen, und andererseits auf den Verkehr in der Gegenwart achten. Wie genau das geht, sollte man schon selbst gesehen haben.
Auch ansonsten verfallen die Actionszenen nie zum Selbstzweck, sondern sind gut über den Film verteilt und immer konvenabel zu den Handlungen der Darsteller. Hier darf dann auch Tony Scotts Stammkomponist Harry Gregson-Williams glänzen, der mit seinem treibenden Score die spektakulären Bilder gut ergänzt und zusätzlich für Spannung sorgt.
Das Setting ist mit New Orleans ebenfalls äußerst ansprechend gewählt, denn so sorgt gerade die Fährenexplosion für zusätzliche Dramatik, denn die anschließenden Bilder der Verwüstung lassen einem sofort wieder jene Bilder durch den Kopf jagen, die Hurrikane „Katrina“ kurz vor den Dreharbeiten anrichtete.

So spannend die Story auch ist, so leistet sich Scott vor allem gegen Schluss einige Patzer, denn es ist gerade das Ende, welches dem Film viel von seiner Intensität nimmt. Hätte man die Story hier etwas konsequenter weiter verfolgt, so wäre atmosphärisch noch viel mehr heraus zu holen gewesen.
Auch die an sich interessante Rolle des James Caviezel als Attentäter wird leider vernachlässigt, was vor allem an der geringen Screentime liegen mag. Die wirklichen Hintergründe seiner Taten bleiben weitgehend unbekannt. Hier hätte noch etwas mehr Feinzeichnung gut getan.

Doch bei all der Kritik an Story, Charakterzeichnung und Logik, so handelt es sich ja immer noch um einen Hollywood-Blockbuster, der sich trotz allem immer noch wohltuend vom üblichen Genre-Einerlei abhebt und durch seine kluge Story und der äußerst spektakulären Inszenierung brilliert. Man wird also sehr gut unterhalten – sofern man sich drauf einlässt.

7/10

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