Das Phänomen des Zeitreisens wurde schon in unheimlich vielen Filmen, auf die unterschiedlichste Art und Weise, aufgefahren. Sei es Robert Zemeckis Zeitreise-Mär "Zurück in die Zukunft", in denen ein verrückter Wissenschaftler und ein junger Teenie sich aufmachen, die Vergangenheit zu erforschen. Sei es Bill Murray, mit seinem ständig wiederkehrendem Murmeltiertag oder James Belushis Reise durch die Zeit in "Retroactive". Der Traum des Zeitreisen ist stetig präsent und kann zumindest in Hollywood wahr werden. Als letztes machte sich nun Action-Spezi Tony Scott daran, seinen Beitrag zur Thematik zu stiften. "Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit", der neue Zeitreiseblockbuster mit Superstar Denzel Washington, im typischen Scottstil. Das heißt Megaspannung mit visuellem Prachtbombast in eleganter Aufmachung. Aber dieses mal auch mit einem Megahang zum Abstrusen bzw. regelrecht Blödsinnigen.
"Deja Vu" ist eigentlich mal wieder ein Beweis dafür, wie man eigentlich höchstrangigen Schwachsinn, auf wundersame Art und Weise spannend und interessant machen kann, denn wenn man mal ehrlich ist, ist die Geschichte an sich purer Stuss, selbst für einen Zeitreisefilm. Es geht um einen Agenten, der, nach einem Attentat auf ein Passagierschiff, zu den Ermittlungen hinzugezogen wird und dabei mit einer totalen Neuheit in Sachen Verbrechensaufklärung konfrontiert wird. Nämlich mit der Echtzeitverfolgung der Geschehnisse in 4 Tagen Vergangenheit. Und nicht nur das, er kann mit dieser Methode sogar die Vergangenheit verändern. Also versucht er nun alles, um das Attentat zu verhindern und schreckt dabei nicht einmal davor zurück, sich selbst in die Vergangenheit zu manövrieren. Und die Dinge nehmen seinen Lauf... Wirkliche Innovationen, eine verhältnismäßig sinnvolle Aufklärung der Frage "Wie ist das überhaupt möglich?", sowie sonst jeglichen Realismus, all das hat Tony Scotts neuster Streich nicht zu bieten. Eher im Gegenteil. Eigentlich stapeln sich in diesem Skript die abstrusen Ideen nur so auf einem Haufen. Und doch funktioniert der ganze Schmarrn irgendwo. Denn die Zusammensetzung stimmt und bietet Nervenkitzel und Spannung pur.
Dabei ist es vor allem die gute erste Stunde, die wirklich mächtig überzeugen kann. Die Erkenntnis der Manipulationsmöglichkeit in der Verganenheit wird hier sehr sauber aufgebaut und kann durchaus für Gänsehaut auf dem Rücken sorgen. Vor allem die Echtzeitverfolgung der Vergangenheit, sowie die völlige Kontrollfreiheit der gezeigten Bilder, machen unheimlich Laune beim zusehen. Das liegt vor allem daran, dass das Treiben immer mehr interessante Fragen aufbaut, immer wieder kleinere Wendungen zu bieten hat und auch sonst wirklich alles besitzt, was man von einem spannenden Thriller erwarten kann. Auch wenn einem dabei das innere Kopfschütteln, der (wie schon gesagt, eigentlich wirklich total schwachsinnigen) Dinge die man gerade zu Gesicht bekommt, nicht verwehren kann, so ist man trotzdem mit viel Elan dabei und sieht der, vorerst noch kleineren, Veränderungen der Vergangenheit gerne zu, auch wenn sich die Logik bereits nach dem Vorspann verabschiedet hat, selbst bei den Szenen, die eigentlich nichts mit der Zeitreiserei zu tun hat. So bleibt der Truck halt auch nach dem fünften Crash noch vollkommen heil und der Insasse hat keinerlei Kratzer, während die Autos Drumherum allesamt in Flammen aufgehen. Aber nun gut, das ist eben Film.
Während es dann in der zweiten Filmhälfte vorzüglich um die Verfolgung des Täters und der Rettung eines seiner Opfer geht, dreht sich die Spannungsschraube aber nun doch um einige Umdrehungen zurück, denn aus der anfänglichen Faszination, wird dann leider doch recht schnell Routine und Scott verwandelt seinen Thriller noch für einige Minuten in einen reinrassigen Actionfilm, der ebenfalls heftigst an seiner Nachvollziehbarkeit krankt und dabei zudem nun eben auch anfänglichen Werte vermissen lässt. Aber wenigstens bemüht man sich, auf die meisten Fragen der ersten Filmhälfte eine Antwort zu finden. Dennoch, ein wenig mehr Spielerei mit der Zeitreisethematik wäre auch in dieser Hälfte angebracht gewesen.
Aber nun gut, alles in allem kann Scott bei seinem "Deja Vu" vor allem wieder mit seiner Optik protzen, denn die hat er nun einmal inne und verwöhnt den Zuschauer auch hier wieder mit allerhand visuellen Spielchen. Egal ob es nun der eigentlich durchgehende und passende Einsatz verschiedenster Farbfilter ist, ob es all die wilden Kamerafahrten sind, die schnellen Schnitte oder einfach nur die Auswahl und Ausleuchtung der einzelnen Sets. Was die visuelle Komponente angeht, hat Scott wieder einmal allerhand Hebel in Bewegung gesetzt, um den Zuschauer etwas fürs Auge bieten zu können. Auch wenn er bei seinen früheren Filmen durchaus schon besser war, so ist es doch eine Freude, ihm bei seinem Spielereien wieder einmal zuzuschauen. Und damit die Akustik in keinster Weise zurückstecken muss, ist auch der Score wirklich exzellent gelungen.
Der nun alles in allem doch überwiegend gute Gesamteindruck wird zum Schluss dann noch von seinen tollen Darstellern abgerundet. Denzel Washington ist z. Bsp. wieder einmal absolut großartig in seiner Performance und gehört, ohne Frage, mit zu den besten afroamerikanischen Darstellern, die Hollywood derzeit zu bieten hat. Zu jeder Sekunde nimmt man ihm den zu allen bereiten Cop ab, ohne auch nur einmal auf die Idee zu kommen, dass es ja eigentlich nur ein Darsteller ist, dem man im Moment bei der Arbeit zuschaut. Des weiteren gibt es dann noch ein paar bekannte Gesichter wie Val Kilmer, James Caviezel oder auch Bruce Greenwood, die ebenfalls allesamt überzeugen können. Gut so!
Fazit: Auch wenn die Geschichte an sich eigentlich saudämlich ist, so kann "Deja Vu" unterm Strich dennoch gute und äußerst spannende Unterhaltung bieten. Das liegt zum einen an der doch recht gelungenen Szenenzusammensetzung des Drehbuchs, die vor allem in seiner ersten Hälfte überzeugt, sowie der einmal mehr als sauberen Inszenierung Tony Scotts in Sachen Ton und, vor allem(!), Bild. Dazu eine exzellente Schauspielercrew und schon wird aus dem eigentlich reinen Blödsinn, ein äußerst schweisstreibendes Unterfangen. Nur allzu stark über das gerade Gesehene nachdenken, dass sollte man lieber nicht.
Wertung: 7/10 Punkte